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„Es macht mir nichts aus das du eine Mörderin warst." Sprach er die Worte aus, die ich nie im Leben für möglich gehalten habe. Ich sah auf meine Finger, es konnte jederzeit wieder passieren. Ich war eine tickende Zeitbombe. Eine Falsche Bewegung. Ein Falsches Wort... und ich brach aus. Wir schwiegen wieder eine Zeitlang. Unser Kaffee und die Pancakes kamen und ich nahm beides mit einem stumpfen ‚Danke' entgegen. Vorsichtig nippte ich an dem von Gott geschaffenen Gemisch. Meinen Körper durchfuhr ein wohliger Schauer. Ich nahm mir den Teller mit den dampfenden Pancakes und gab etwas Ahornsirup darüber. Genüsslich aß ich auf und nahm hie und da ein paar Schlucke von dem Café Latte. Die Stille wurde langsam ungut und ich wagte einen kurzen Blick zu Lasse. Er saß da und starrte seinen Kaffee an. Ich ruckte ein bisschen näher an ihn heran und streichelte wieder seinen Rücken hoch und runter. Er sah mich verwirrt an doch ich lächelte leicht. Ich wollte ihn nicht verunsichern. Wir tranken aus und er bezahlte für uns was ich total cute von ihm fand. Wir schlenderten wieder einmal durch die Straßen.

„Vielen Dank." Flüsterte er.

„Dafür sind Freunde doch da." Antwortete ich. Ja, ich war mir ziemlich sicher das wir Freunde waren. Langsam machte sich mein Nikotinmangel spürbar und ich blieb stehen. Ich sah ihn verzweifelt an denn ich wusste wie sehr er Drogen aller Art hasste. Ich holte meine Schachtel heraus und er nickte nur leicht. Enttäuschung war in seinen Augen zu sehen und ich zündete sie mir an. Wir gingen wieder weiter und nach gefühlten Stunden unterbrach ich die Stille.

„Es tut mir leid." Ich sprach meine Drogensucht an. Er schüttelte leicht den Kopf.

„Ich weiß das dir die Drogen nichts ausmachen aber es tut mir trotzdem scheiß weh dich mit einer Zigarette zwischen den Fingern zu sehen..." ich verstand ihn voll und ganz. Es muss mehr als schlimm sein wenn der Vater Alkoholiker und die Mutter Fixerin ist... Ich schmiss den abgerauchten Stummel in den nächsten Kanaldeckel und sah ihn mit großen Augen an.

„Ich versuche in deiner Gegenwart so wenig wie möglich zu rauchen." Versuchte ich ihn zu überzeugen. „Aber aufhören kann ich nicht."

„Warum nicht?" fragte er weiter.

„Dafür bin ich schon viel zu lange abhängig..." ja es war wirklich eine lange Zeit.

„Wie lange?" hackte er nach.

„Zigaretten seit gut 50 Jahren. Haschisch seit anderthalb Jahren..." er sah mich geschockt an. Ich sagte ja ich war lange abhängig. Zwar von einer legalen Droge aber auch die kann Schaden hinterlassen.

„Das ist ja wirklich lange." Ich lachte leicht auf. Ja meine Nerven waren wieder einmal verrückt... Ich sah auf mein Handy.

13:27 und 5 Nachrichten und 10 Anrufe

Wtf? Wie lange waren wir im Café? Aber gut nun mal zu den Nachrichten und den Anrufen. Sie waren alle von Alex. Von wem den sonst?

‚Soll ich dich abholen?'

‚Alles okay?'

‚Ich warte vor der Schule auf dich.'

‚Warum bist du nicht in der Schule?'

‚Audra antworte mir.'

Fuck die Nachricht kam vor 1 Stunde... Schnell drückte ich auf die ‚Anruf - Taste' und ich hörte das gleichmäßige Tüt... Nach dem 4 Mal nahm er ab.

„Audra. Fuck. Ich habe mir Sorgen gemacht." Er war total aufgewühlt.

„Alex. Beruhige dich mir geht es gut." Bestätigte ich meinen Zustand.

„Wo bist du?" fragte er immer noch total fertig.

„Ähm... ich war einkaufen." Log ich schnell denn ich wusste das Lasse nicht unbedingt wollte das Alex seine Geheimnisse kennt.

„Gut. Kommst du nach Hause? Ich warte schon seit einer geschlagenen Stunde auf dich." Als ob er bei mir ist...

„Ich dachte du kommst erst am Abend?" fragte ich.

„Du hast aber nicht geantwortet deshalb bin ich zu dir gefahren." Er beruhigte sich langsam. Ich sah Lasse entschuldigend an aber er lächelte leicht.

„Ähm... Ja ich bin in einer halben Stunde da." Sagte ich noch und wir verabschiedeten uns.

„Tut mir leid. Willst du mitkommen?" fragte ich Lasse. Ich wollte ihn nicht alleine lassen.

„Nein. Nein. Ich will euch nicht stören." Ich schüttelte den Kopf.

„Es tut mir wirklich leid. Du kannst immer zu mir kommen wenn du Hilfe brauchst." Er nickte und lächelte leicht. In seinen Augen war etwas Trauer zu sehen.

„Bis Morgen." Verabschiedete ich mich und er verabschiedete sich ebenfalls mit einem ‚Bis Morgen'. Ich drehte mich um und ging die Straßen entlang. Die alten Häuser ragten in den Himmel und sahen wirklich zum Fürchten aus. Der muffelige Geruch lag schwer in den Lungen. Die Sonne prahlte auf den tristen Boden. Hie und da waren die Häuser mit Graffiti besprüht. Die teils wunderschönen Sprühbilder verwandelten die Gebäude in kleine Kunstwerke. Nach einer halben Stunde des Gehens und Staunens landete ich vor meiner Wohnungstür. Ich öffnete leise die Tür und sah schon Alex auf meiner Couch liegen. Er hatte die Musikanlage aufgedreht und hörte Depeche Mode. Ich musste Grinsen. Da er die Augen zu hatte und die Musik so laut war bemerkte er mich nicht. Dann fing er sogar leise an zu singen.

Your own personal jesus,
Someone to hear your prayers,
Your own personal jesus,
Someone to hear your prayers,
Someone who's there.

Ach du scheiße wie geil das einfach aussieht. Ich musste mir echt das Lachen verkneifen. Er sang immer lauter und schließlich konnte ich es nicht mehr zurück halten. Ich lachte laut hals los und er sprang auf.

„Audra." Rief er und hielt sich die Hand ans Herz. Ich kullerte bloß am Boden und konnte mich nicht mehr fassen. Er kam auf mich zu und hob mich auf. Sofort verstummte mein Lachen und ich sah ihn in die wunderschönen, hypnotischen Augen.

„Audra, du bist wirklich ein böses Mädchen." Versuchte er auf ernst zu tun aber daraus wurde nichts. Wir beide brachen in schallendes Gelächter aus. Zusammen mit mir setzte er sich auf das Sofa und ich saß auf seinen Schoß.

Das Schicksal kann mich malWo Geschichten leben. Entdecke jetzt