Der Fälscher

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Ich erkannte das Geschäft. Es war klein und unauffällig, zu düster für dieses Viertel.
Ich trat ein und eine Glocke klingelte über mir.
Sofort kam ein dicklicher Mann mit einem Schnurrbart angerannt. Grinsend betrachtete er mich wie ein Stück Fleisch.
Ich ordnete meine Gedanken und sah ihm ernst in die Augen. "Ich suche einen gewissen Signor Ciorcalo."
Der Dicke lächelte und zeigte dabei seine verfaulten, gelben Zähne. "Ja, Ihr sprecht mit dem Richtigen, bellina."
"Ich brauche eine Einladung für den nächsten königlichen Ball."
Signor Ciorcalo lachte auf. "Nun, meine Liebe, sehe ich aus als würde man mir eine solche Einladung geben?"
Ich rollte mit den Augen. Für wen hielt er mich?
"Ich weiß, dass ihr ein guter Fälscher seid."
Erneut grinste er auf seine eigene widerliche Weise. "Ein großer Vorwurf, meint Ihr nicht auch? Ich bin ein ehrlicher Bürger. Zu so etwas wäre ich doch niemals in der Lage."
"Hört auf mit euren Spielchen.", erwiderte ich, "Könnt ihr mir geben, nach was ich frage oder muss ich einem anderen mein Geld geben."
Augenblicklich verfinsterte sich seine Miene. Er zog den Vorhang des einzigen kleinen Fensters zu und kam mir näher. "Ja, ich bin der, nach dem Ihr sucht. Ich bin der Beste. Zeigt mir euren Schatz."
"Ich habe ihn nicht hier.", meinte ich selbst enttäuscht über diese bemitleidenswerte Antwort.
"HA!", rief Ciorcalo, "Elende Lügnerin."
"Ich lüge nicht!", sagte ich schnell.
"Kein Geld, keine Einladung. Ganz einfach." Genervt wendete er sich wieder den verstaubten Büchern am anderen Ende des Raumes zu.
Wütend sah ich ihn an. Würde es helfen ihm zu erzählen, dass es für das Gute war?
Nein, solch ein Mensch war er nicht. Er gierte nur nach Gold und Frauen.
Ich schluckte schwer. So war mein Kampftalent doch sehr beschränkt, doch meine Reize waren ansehnlicher als die vieler anderer Frauen.
Sollte ich mich selbst verkaufen? An ein solches Wesen?
Ich brauchte nur ein wenig Zeit, ein wenig Nähe, um ihn zu überwältigen.
Ich war erbost über meine eigene Dreistigkeit als ich die Knöpfe meines Kleides aufzuknöpfen begann. "Wie wäre es mit einem Vorschuss?", fragte ich so sanft und lieblich ich nur konnte.
Er drehte sich um und begann sich bei meinem Anblick über die Lippen zu lecken.
"Ja.", antwortete er und kam auf mich zu, "Das lässt sich einrichten."
Unachtsam riss er die Knöpfe auf, die ich noch nicht gewagt hatte zu berühren.
Es war ekelhaft, wie er meinen Busen begrabschte und es war ekelhaft, als ich die Beule in seiner Hose spürte während er sein Maul aufriss und mir seine Zunge in den Hals steckte.
Vorsichtig griff ich zu meinem Dolch und zog ihn langsam aus dem Tuch.
Was würde ihm wehtun, doch nicht an der Arbeit hindern, die er für mich tun musste?
Ich erzitterte bei dem Gedanken, doch erblühte sogleich.
Gerade als er seine Hose auszog und sein Gemächt hervorholte hackte ich zu wie eine Wilde.
Er verdiente es. Er sollte keine Nachkommen mehr züchten. Und er sollte auch keine Frauen mehr schänden.
Vor Schmerz schreiend sackte er zu Boden, griff zwischen seine Beine und versuchte das Blut zu stoppen. "Du Hexe!", brüllte er lauthals, "Du Biest! Was hast du getan?!"
 "In vier Stunden werde ich wieder kommen.", sagte ich, "Wagt es nicht davon zu rennen. Ich werde euch finden, wohin ihr auch geht. Fertigt die Fälschung an und Ihr werdet mich nie mehr wieder sehen."
Ich spuckte auf ihn herab, zog mein Kleid wieder gerade und schritt aus dem muffigen kleinen Laden.
Pünktlich zur Abenddämmerung holte ich mir das Papierstück von dem vor Angst und Schmerzen keuchenden Barbaren.
Nur wenig später übergab ich es Signora Catalano, die ihre Augen vor Glück weitete.
"Ihr seid wahrlich eine Heldin. Niemand wird diese Fälschung enttarnen, nicht einmal der König selbst könnte das. Bisher hat Ciorcalo seine Dienste jedem von uns verweigert, was tatet ihr um ihn umzustimmen?"
Ich blieb ernst. "Man musste ihm lediglich ein wenig Furcht beibringen."
Sie lächelte freudig und verstaute das Dokument sorgsam in einer Kiste.
"Wofür ist es?", fragte ich und setzte mich auf einen Holzstuhl in ihrer Nähstube.
Sie setzte sich neben mich und blickte mich verwundert an.
"Ihr wisst es nicht?", fragte sie verwirrt.
"Nein.", antwortete ich und schüttelte den Kopf.
"Man will euch auf den Ball schicken, um -"
Es klopfte an der Tür. Drei Mal. Signora Catalano erhob sich und öffnete die Tür.
Masjat trat herein.
"Wie konntet Ihr es dem Mädchen nicht sagen?", sagte Signora Catalano aufgebracht und schlug Masjat gegen die Schulter noch bevor er die Tür richtig schließen konnte.
Er sah mich an, sprach jedoch zu Signora Catalano. "Es gab keinen Grund dafür.", er wendete sich wieder der Schneiderin zu, "Wir wussten noch nicht ob wir ihr trauen können."
Masjat setzte sich zu mir an den Tisch und lächelte mich an. "Ihr werdet in den königlichen Palast gehen, während des Balles, um Informationen zu sammeln."
Man mochte es mir nicht anmerken, doch ich sah zu Signora Catalano während er das sagte. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie erbost dreinblickte. Masjat log ganz eindeutig. Ich war klug genug zu erkennen, wenn mir jemand direkt in mein Gesicht sah und Unwahrheiten erzählte.
Doch ich sagte nichts. Aus irgend einem Grund sagte ich einfach nichts.
Masjat fuhr fort: "Doch bevor wir dich schicken können, brauchen wir nur noch einen Verbündeten. Sein Name ist Matteo de Rossi. Er ist ein Adliger am Hofe des Königs. Wir erfuhren schon häufiger, dass er sich auf einigen geheimen Treffen verschiedener Revolutionskämpfer augehalten hatte. Es könnte von Nutzen sein, ihn als einen unserer Unterstützer zu wissen."
Ich nickte. "Was ist meine Aufgabe?"
"Geht zu ihm und erfahrt ob er wirklich einer der Unseren ist oder doch nur ein Spitzel des Königs.", erwiderte Masjat.
"Wie finde ich ihn?"; fragte ich.
"Signora Catalano wird euch hinbringen. Zufälligerweise muss sie ein Kleid an seine Frau liefern."
Mia zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und schubste mich sanft aus dem Haus, in der Hoffnung, dass ich nicht bemerken würde, welchen bösen Blick sie Masjat flüchtig zu warf. Ihr war nicht wohl dabei zu lügen, doch sie gehorchte ihm.
Jedoch schätzte ich sie nicht als eine solche Frau ein, die einem Anführer blind vertraute. Dahinter steckte mehr. Ich glaubte, sie waren Liebhaber. Die Liebe stand Mia Catalano besser als die Unterwürfigkeit. Sie vertraute ihm, hoffte, dass er das Richtige tat. Doch ob sie es nun gut hieß oder nicht, sie stand hinter ihm. Sie war seine rechte Hand. Sie liebte ihn.

Aurora Pollina - die maskierte KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt