Warum nur ist das Schicksal so? Warum ist es so unfair? Warum hat dieser schmächtige Junge neben mir das verdient? Ich verstehe es einfach nicht... Unbemerkt kamen mir ein paar Tränen hinaus. Ich wusste wie scheiße es sich anfühlt. Wieder flüsterte er.
„Du hättest das nicht miterleben sollen." Er starrte wie gebannt auf den Boden. Ich fasste mich zusammen.
„Warum hätte ich das nicht sehen sollen?" klar ich wusste das war hier eine sehr intime Angelegenheit. Sein Blick wanderte zu mir. In seinen Augen war Nervosität und Angst zu sehen und sie waren rot und angeschwollen.
„Ich wollte nie das jemand weiß wie scheiße meine Familie ist." Zischte er. Ich war überrascht von seinem abfälligen Ton.
„Ich weiß es ja jetzt und ich habe keine einzige Änderung an deinem Gesamtbild vorgenommen. Du bist für mich immer noch mein einzigartiger Sitznachbar und mein Nachhilfe – Schüler." Ich musste leicht lächeln denn kein Wort davon war gelogen. Er musste schmunzeln.
„Bist du eigentlich Einzelkind?" fragte ich ihn. Sofort war das schmunzeln verschwunden und Wut breitete sich wieder in ihm aus.
„OK. Vergiss es." Versuchte ich ihn wieder zu beruhigen. Seine Miene wurde wieder weicher.
„Tut mir leid. Ich erkläre es dir wenn ich bereit dazu bin." Ich nickte und sah auf die Uhr.
7:50
Wir würden zu spät kommen.
„Schwänzen wir heute? Wir können Kaffee oder so trinken gehen?" fragte ich ihn. Ich wollte ihn keinen falls hier in diesem Zustand lassen. Er nickte nur, hievte sich aus dem Bett und ging zu dem Kleiderschrank hinüber. Ich kämmte mir meine verfilzten Haare mit den Fingern durch. Mir scheiß egal wie ich aussehe. Ich stand nun auch auf und sah an mir herunter. Die Jogginghose war mir zu groß und das T – Shirt ebenfalls. Mein Kleid konnte ich ja unmöglich noch anziehen. Voller Blut und Dreck... Ich hoffte nur anständig, dass Lasse für seinen Vater einen Krankenwagen gerufen hat. Ich drehte mich um und sah wie sich Lasse gerade die Hose zumachte. Sein Oberkörper war frei. Die Adern schimmerten durch die helle Haut. Genau wie bei mir... Schnell streifte er sich noch ein T – Shirt über und drehte sich um. Seine Augen trafen meine.
„Hast du mich beobachtet?" fragte er und ries die Augen auf. Ich nickte nur leicht und wurde rot. Nun wurde er auch rot. Ich musste leicht grinsen und drehte mich um, um mir mein Handy und das Geld zu nehmen.
„Willst du wirklich so gehen?" fragte er mich und scannte mich ab.
„Ja?" warum denn nicht?
„OK." Leise öffnete er die Türe und schlich hinaus. Ich hörte das Gemurmel seiner Mutter von unten und wieder strömte der Duft von gerauchtem Gras in meine Lungen. Ich hörte wie Lasse neben mir die Luft anhielt. Die Luft war schon ganz vernebelt durch den schweren, kalten Rauch und ich merkte wie Lasse neben mir verzweifelt versuchte die Luft nicht einzuatmen.
„Lasse, du musst atmen." Seine Lippen waren schon leicht bläulich. Mit einem tiefen Seufzer atmete er die Droge ein. Er atmete immer schneller und tiefer ein.
„Komm du musst hier raus." Wie viel raucht diese Frau eigentlich? Leise gingen wir die Treppen hinunter und er öffnete ebenso leise die Tür. Wir huschten beide hinaus an die frische Luft. Drogen sind schon etwas Schlimmes... Lasse atmete wieder halbwegs normal. Er hatte die Augen geschlossen und er schüttelte seinen Kopf hin und her.
„Ich hasse sie." Zischte er wieder.
„Wen?" fragte ich.
„Meine Mutter, meinen Vater, die Drogen." Sein Gesicht war total bleich.
„Komm jetzt lass uns das vergessen." Ich sah ihn mit meinen großen nun braunen Augen an und schmollte leicht. Ich hatte jetzt wirklich Bock auf Kaffee und Pancakes. Er grinste leicht und wir gingen die Straßen entlang. Es war angenehm kühl und die Vögel zwitscherten. Keiner von uns beiden sprach auch nur ein einziges Wort. Die Stille war keinesfalls unangenehm... Wie waren halt beide keine großen Plappermäuler. Quietschend öffnete er mir die Türe von einem kleinen unscheinbaren Café. Frischer Kaffee – Geruch umspielte meine Lungen. Ehrlich ich glaube, auch Kaffee ist eine Droge. Es waren nicht viele Tische und es saß nur ein etwas älteres Ehepaar an einem wunderschönen Tisch. Eine junge Frau kam fröhlich zu uns als wir uns an einen Tisch setzten.
„Hey, was kann ich euch bringen?" fragte sie uns.
„Ähm einen Café Latte und Pancakes, bitte." Bestellte ich.
„Einen Cappuccino und ebenfalls die Pancakes, bitte." Sagte Lasse. Ich sah hinüber. Die Augen immer noch total angeschwollen.
„Was ist eigentlich so besonderes an mir, dass du mich die ganze Zeit anschaust?" fragte er mich. Die Röte schoss mir in die Wangen.
„Ä...Ähm... du bist nur sehr... faszinierend?" es klang eher wie eine jämmerliche Frage. Er lachte.
„Du hast echt einen Schaden." Brachte er zwischen den Lachern hervor.
„Jeder hat einen Schaden, du auch." Und nun lachte ich auch.
„Du bist süß." Und sofort verstummte mein Lachen und ich sah ihn schockiert an.
„Was?" fragte ich. Noch nie. Wirklich noch nie hat mich jemand als süß bezeichnet.
„Du weißt nun, dass ich hunderte, gar tausende Menschen umgebracht habe und du findest mich trotzdem süß?" es machte mich echt baff. Er nickte. Warum machen mich Jungs so fertig?
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Ihr seid echt der Wahnsinn. Vorgestern war 'Das Schicksal kann mich mal' auf Platz 71. Ich habe vor Freude geschrien.
DANKEDANKE
DANKE
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Das Schicksal kann mich mal
VampireIch hab nichts mehr. Rein gar nichts mehr. Keine Freunde. Keine Familie. Nur mehr die Drogen helfen mir ein wenig das Vergangene zu vergessen. Ich wollte nie so ein beschissenes Leben führen aber natürlich kam alles anders. Ein Leben als Vampir kann...