Wir waren noch lange am Markt geblieben und es war dunkel. Ich verfressenes Kind hatte Lust auf Suppe und bettelte meinen neuen Freund an mit mir die Zutaten zu kaufen. Er hatte ja vorher gesagt, dass ich weiterhin Menschennahrung aufnehmen kann.
„Henry?" fragte ich mit verstellter Stimme.
„Ja, Audra?" fragte er mich mit der gleichen Stimme zurück. Ich musste lachen. Unglaublich wie mir dieser Kerl den Kopf verdrehte, wir kannten uns gerade mal ein paar Stunden. Naja vor einem Monat vor meiner Verwandlung haben wir ja auch schon geredet. Ach was das kann man nicht wirklich mitzählen.
„Wo werden wir den eigentlich wohnen?" fragte ich nun wieder mit normaler Stimme.
Er sah mich geschockt an „Oh... daran habe ich gar nicht gedacht." Ähm okay. Ich bin hier zusammen mit einem Fremden, der mein neuer bester Freund geworden ist und wir hatten null Ahnung wohin wir gehen können.
„Ähm und was machen wir jetzt?" er überlegte kurz und antwortete: „Wir können zu einem Freund von mir. Er wohnt nicht weit weg." Ich war beruhigt ich war es nun einfach nicht gewohnt von einem Moment auf den anderen auf der Straße zu stehen. Meine Familie war immer wohlhabend gewesen und wir mussten uns nie darum kümmern.
Er nahm meine Hand wieder und ein kleiner Schauer kroch mir über die Haut. Seine Hand war kühl, genau wie meine. Aber dieser eine kurze Moment reichte aus um mein ganzes, neues Leben zu verändern.
Scheiße, ich habe meine Kontrolle verloren und meine hellbraunen Haare und die violetten Augen kamen zum Vorschein. Dies merkte ich aber erst als mich die letzten Besucher des Marktes anstarrten und anfingen zum schreien. Ich sah geschockt zu Henry der mich schnell aufhob und mit mir wegrennen wollte. Doch nicht umsonst wurden die einfachen Bürger dieses Dorfes „geborene Ritter" genannt. Hier war so gut wie keiner schwach. Noch bevor ich reagieren konnte, sank ich mit Henry in den Armen auf den Boden. Die Leute stürmten mit ihren Mistgabeln und Dolchen zu uns. Sie hatten ihm einen kleinen Dolch in den Rücken gerammt. Ich schrie auf.
Nein.
Nein, nicht jetzt. Er war das einzige was ich habe. Die Bürger wurden lauter und ich konnte vereinzelt meinen Namen aus dem Geschrei hören. Sie erkannten mich. Kein Wunder ich war früher oft und gerne hier. Die Tränen schossen mir nur so die bleichen Wangen hinab.
„Henry, nein du darfst nicht gehen. Lass mich nicht alleine." Schrie ich. Ich rüttelte an ihm und er sah mir in die Augen. Seine wunderschönen dunkelbraunen Augen mit den atemberaubenden violetten Sprenkeln trafen meine und er formte mit den Lippen das Wort ‚lauf'. Mittlerweile waren die Menschen gefährlich nahe gekommen. Gleich würden sie mich anfassen und das würde mein Todesurteil sein. Doch ich wollte weiter kämpfen. Für Henry. Für Mutter und Vater und für meine Schwester. Ich sprang schnell auf, sah ein letztes Mal zu Henry und formte ein ‚Tut mir Leid'. Ich schluchzte laut und schubste die Menschen weg. Teilweise berührte ich Stoff. Teilweise die blanke Haut. Ein unbeschreiblicher Schmerz breitete sich aus und ich stöhnte auf. Oh verdammt, tut das weh. Nach gefühlten Stunden kam ich aus dem Gewirr von Menschen hinaus und war frei. Ein letztes Mal blickte ich zurück. Ich hörte ihn Schreien. Mein totes Herz brach mir entzwei. Das Schicksal ist echt ein verdammt mieser Verräter. Aber ich musste weiter. Ich sammelte meine Kraft und versuchte in Vampir – Speed wegzurennen. Es gelang mir halbwegs. Ein Gefühl der Freiheit machte sich in mir breit. Ich rannte und rannte irgendwann an einer Waldlichtung auf einem Hügel blieb ich stehen. Ich blickte in die Richtung aus der ich kam. In der Ferne sah ich ein grelles Licht. Feuer. Wieder drängten sich die Tränen aus meinen Augen und ich brach zusammen. Zusammengekauert lag ich da und schrie und weinte. Es tat verdammt weh den letzten Menschen zu verlieren denn man hat. Bis zum Sonnenaufgang blieb ich einfach so liegen. Diese Wärme in meinem Herzen war verpufft. Gerade noch wenn ich an meine Eltern denke, wird mir warm ums Herz. Ich musste zu ihnen. Mir egal ob sie mich hassen. Im normalen Menschentempo ging ich wieder zurück zum Dorf. Je näher ich kam desto mehr roch ich diesen verdammten Geruch von Tod. Kein Zweifel mehr, Henry hatte es nicht weggeschafft. Es war noch sehr früh als ich an der Burg ankam. Trotzdem klopfte ich mit dem massiven Eisenring gegen das beeindruckend, große Tor. Das Tor öffnete sich langsam und unser Küchengehilfe öffnete sie einen Spalt. Als er mich erblickte wurde sein Blick Angst erfüllt und er versuchte mir das Tor vor der Nase zuzuschlagen. Doch ich hatte ja nun meine super Vampir Kräfte und trat dagegen. Das Tor schleuderte auf und der Gehilfe konnte sich noch gerade in Sicherheit bringen.
„Ich will mit meinen Eltern reden." Sagte ich leise. Sein Gesicht wurde traurig und nervös. Er antwortete nicht und mir wurde mulmig. Trotzdem wiederholte ich mich.
„Ähm. Sie... sie wurden auf den Marktplatz gebracht. E...ebenso ihre Schwester." Ich sah ihn mit großen Augen an.
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Das Schicksal kann mich mal
VampireIch hab nichts mehr. Rein gar nichts mehr. Keine Freunde. Keine Familie. Nur mehr die Drogen helfen mir ein wenig das Vergangene zu vergessen. Ich wollte nie so ein beschissenes Leben führen aber natürlich kam alles anders. Ein Leben als Vampir kann...