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18 Stunden und 3 Minuten. 1083 Minuten. 64980 Sekunden. Die ganze Zeit saß ich hier und staarte einfach nur die wand an. Seid gestern schon. Ich rührte mich nicht vom Fleck. Hunger hatte ich auch nicht. Durst hatte ich nicht. Auf Toilette musst ich ebenfalls nicht. Ich wusste nicht mal wieso ich hier einfach so saß. Wahrscheinlich, weil mir alles Angst machte.

Aber die Frage war wohl eher, wieso hatte ich Angst? Angst vor dieser neuen Situation? Angst vor den ungewohnten Gefühlen? Angst vor dem Unbekannten? Oder sogar Angst vor Ryder? Ich wusste es einfach nicht. Stunde um Stunde. Minute um Minute. Jede einzelne Sekunde, warfen sich abermals neue Fragen auf, die unbeantwortet wieder bei Seite geschoben wurden um Stunden später erneut abgefragt zu werden.

Ich wollte eigendlich aufstehen, mich wieder bewegen, etwas essen oder mich irgendwie beschäftigen. Aber ich konnte nicht. Irgendetwas in mir hielt mich hier fest. Es wollte unbedingt hier bleiben.

Wieder, wie so häufig in den letzten Stunden, kamen alle Bilder hoch. Wie wir uns ansahen. Es war so eine Art Auslöser. Auslöser, um alles zu erkennen. Um zu erkennen, was ich die ganze Zeit verdrängt hatte. Er ließ mich nicht kalt und das war ein neuer Grund für Angst.

Wieso konnte ich es nicht einfach zu lassen? Immerhin wäre dann alles um einiges leichter. Alles. Ich könnte ihn kennen lernen, den Ryder hinter der Fassade, der Maske aus Beton. Aber wieso fiel es mir so schwer? Klar, ich wollte hier weg. Ich hatte mir schließlich vorgenommen ihn fertig zu machen, sein Leben zur Hölle zu machen, nur damit ich wieder hier wegkonnte. Aber wollte ich hier überhaupt noch weg? Langsam gefiel es mir langsam. Naja, bis auf das gegenseitige anschweigen und gezicke. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass selbst das mit irgendwie fehlen würde.

Schon alleine, dass ich ihn immer und immer wieder abblockte und angezickte hatte ohne Grund, war ein Grund, dass er mich hassen müsste. Das würde er mir nie verzeihen. Oder besser gesagt, könnte ich mir das nie verzeihen und ihm in die Augen schauen ohne meine Fehler zu sehen, ohne seine Enttäuschung zu sehen und ohne zu sehen, wie naiv und idiotisch ich doch war.

Wieso konnte ich das von Anfang an nicht zu lassen? Immerhin wäre alles fiel leichter gewesen. Kein gezicke. Kein gemecker. Kein Krieg. Und dann wäre ich auch gerade nicht hier. Aber nein, ich musste ja von Anfang an meine schlechte Laune an ihm auslassen.

Ich war einfach ein erbärmlicher Mensch. Ich hatte ihm nicht mal die Chance gegeben sich zu ziegen. Nein, ich musste ja gleich alle Gerüche glauben und ihn als gewalttätige Alpha einstufen, der mich jede Sekunde zerfleischen würde. Und dann hatte ich früher immer behauptet, auf innere Werte kommt es an. Ich war einfach nur noch erbärmlich.

Wieder rollte mir eine Träne meine Wange herunter. Immer und immer wieder rollte mir eine einzelne Träne die Wange herunter. Mittlerweile fühlte ich mich so leer und ausgelaugt. So schwach und zerbrechlich. Wie gerne wäre ich jetzt bei ihm und würde an seine Schulter gelehnt sein. Er sollte mir durch meine Haare streichen und mir beruhigende Sachen zu flüstern. Seine starken Arme sollten um mich geschlungen sein und seine rauen Daumen meine Tränen wegwischen.

Ich schloss meine Augen und stellte es mir voll ohne es zu wollen. Ein Strich durchfuhr meine Brust und schien mein Herz zu durchlöchern. Die Tatsache zu wissen, dass es niemals so sein wird, tat einfach nur unglaublich weh. Aber vielleicht wollte es das Schicksal so. Wir waren vielleicht mates aber nicht für diese Welt geschaffen.

Jetzt kling ich schon wie so eine uralte Jungfrau, die immernoch nach ihrer großen Liebe Ausschau hält. Bei dem Gedanken schlich sich ein kleines Lächeln über meine Lippen. Ich musste mir einfach vorstellen wie ich mit 65 Jahren in einer kleinen Wohnung sitze mit ganz vielen katzen und verzweifelt auf meinen Fernseher schaute, wo gerade ein liebesfilm lief. Einfach zu geil. Ich hoffe mal, dass ich nicht so enden werde.

Aber schon im nächsten Moment verging mein lächeln wieder. Die Realität holte mich einfach immer und immer wieder zu schnell ein und knallte mir die Wahrheit zu hart vor den Kopf. Wieso musste ich auch immer wieder vor die Wahrheit rennen? Denn es fühlte sich an, als würde ich jedesmal mit voller Wucht mit dem Kopf vorraus gegen eine Steinwand rennen.

Wieder schwangten meine Gedanken zu schnell um. Aml wieder musste ich nur an ihn denken. Ryder. Die ganze Zeit. In meinem Kopf malten sich die ganze Zeit irgendwelche Bilder aus, wie er und ich gewesen wären, wenn ich nicht so blöd gewesen wäre. War eigendlich klar, dass ich wieder alles verbocken würde. Immerhin war ich immer schuld an allem. Immer war ich der Störenfried.

Niemals würde ich mit ihm eine Zukunft haben. Niemals. Und wie auf Kommando wurde alle schwarz vor meinen Augen...

Bad WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt