Ich spüre wie ein stechen mein Rücken durchfährt und mir etwas Kaltes in den Rücken sticht. "Hm.", murmel ich immer wieder und drehe den Kopf von der einen auf die andere Seite und wieder zurück. Der Schmerz wird schlimmer und meine Augenlieder fangen an zu flackern. Mit einem stöhnen mache ich sie letztendlich auf und schaue in grelles Licht, welches mich blinzeln lässt. Schützend hebe ich eine Hand und fange an umrisse zu erkennen. Eine Gestalt kniet neben mir und hält meine Hand, eine andere hält meine Beine nach oben. "Was ist passiert?", denke ich erschrocken und fahre nach oben. Sofort bereue ich es wieder, da sich mir alles dreht. "Sachte", höre ich Caroline von meiner Seite flüstern. Meine Beine werden losgelassen und ich schaue Caroline an. "Was ist passiert?", nuschel ich ihr entgegen. "Du bist ohnmächtig geworden. Wahrscheinlich hast du zu viel Alkohol getrunken." Ich schaue ihr in die Augen und erkenne, dass sie sich sehr gut denken kann was passiert ist. "Warum nur, muss sie mich so gut kennen.", denke ich überrascht, aber auch voller Zuneigung für sie. "Oh, das ist natürlich sehr unglücklich. Sind die anderen denn noch da?" Den in diesem Moment erkenne ich, dass nur Caroline und Marie um mich herum sind und wir ansonsten alleine in einem Nebenraum sind. Marie kniet sich jetzt ebenfalls zu uns und schaut mich besorgt an. "Die anderen sind noch da, keine Sorge. Wir haben alle einen riesen Schrecken bekommen, aber es ist ja zum Glück nichts weiter passiert. Ich sag den anderen kurz Bescheid, dass es dir wieder gut geht und du trinkst in der Zwischenzeit bitte ein Wasser. Nicht das dir dein Kreislauf gleich wieder wegbricht." Marie steht auf und holt mir ein Gals Leitungswasser, danach verlässt sie den Raum.
"Verdammt Nathalie, was ist passiert? Ich hab dich gesehen, du hattest eine richtige Panikattacke!", voller Zorn schaut mich Caroline an, doch ich sehe hinter ihrer Fassade etwas ganz anderes. "Sie hat Angst und ist mit der ganzen Situation überfordert. Sie weiß nicht was sie tun soll." Ich schüttel nur mit dem Kopf und lege mich wieder auf den Boden. "Ich habe einfach nur zu viel Getrunken", antworte ich ihr stattdessen. Fassungslos schaut mich Caroline an und in dem Moment, als sie etwas erwidern möchte kommt Marie wieder in den Raum. "Nathalie, möchtest du wieder mit rüber kommen zu deinen Gästen? Ich glaube sonst machen sich alle wirklich noch große Sorgen." Ich fahre mir mit den Händen über das Gesicht, doch der Entschluss steht schon fest. "Bevor Caroline mich noch weiter in die Enge treiben kann, gehe ich lieber schnell wieder zurück." Ich stütze mich auf meine Arme und erhebe mich langsam. "Ich komme.", mit einem Lächeln schaue ich Marie an und ergreife ihre Hand. "Komm Caroline", sage ich noch, doch verlasse dabei schon den Raum. In diesem Moment habe ich eine Mauer zwischen Caroline und mir errichtet.
Als ich zurück zu den anderen gelange, werde ich gleich wieder von allen aufgenommen und ihre gute Laune greift wieder auf mich über. Der Abend verläuft weiter, als wäre nie etwas geschehen und noch Tage und Wochen nach diesem Abend wird von meinem Geburtstag geschwärmt. Er war ein großer Erfolg für mich.
Kurz nachdem die Sonne mit ihren ersten Strahlen mein Zimmer erhellt liege ich in meinem Bett und lasse den Abend noch einmal vor meinem inneren Auge vorbeilaufen. Ein zufriedenes Lächeln gleitet über meine Lippen. "Ich habe es geschafft, dass keiner etwas merkt. Seit den Sommerferien ist es mir gelungen, dass keiner etwas von meinem Doppelleben weiß. Keiner von ihnen ahnt etwas. Und ich bin mir sicher, nach dem heutigen Abend, wird damit keiner rechnen. Ich habe es geschafft sie alle zu täuschen." Doch dann kommt mir ein ganz anderer Gedanke in den Kopf. " Caroline. Schon wieder macht sie alles kompliziert. Keine Frage, ohne sie hätte ich die ersten Wochen nicht geschafft. Ohne sie, hätte ich diese Fassade nicht aufbauen können. Aber jetzt wird es schwer. Diese Mauer ist zwischen uns da und ich weiß nicht wie ich mit ihr umgehen soll. Sie weiß Bescheid. Sie weiß was geschehen war. Doch was jetzt? Was passiert, wenn sie nur ein einziges Mal etwas Falsches sagt, oder ihr Blick zu viel verrät. Was soll ich dann tun? Ich habe mir geschworen, dass meine Klasse niemals von dieser Geschichte erfahren soll. Sie wären nur voller Mitleid mit mir und das kann ich nicht ertragen. Caroline war immer für mich da und ich weiß, dass sie mich niemals aufgeben würde. Aber ich muss lernen mein Leben alleine zu regeln. Ich muss es schaffen, nicht meine Kraft aus ihr zu schöpfen, sondern unabhängig von ihr zu werden. Ich muss sie verlassen. Ich kann es nicht, ich weiß es. Aber ich muss es. Es ist wahrscheinlich besser so. Besser, als wenn sie in etwas mit hineingezogen wird." Meine Gedanken kreisen hin und her, aber ich komme zu keinem wirklichen Ergebnis. Alle für und wider bringen mich nicht weiter. Ich drehe meinen Kopf und blinzel in die Sonne. Eine Träne kullert meine Wangen herunter und ich versuche einzuschlafen.
Unruhig drehe ich meinen Kopf von der einen zur anderen Seite, doch irgendetwas hält mich davon ab, wieder einzuschlafen. Ich öffne meine Augen einen Spaltbreit und nehme das vibrieren meines Handys war. Nun bin ich wach und strecke sofort meine Hand danach aus, auf dem Bildschirm wird Davids Nummer angezeigt: "Hallo?" "Hallo Nathalie, hier ist David. Störe ich?" Ich setze mich auf recht auf mein Bett und lehne mich mit dem Rücken gegen die Wand, um meinen Körper wickel ich meine Decke. "Nein, du störst nicht. Was gibt es denn?" Meine Stimme hört sich leise und unsicher an, doch ich versuche nicht zu viele Gefühle ihm gegenüber zuzulassen. "Ich wollte nachfragen, wie deine Geburtstagsfeier gestern war." Zur Antwort spüre ich leichte Kopfschmerzen, verursacht durch den Alkoholkonsum der letzten Nacht. Nach einer kurzen Pause, in der ich meine Gedanken antworte ich ihm schließlich: "Es war ein voller Erfolg. Ich habe nur positives Feedback bekommen und es scheint meinen Freunden wirklich sehr gut gefallen zu haben. Ich bin zufrieden. Es hat alles so funktioniert wie ich es mir gewünscht habe." Ich höre wie David sich freut und wohl lächelt: "Das freut mich sehr zu hören, wirklich." Ich nicke nur mit dem Kopf und weiß nicht, was ich darauf antworten soll. "Warum ruft er mich an?" Doch, dass frage ich ihn nicht, sondern warte ab, bis er etwas sagt. Nach einer Minute des Schweigens und Abwartens räuspert er sich schließlich und ergreift wieder das Wort: "Hör zu Nathalie, warum ich eigentlich angerufen habe. Ich weiß, dass wir beide uns nicht besonders gut kennen und keinen guten Start miteinander hatten. Trotzdem möchte ich dich fragen, ob du mich nicht mal in Berlin besuchen kommen möchtest?" Berlin. Ein Schauder läuft über meinen Rücken. Ich bin komplett überrascht von seiner Frage und fühle mich nicht in der Lage, ihm sofort zu antworten. Gemischte Gefühle steigen in mir auf. "Warum möchte er auf einmal Kontakt zu mir haben? Er und meine Mutter haben mich doch damals zur Adoption freigegeben. Wie kann es sein, dass er mich auf einmal kennenlernen möchte? Weil ich entführt wurde? Weil er auf einmal seine Zeit davon laufen sieht? Und dann ausgerechnet Berlin? Ich habe Berlin früher so sehr geliebt. Es war für mich eine zweite Heimat. Die Stadt die ich liebte, bis ich entführt wurde. Bis ER mich nach Berlin brachte." Meine Gedanken wirbeln nur so vor sich her.
Ich höre wie er sich erneut räuspert und auf meine Antwort wartet. Doch ich kann ihm meine geben. "Ich... Ist es in Ordnung, wenn ich in Ruhe darüber nachdenke?" "Natürlich Nathalie, nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Ruf mich einfach zurück, wenn du dich entschieden hast." Die Anspannung lockert sich ein wenig und ich atme einmal tief durch. "Danke David. Ich melde mich bei dir. Tschüss." Mit diesen Worten ist unser Telefonat beendet und ich lege den Kopf zurück und schließe die Augen.
"Was soll ich nur tun? David kennenlernen? Meinen biologischen Vater an mich heran lassen? Aber selbst wenn ich das wollen würde, wie würden sich dabei Irene und Richard fühlen?" Ich merke schnell, dass ich mich eindeutig in einem Teufelskreis befinde und zu keiner schnellen Lösung finden werde. Daher rolle ich meinen Kopf an der Wand immer wieder von einer zur anderen Seite und versuche irgendwie meine Gedanken zu ordnen. "Für diese Entscheidung brauche ich definitiv mehr Zeit"
Ich öffne wieder meine Augen und schlage die Bettdecke zur Seite. Langsam stehe ich auf und bleibe plötzlich in der Mitte meines Zimmers stehen. "Wenn kann ich nur um Hilfe bitten? Wer kann mir bei diesem Konflikt zu einer Lösung verhelfen? Christoph kann ich nicht fragen, weil er und David sich kennen. Mit Richard und Irene kann ich noch weniger darüber sprechen. Und Caroline... Ja was ist mit Caroline?"
Ich, Nathalie Berger, die in der Schule von allen geschätzt wird. Zu der alle mit ihren Problemen kommen und die mit allen befreundet ist. Ich stehe nun in der Mitte meines Zimmers und fühle mich allein.
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Ich weiß es sind Monate vergangen und ich habe seitdem nicht mehr geschrieben. Ich hoffe trotzdem, dass ihr mir verzeihen könnt und euch das neue Kapitel gefällt! Ich arbeite auch schon an dem nächsten :)
Ich bin wie immer offen für euer Feedback und auch Kritik und freue mich von euch zu hören
Liebe Grüße
eure black_rose_kiss
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Willkommen in meiner ganz persönlichen Hölle
HorrorWie beginnt man am besten eine Geschichte, die ein Leben für immer veränderte? Welche Gedanken und Gefühle schreibt man auf? Wie soll man erklären können, was man selber nicht versteht? Welchen Sinn hat ein Leben, in dem es keine Hoffnung mehr gibt...