Ich setzte meinen Fuß auf die erste Stufe und schon spürte ich jeden einzelnen Muskel.„Ach du scheiße! Mir tut alles weh!"
Lily die hinter mir stand lachte, aber als sie, sowie ich, die erste Stufe hinab stieg, blieb sie stehen und verzog ihr Gesicht.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich den heutigen Tag überleben werde."
„Ich auch nicht. Ich habe den Muskelkater vorher aber auch nicht richtig gemerkt und jetzt an der Treppe..."
Ich setzte mich stöhnend in Bewegung, um die anderen Treppen runterzugehen. Lily tat es mir gleich.
„Geht mir genauso.", sagte sie.
Wir liefen ächzend weiter bis in den Frühstücksraum. Wir nahmen uns einen Teller und schaufelten uns so viel drauf von den ganzen leckeren Sachen wie drauf passten, damit wir nicht nochmal aufstehen mussten. Wir setzten uns wieder an unseren Tisch von gestern. Es waren schon ein paar andere Schüler zu sehen, aber die Meisten waren noch nicht da. Unser Tisch war auch leer. Ich biss genüsslich in mein Schokocroissant, als der Stuhl neben mir zurückgezogen wurde. Ich schaute hoch und entdeckte Vini.
„Morgen.", brummte er.
Seine Haare standen in alle Richtungen ab und auch so sah er ziemlich müde aus.
„Morgen.", grüßten Lily und ich zurück.
Vini aß schweigend ohne eine Reaktion zu zeigen. Kurze Zeit später setzten sich Linus und Leo an unseren Tisch. Linus brummte ebenfalls ein „Morgen", während Leo viel fröhlicher war. Linus sah ähnlich aus wie Vini, nur dass er seine Haare besser im Griff hatte.
„Was ist denn mit euch los?", fragte Lily die Jungs.
„Leo ist nicht nur unordentlich. Er schnarcht auch noch.", brummte Vini.
„Mach ich gar nicht.", protestierte Leo.
„Doch machst du!", kam es einstimmig von Linus und Vini, die ihn böse ansahen.
„Außerdem woher willst du wissen, dass du es nicht machst? Du schläfst."
Wir drehten uns zu der Stimme um und sahen Noah, der sich an unseren Tisch setzte. Er sah nicht viel besser aus als Vini oder Linus. Seine Haare waren ebenfalls verstrubbelt. Ich richtete meinen Blick auf Lily, die ihn ein wenig überrascht ansah. Vielleicht ist das der erste Schritt zur Besserung.
Als wir alle fertig waren, standen wir auf und gingen wieder nach oben. Wir quälten uns alle die Treppen rauf, außer Linus. Ihm schien das ganze nichts gemacht zu haben. Er lief leichtfüßig die Treppen hoch. Die Anderen gingen in ihre Zimmer und Linus wollte auch verschwinden, aber ich hielt ihm am Arm zurück.
„Können wir reden?"
Er sah mich leicht irritiert an. Dann schien ihm wohl klar zu sein, um was es sich handelte. Seine Miene veränderte sich. Ich wusste nicht, ob er wütend war oder nicht. Nichts in seinem Gesicht verriet ihn.
„Ok. Hol die Sachen, die du brauchst und wir treffen uns gleich wieder hier."
Ich nickte und er verschwand in seinem Zimmer. Im Flur war keiner mehr. Die Frage war jetzt nur noch wie ich alles erklären konnte. Ich muss mir irgendetwas einfallen lassen. Etwas das glaubwürdig ist, aber nicht mein Geheimnis verrät.
Unsere Zimmertür öffnete sich und Lily steckte ihren Kopf raus.
„Kommst du?"
Ich nickte gedankenverloren und ging langsam auf unsere Zimmertür zu.
„Ist alles ok?"
„Ja, eigentlich schon", antwortete ich.
„Und? Habt ihr miteinander gesprochen?"
Lily sah mich neugierig an.
„Nein. Wir reden jetzt gleich."
Ich schnappte mir meine Wasserflasche und ein Handtuch.
„Viel Glück.", rief Lily noch, bevor ich die Tür aufmachte und sie wieder hinter mir schloss.
Linus stand an der gegenüberliegenden Wand angelehnt und starrte gedankenverloren durch die Gegend. Als er die Tür hörte fiel sein Blick auf mich. Wir liefen schweigend die Treppen runter bis nach draußen und ließen uns dort auf einer der Bänke fallen. Keiner von uns sagte etwas. Linus war derjenige, der das Schweigen durchbrach.
„Über was wolltest du mit mir reden?"
Er tat also auf unwissend. Ehrlich gesagt konnte ich es ihm nicht verübeln. An seiner Stelle wäre ich richtig sauer und hätte kein Wort mehr mit mir geredet.
„Über gestern Abend."
Er sagte nichts. Nur mit einer Handbewegung deutete er mir weiterzureden.
„Es tut mir leid, dass ich weggerannt bin. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, wie ich es dir erklären soll. Es ist kompliziert."
„War es wegen meiner Art? Ich weiß, dass ich mich manchmal wie ein Arschloch aufführe, aber ich bin selber unsicher und weiß nicht was ich machen soll."
Das war ein krasses Geständnis und ich habe es noch nicht einmal verlangt.
„Es ist nicht deshalb. Ich habe es versucht darauf zu schieben, aber das ist es nicht. Ich finde dich echt nett und ich würde auch gerne mit dir ausgehen, dich besser kennen lernen."
Ich spielte nervös mit meinen Händen.
„Hei, du kannst mir alles sagen. Du kannst mir vertrauen."
Ich schaute in seine Augen und man sah an seinem Blick, dass er es ernst meinte.
„Ich bekomme Probleme, wenn ich Leute zu nahe an mich ranlasse."
Er sah mich leicht verdutzt an.
„Warum?"
„Ich kann es dir nicht sagen."
„Meinst du es gibt keine Möglichkeit es trotzdem zu versuchen? Weißt du ich mag dich echt gerne."
„Ich dich doch auch." Ich seufzte.
Vielleicht ginge es trotzdem. Ich musste das ganze nur vor meinem Vater verheimlichen.
„Na gut. Wir können es versuchen, aber nur, wenn du keine Fragen mehr darüber stellst, warum ich Probleme bekomme. Versprochen?"
„Versprochen."
Er lächelte glücklich und ich erwiderte sein Lächeln.
„Wir sollten zum Stadion, sonst bekommen wir noch ärger."
Linus stand auf und ich folgte seinem Beispiel. Zusammen gingen wir zum Stadion. Ich hoffte wirklich, dass alles gut lief.
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Fuck you!
Teen Fiction„Ich lass dich erst los, wenn du mir sagst, warum du so kalt bist und was ich dir getan hab!" Er sah mich ernst an. „Das kann dir doch egal sein!" „Mir ist es aber nicht egal!" „Sollte es aber!" Ein aggressiver Vater, eine tote Mutter und feige Brü...