Maddies POV
„Du hast was?"
Lily war total entsetzt, als ich ihr am nächsten Morgen alles erzählte. Ich war gestern erst spät wieder zurückgegangen. Ich brauchte die Zeit, um über alles nachzudenken. Das hört sich vielleicht seltsam an, aber ich bin alle Situationen, die passieren könnten durchgegangen. Ich war mir sicher, dass ich das Richtige gemacht hatte. Doch Lilys Reaktion verunsicherte mich. War die Entscheidung vielleicht zu egoistisch? Ich denke nicht. Es ist besser, wenn ich niemanden zu Nahe an mich ranlasse. Ich schützte sie auch damit. Ich will nicht, dass Dad ausrastet und sie vielleicht auch noch schlägt.
Manchmal würde ich am liebsten jemanden davon erzählen. Wären meine Brüder nicht abgehauen, hätte ich mit ihnen darüber sprechen können und sie hätten mir geholfen, aber noch nicht mal ihnen konnte ich vertrauen. Als ich sie am meisten gebraucht habe, sind sie ausgezogen. Vielleicht ist das auch der Grund warum ich den Leuten nicht vertraute. Ich wurde schon einmal enttäuscht und ich brauche keine zweite Enttäuschung. Außerdem gibt es da noch viele, die meinen, dass sie wüssten wie ich mich fühle. Es kann aber niemand nachvollziehen, der es nicht selbst erlebt hat.
Die meisten Eltern lieben ihre Kinder und behandeln sie auch dementsprechend wie kleine Prinzen und Prinzessinnen. Sie werden nur mal sauer, wenn das Kind sich nicht benimmt. Aber auch das zeigt eigentlich nur, wie sehr sie ihre Kinder lieben. Sie würden sie gegen nichts in der Welt tauschen. Niemand versteht meine Situation, wenn man nicht mit dieser Liebe aufgewachsen ist. Alle die diese Liebe spüren durften verstehen nicht, wie es ist, wenn man nur mit Hass aufwächst. Sie könnten sich nie in meine Lage versetzen. Sie haben davon keine Ahnung und genau deshalb kann ich nichts erzählen.
Außerdem würden sie mich von meinem Vater trennen und ich habe immer noch diese Hoffnung, dass alles gut wird. Vor allem wenn man bedenkt, wie er sich die letzten Tage verhalten hat. Klar will ich ausziehen, aber er ist immer noch mein Vater und ich liebe ihn trotzdem. Das ist ein weiterer Grund warum ich mit niemanden darüber sprechen kann. Sie verstehen nicht, wie man jemanden lieben kann, der einen so mies behandelt. Deshalb will ich nichts sagen.
„Spinnst du eigentlich? Er mag dich und du weist ihn so zurück! Ihr hattet DEN besonderen Moment und du haust einfach ab? Was ist bei dir eigentlich falsch gelaufen? Bist du auf den Kopf gefallen? Das glaube ich nämlich so langsam! Das ist doch nicht normal! Du wirst dich bei ihm entschuldigen! Sofort! Das kann doch nicht sein!"
Lily war gerade so richtig in Fahrt und ließ sich auch nicht beruhigen. Sie warf mir alles mögliche gegen den Kopf während sie vor mir auf und ab durch das Zimmer lief. Ich saß auf meinem Bett und sagte währenddessen nichts. Lily führte sich auf, als hätte ich den schlimmsten Fehler meines Lebens gemacht.
„Warum? Kannst du mir das erklären? Kannst du es denn erklären?"
Lily sah mich erwartungsvoll an, während sie sich direkt vor mir aufbaute. Um ehrlich zu sein, hatte ich ein wenig Angst vor ihr. Sie sah aus, als würde sie mich schlagen wollen.
„Antworte!"
Sie wurde ungeduldiger.
„Ich...ich...", stotterte ich.
Wow! Sie machte mir echt Angst. Ich fange sogar schon an zu stottern.
„Du! Du! Was?"
Sie hatte einen wütenden Blick aufgesetzt und versuchte mich wahrscheinlich gerade damit umzubringen.
„Ich kann es dir nicht genau sagen, aber es gibt da eine Sache, die das alles komplizierter macht. Ich würde richtige Probleme bekommen. Wenn er warten würde, gäbe es diese Probleme nicht mehr und das wäre frühestens in einem halben Jahr."
„Wie groß sind die Probleme?"
„Sehr groß."
Plötzlich veränderte sich ihr Blick und sie ließ sich seufzend neben mir nieder. Sie wirkte traurig.
„Probleme können eine Beziehung zerstören und wenn man es vorher verhindern kann, ist es vielleicht nicht so schlecht."
„Gab es zwischen dir und Noah auch Probleme?"
Sie nickte. „Wäre da diese eine Sache nicht, wären wir noch zusammen, aber lass uns über etwas anderes reden."
Ich merkte, dass sie nicht so gerne darüber sprach. Deshalb ließ ich sie in Ruhe. Wir schwiegen eine Weile und jeder hing seinen Gedanken hinterher.
„Vielleicht versuchst du es Linus einfach zu erklären. Es gibt womöglich eine Lösung für dieses Problem. Auf jeden Fall solltest du mit ihm sprechen. Nicht das er denkt, dass alles seine Schuld ist.", löste Lily das Schweigen.
„Wahrscheinlich hast du recht!"
Vielleicht hatte Lily ja recht und es gab wirklich eine Lösung. Um ehrlich zu sein will ich Linus nicht so schnell verlieren. Er scheint mich wirklich zu mögen und ich mag ihn auch. So etwas gibt es nicht so oft.
„Ich habe recht. Immerhin weiß ich von was ich rede. Noah hat zum Beispiel ein Vertrauensproblem, da er schlimme Erfahrungen gemacht hat. Wir haben den Fehler gemacht und nicht darüber geredet und deshalb solltest du es anders machen."
Jetzt hatte sie es mir doch erzählt.
„Ich will dich nicht mit meinen Problemen belasten. Sorg dafür, dass das mit Linus gut ausgeht."
„Du belastest mich nicht damit. Du kannst immer mit mir reden. Ich höre dir zu."
Ich strich ihr über den Rücken. Ich wollte ihr zeigen, dass ich für sie da bin.
„Danke."
Sie lächelte mich an.
„Ich muss dir danken. Du schlägst dich mit meinen Problemen rum."
Sie lachte.
„Das lenkt mich ab und ich will wenigstens, dass eine von uns glücklich wird."
Sie umarmte mich. Sie ist eine wirklich gute Freundin und ich hoffe, dass wir das auch noch bleiben, wenn die Championships vorbei sind. Ich mochte sie.
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Fuck you!
Teen Fiction„Ich lass dich erst los, wenn du mir sagst, warum du so kalt bist und was ich dir getan hab!" Er sah mich ernst an. „Das kann dir doch egal sein!" „Mir ist es aber nicht egal!" „Sollte es aber!" Ein aggressiver Vater, eine tote Mutter und feige Brü...