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Als ich wieder aus dem Bad heraus kam, stand er an die Wand gelehnt und staarte auf sein Handy. Er bemerkte mich gar nicht, also betrachtete ich ihn, mal wieder, genauer. Seine Wangenknochen starchen heftiger als sonst hervor, was aber daran lag, dass er weniger gegessen hatte und sich immer und immer wieder liebevoll um mich gekümmert hatte. Er half mir immer, fütterte mich schon beinahe und war einfach liebevoll.

Aber gerade deswegen hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wie könnte ich ihm jemals all das zurück geben? Niemals. Alles, was er bereit wäre für mich zu tun, könnte ich ihm niemals zurück geben.

Er wird immer mehr geben, als ich könnte. Immer. Aber dennoch wollte ich nicht mehr von ihm weg. Es war merkwürdig. Die letzte Woche genoss ich seine Gegenwart. Ich genoss es in seinen Armen zu schlafen, in seinen Armen zu heilen und in seinen Armen meine Zeit zu verbringen. Sie waren wie zwei Schutzschild, die mich vor allem schützten. Er schützte mich. Er wollte nicht, dass ich verletzt werde. Er war einfach perfekt.

Wie konnte ich ihn nur für so ein aggressives Monster halten? Innerlich schäme ich mich so richtig dafür. Wie könnte ich das alles jemals gut machen? Wie? Konnte ich das überhaupt? Könnte er mir das je verzeihen? Meinen ganzen Widerstand?

"Fertig mit bewundern? Fang nicht an zu sabbern, zuhause kannst du mich ruhig weiter an schmachten." Er grinste mich verschmitzt an und leichte Grübchen kamen zu Vorschein. Augenblicklich wurde ich knallrot und schaute sehr peinlich berührt weg. Sein leises raues lachen ertönte. Ich wollte grade die Tasche, die er auf den Boden gestellt hatte, aufheben und mit dieser aus dem Raum gehen, als er mich aufhielt und mir die Tasche förmlich aus der Hand riss.

"Ich schaff das auch alleine." Sagte ich leicht bissig und wollte mir die Tasche wieder aus seiner Hand zurück reisen, aber er wahr schneller und hielt sie weit weg von mir. Zu weit weg, sodass ich nicht mehr heran kam.

"Ich mach das schon. Du musst dich noch ein wenig ausruhen." Sprach er ruhig und versuchte eine leichte Wut gegenüber meiner Sturheit zu verbergen. Ich hasste es unterschätzt zu werden. Mir ging es bestens. Ich konnte doch wohl so eine blöde Tasche tragen.

Er machte die Tür auf und hielt sie mir offen, aber ich bewegte mich keinen Centimeter. Als ob ich jetzt einfach aufgab. Also bitte. Dafür war ich viel zu stur, aber das hätte er ja schon kommen sehen können.

"Entweder kommst du jetzt freiwillig mit oder ich trag dich aus dem Krankenhaus!" Seine Stimme klang bedrohlich, naja sollte es zumindest, aber so ganz klappte das nicht, denn er hatte immernoch diesen liebevollen Blick drauf und seine Augen funkelten mich so süß an. Wie zwei Diamanten leuchtete seine Dunkeln, düsteren Augen mich an. So süß. Bei soetwas konnte ich einfach nicht anders und blieb wie erstarrt stehen und sah ihn einfach nur an.

Und mit diesem Mann sollte ich mein ganzes restliches Leben verbringen. Aufeinmal klang das gar nicht mehr so schrecklich, sondern so erträglich und irgendwie freute ich mich schon darauf. Besonders wollte ich wissen, wie sich diese scheinbar harte Lippen anfühlen. Wirkten sie einfach nur so hart und wahren in Wahrheit honigweich?

Plötzlich wurde ich hoch gehoben und über seine Schulter geworfen. Wild klopfte ich auf Ryders Rücken herum, aber es tat sich nichts. Er schien keinerlei Schmerzen zu haben. Lediglich ich schien schmerzem zu haben, und zwar in meinen Händen wegen eines harten Rückens.

"Ryder! Ryder! Lass mich herunter!" Fauchte ich wütend und schlug trotz des ziehenden Schmerzens weiter auf seinen rücken rein.

"Süße, Schlag ruhig weiter zu, das hilft dir eh nicht. Ich hab dich gewarnt!" Lachte er fröhlich vor sich hin und marschierte mit mir auf seiner Schulter zum Aufgang auf den Parkplatz zu seinem Auto. Dort setzte er mich auf den Beifahrersitz, wollte mich sogar anschnallen, aber ich schlug wütend seine Hände weg und funkelte ihn gefährlich an.

Er machte meine Tür zu, packte die Tasche in den Kofferraum und setzte sich schließlich auf seinen Platz. Aber er startete das Auto nicht, sondern sah mich an, während ich mich anschnallt. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen urplötzlich und mein Herz schlug schneller als je zuvor.

"Danke." Kam leise aus meinem Mund als ich zu ihm sah und sich unsere Blicke traffen. In seinen Augen leuchtete etwas auf und seine Augen strahlten noch mehr als eben, aber auch etwas Verwunderung spiegelte such in ihnen wieder. "Dafür, dass du dar warst für mich."

Seine Augen blinzelten heftig auf für einen kurzen Moment und seine Lippen umspielte ein Lächeln, welches so viel Freude, liebe und auch etwas kindliches lag in dem lächeln. Ich lächelte schüchtern zurück, meine Wangen erhitzen sich leicht und mein Herz hämmerte gegen meine Brust.

Wir kamen uns immer näher. Sein heißer Atem prallte gegen meine Lippen und seine Augen waren so dicht vor meinen, dass sie so tief erschienen wie noch nie zuvor, aber dennoch hätte ich das Gefühl, er wäre nackt unter meinem Blick, als könne er keine emotion und keinen Gedanken vor meinem Blick verschweigen. Aber ebenso nackt fühlte icb mich unter seinem Blick.

Bad WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt