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Der restliche Tag verlief ganz okay, doch der Blick des Jungen verfolgte mich. Immer wenn ich zu ihm sah, blickte er schnell weg. Er hatte etwas an sich. Etwas Mysteriöses... So gut wie jede Stunde saß ich neben diesen Lasse. Er dürfte nicht gerade beliebt sein. Ebenfalls seine Blicke ließen mich nicht kalt. Seit dem Vorfall vor der Schule redete keiner ein Wort mit mir und auch die Lehrer waren sichtlich schockiert und ignorierten. Ich wusste das dies gewagt war, doch ich konnte nicht anders. Er hat mich angefasst, mich erniedrigen wollen. Nein, so etwas lass ich nicht mit mir machen. Es läutete gerade und das heißt, dass ich jetzt aus habe. Ich schnappte meine Tasche und stürmte hinaus. Während ich zu meinem Fahrrad nahm ich noch ein paar Schlucke aus dem Flachmann. Ich seufzte auf und spürte wie mich jemand rempelte und mir einen Zettel in die Tasche schob. Ich regte mich auf doch demjenigen war es herzlichst egal. Als ich bei meinem Rad angekommen war, sah ich mir den Zettel an. Es war mit schlampiger Schrift eine Telefonnummer darauf geschrieben. Ebenfalls stand ‚Ruf mich an!' darauf. Mal sehen... Ich schnappte meine Kopfhörer und mein Handy hinaus und schwang mich auf das wacklige Teil und fuhr gemütlich Richtung nachhause. Es war nicht viel los auf den Straßen Stockholms. Ach wie ich diese ruhige Atmosphäre hier genieße.

Nach einer halben Stunde war ich wieder vor meiner Haustür. Der muffelige Geruch des alten Hauses peitschte mir entgegen. Kein Wunder das die Miete so billig ist... Ich schloss die Tür auf und schnappte mir den Stoff den ich mir gestern geholt habe. Haschisch. Es war schwach. Zu schwach aber dennoch reichte es mir derweil. Schnell stopfte ich mir einen Joint und zündete ihn an. Drogen hatten bei Vampiren zwar eine schwächere und nicht so langanhaltende Wirkung aber das machte mir nicht wirklich etwas aus. Sofort beruhigte ich mich und meine Muskeln entspannten sich. Was Pflanzen nur mit uns anstellen können... Als er fertig geraucht war, fühlte ich mich gut. Sehr gut, berauscht. Ich schaltete meine Musikanlage und nahm mir ein Buch und las ein wenig. Ich wusste zwar das es sich nicht auszahlte aber irgendwie muss ich mir ja die Zeit vertreiben.

17:00 mein Wecker läutete und mein Rausch war so gut wie verklungen. Ach ja heute ist ja Montag das heißt... Abendschicht im Café. Schnell zog ich meine Arbeitskleidung aus dem Kasten und verschwand im Badezimmer. Ich mochte mein dunkelblaues Rockabilly Kleid. Jeder Mitarbeiter musste irgendwie Vintage gekleidet sein. Ich stürmte aus dem Bad und holte mir meine Pumps. Mein Handy stopfte ich in die Tasche und stürmte schon aus der Wohnung. Das Café war zehn Minuten entfernt und ich beeilte mich. Ja ich war spät dran...

Elegant schlüpfte ich durch die Tür und der Duft von frischem Kaffee und Kuchen strömte mir entgegen. Ach wie ich diesen Geruch liebe. Ich begrüßte Isabelle, meine Chefin und machte mich schon an die Bestellungen. Es war viel los und ich rannte so gut wie denn ganzen Abend durch das Lokal. Gegen 22 Uhr lockerte sich das Getümmel und ich konnte mich etwas ausruhen. Meine Gedanken glitten zu dem Zettel zurück. Soll ich anrufen? Scheiß drauf, wird schon schiefgehen. Ich holte mein Handy und das Blatt aus der Tasche und setzte mich vors Café. Kühler Wind umspielte meine nackten Beine und es tat unheimlich gut.

...371... fertig. Tüt. Tüt.

„Hallo?" fragte ich.

„Ähm. Hey. Du hast angerufen." Und ich konnte mir sein Grinsen vorstellen. Der Junge vom Hof...

„Wie wäre es mit vorstellen?" fragte ich kalt wie immer.

„Ach Audra. Sei doch mal nicht so kalt. Ich bin Alex." Sagte er und lachte. Meine Miene verdüsterte sich.

„So bin ich halt. Da kann niemand was daran ändern." Zischte ich.

„Ruhig, Kleine. Ziehe die Krallen ein." Meine Wut wurde immer größer. Er will mich doch nur provozieren.

„Was passiert wenn ich das nicht mache?"

„Dann werde ich dich dazu bringen." Flüsterte er verführerisch und eine heftige Gänsehaut durchfuhr mich. Ja ich Audra Wilde war sprachlos.

„Hat dir wohl die Sprache verschlagen, Prinzessin." erwiederte er belustigt. Sofort war die Wut wieder da.

„Nenn mich nicht so. Ich muss jetzt weiter arbeiten." Sagte ich schnell und wollte auflegen doch ich hörte ihn noch ein ‚Gute Nacht' sagen. Was war bloß los mit mir? Noch nie war ich sprachlos... Langsam ging ich wieder in das Café. Noch zwei Stunden. Ich war immer noch verwirrt und ließ mir einen Espresso runterlaufen denn ich in einem Zug leerte. Mein Mund brannte von der unglaublichen Hitze und ich musste leicht husten. Warum bin ich nur so blöd?

Die restlichen zwei Stunden vergingen elendig lange. Gerade schloss ich das Lokal ab und machte mich auf den Weg zurück als mein Handy kurz vibrierte. Ich sah drauf. Alex. Was will der schon wieder? Ich öffnete den Chat.

„Ich muss mit dir reden" Ähm... okay. Worüber will der Badboy der Schule mit mir reden? Schnell steckte ich es wieder zurück

„Audra ich weiß das du das gelesen hast." War zu lesen und ein schockiertes Emoji rundete diesen Satz noch ab.

„Ähm... worüber willst du reden?" schrieb ich nun zurück.

„Kann ich dir nicht schreiben. Wo bist du? Ich hole dich ab." WAS?! Nein ich fahre ganz sicher nicht mir ihm.

„Kannst du vergessen."

„Es ist wichtig, wirklich!" schrieb er.

„Wenn du schon reden willst komm zu mir." Und schrieb meine Adresse dazu. Ich wusste wie riskant das war. Eine 16 - Jährige wohnt alleine. In einem abgefuckten Haus... Irgendwie macht mir der Typ Angst.

„Ok bin gleich da." Mit Kuss Emoji. Ich verzog das Gesicht. Was für ein kranker Typ. Ich joggte durch die verlassenen Gassen Stockholms und war schon bald vor der Tür. Schon von weiten sah ich Alex davor stehen. Er beäugte mich und ich wurde rot. Warum wurde ich rot?

„Willst du weiter starren oder reden?" fragte ich ihn und zog eine Augenbraue hoch.

„Reden natürlich sonst hätte ich mich nicht um halb eins rausgeschlichen." Murmelte er und man merkte seine Nervosität. Ich schloss die Tür auf und rannte die Treppen hinauf. Er folgte mir dicht und ich spürte seinen Blick auf meinem Arsch.

„Wenn du weiter so glotzt kann ich für nichts garantieren." Sagte ich angepisst.

„Schon gut. Du bist nur so anziehend." Ich blieb sofort stehen und drehte mich blitzschnell um.

„Sag das nicht." Trauer und Wut war in meiner Stimme. Ich musste diesen Satz schon oft hören und ich verband nichts Gutes damit. Ich ging weiter und schloss meine Wohnung auf.

„Warum arbeitest du?" fragte er schließlich.

„Meine Eltern haben mich rausgeworfen und ich muss ja irgendwie meine Wohnung finanzieren." Erfand ich schnell. Ich hasste es zu lügen. Er nickte nur und übertrat die Türschwelle. Scheiße. Der Geruch vom Gras lag immer noch schwer in der Luft. Er lachte.

„Warum lachst du?" fragte ich und setzte mich auf mein Sofa.

„Die kleine Audra ist wohl doch nicht so unschuldig." sagte er, setzte sich neben mich und atmete tief ein.

„Lass mich doch und sag schon worüber du reden willst." Sagte ich schnippisch. Mir kommt es vor, dass er sich drückt. Sofort wurde er ernst und wieder nervös.

„I... Ich weiß das du anders bist." Scheiße. Woher weiß er das?

„Was meinst du?" flüsterte ich ängstlich.

„Deine Augen. Sie haben dich verraten." Sagte er und mein Herz rutschte mir in die Hose. „Ich weiß das du ein Vampir bist, Audra." Fuck...

Das Schicksal kann mich malWo Geschichten leben. Entdecke jetzt