Ich sitze da und bin völlig Fassungslos. "Mein 18. Geburtstag! Jeder, absolut jeder, freut sich auf seinen 18. Geburtstag und feiert ihn groß! Und ich habe ihn einfach komplett vergessen." Irritiert schüttel ich mit dem Kopf und auf einmal steigt ein alt bekanntes Gefühl in mir wieder auf. Wut. Wie heiße Lava schießt es durch meine Adern und ich hasse IHN! "Nicht nur dafür, dass ER mich diese 42 Tage in den Keller gefangen gehalten hat. Dafür, dass ER mir meine Jungfräulichkeit genommen hat. Dafür, dass ER so viele Lügen in meinem Leben aufgedeckt hat. Nun hasse ich IHN auch dafür, dass ER mir meinen Geburtstag nimmt! Man wird nur einmal im Leben 18 und das wird ER mir nicht verderben!
Entschlossen erhebe ich mich von Carolines Bett und steuere ihren Schreibtisch an. Ich nehme alles was darauf liegt in die Hand und suche nach einem Block und einen Stift. "Verdammt, warum muss Caroline nur so verdammt unordentlich sein?" Nach einer gefühlten Ewigkeit, die sich durch meine Ungeduld immer weiter zieht, finde ich endlich das heiß Gesuchte. Zufrieden drehe ich mich wieder um und stolziere auf Carolines Bett zu, die mich überrascht anschaut.
Ich setze mich Caroline diesmal gegenüber und schreibe mit Großbuchstaben "Mein 18. Geburtstag" auf das Blatt. Dann halte ich inne und denke nach. "Ich habe in genau einer Woche Geburtstag. Das ist ein Montag, da wird es schwer groß zu feiern oder gar rein zu feiern. Nein, das muss ich anders machen. Außerdem schreibe ich an diesem Tag auch noch eine Physik Klausur." Frustriert verziehe ich meine Miene und kaue auf meinen Lippen. "Was überlegst du?", fragt mich Caroline. Aufgebracht weihe ich sie in mein Dielämmer ein: "Ich habe in genau einer Woche Geburtstag. Sprich an einem Montag. Daher kann ich weder rein feiern, noch an dem Tag selber groß feiern. Außerdem schreibe ich an dem Tag auch noch Physik. Und an dem Wochenende kann ich auch nicht feiern, weil wir dann Herbstferien bekommen und die meisten in den Urlaub fahren. Was mache ich denn nur?"
Und auf einmal spüre ich wie ich mich innerlich ein wenig entspanne. Ich habe eine Beschäftigung gefunden die für mein Alter ganz normal ist und mein Leben stabilisieren zu scheint. Also schaue ich Caroline fragend an und hoffe, dass sie mir weiter helfen kann.
"Du könntest auch einfach nach den Ferien feiern. Gleich an dem ersten Wochenende oder so. Wenn du jetzt schon die Einladungen rausschickst, dann kann da auch jeder und hält sich das Wochenende frei." Ich nicke, denn dieser Gedanke erscheint mir logisch. Doch im selben Moment fällt mir schon das nächste Problem ein. Mit großen Augen schaue ich Caroline an: "Aber wie Feier ich denn überhaupt? Soll ich ein Motto nehmen? Und wie viele Lade ich überhaupt ein und wo feier ich dann überhaupt? Zu Hause haben wir dafür ja gar keinen Platz!" Immer mehr Fragen kommen mir in den Sinn und ich habe das Gefühl, vor einem Berg von Aufgaben zu stehen.
Caroline lächelt mich an und streichelt mir sanft über den Arm. "Ok, ganz ruhig. Also dann fangen wir doch einfach mal vorne an. Möchtest du lieber groß feiern oder klein?" Schnell liegt mir die Antwort auf der Zunge: "Groß" Mit einem Nicken nimmt sie das zur Kenntnis und es folgen eine Frage nach der nächsten. Wenn ich einladen möchte, welches Motto ich gerne nehmen möchte, was ich dafür an Dekoration besorgen muss, aber auch wo ich feiern möchte und was es zu Essen und Trinken geben soll. Immer neue Ideen sprudeln nur so aus mir heraus und ich habe das Gefühl wieder ganz die alte zu sein. Ich fange an alles um mich herum zu vergessen und ganz in meiner Vorbereitung aufzugehen. "Genau deswegen habe ich Caroline verziehen. Gefühlt wird es nie eine Person geben die mich besser verstehen wird als sie. Ich hoffe nur, dass ich mich durch die Entführung nicht so stark verändert habe, dass sich alles geändert hat."
Nach langen Diskussionen habe ich endlich alles festgelegt. Ich veranstalte einen Maskenball zu meinem 18. Geburtstag. Die Mädchen sollen in schwarzen oder weißen Cocktailkleidern kommen und die Jungen in Anzügen. Ich werde als einzige ein farbiges Kleid anhaben. Und natürlich soll jeder eine Maske tragen. Als Location haben Caroline und ich einen alten Gewölbekeller gefunden, wo ungefähr 50 Leute reinpassen. Auch um die Dekoration haben wir uns schon gekümmert und eine Speise- und Getränkekarte zusammengestellt, aus Fingerfood und alkoholischen Getränken. Auch über die Musik haben wir gesprochen.
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Willkommen in meiner ganz persönlichen Hölle
HorrorWie beginnt man am besten eine Geschichte, die ein Leben für immer veränderte? Welche Gedanken und Gefühle schreibt man auf? Wie soll man erklären können, was man selber nicht versteht? Welchen Sinn hat ein Leben, in dem es keine Hoffnung mehr gibt...