Kapitel 8: Es Regnet

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Ich möchte meinen Kopf zurück ziehen. Mich ihm entwinden. Doch er hält mein Gesicht fest. Mein Körper überzieht sich mit einer Gänsehaut. Auf der einen Seite, fühle ich wie mein Körper nach seinem giert. Doch auf der anderen Seite, habe ich große Angst. "Was hat dieser Kuss zu bedeuten? Hört er gleich wieder auf, oder passiert mehr?" Endlich lässt er mich los und ich presse mich gegen die Wand. Seine grünen Augen, schauen direkt in die meinen. Ich möchte den Mund aufmachen, ihm etwas sagen. Doch ich weiß nicht was. Ich bin sprachlos und vollkommen überrascht. Also schaue ich ihn stumm an und merke, dass er zufrieden ist. In diesem Augenblick merke ich, dass je länger ich ihn anschaue und je mehr ich mich mit ihm beschäftige, desto verwirrter werde ich. Es ergibt für mich, alles keinen Sinn. "Sprich, doch endlich mit mir", flüster ich und in diesem Moment begreife ich es. Er hat es schon wieder geschafft. Durch diesen Kuss hat er mich wieder aus meiner Bahn gebracht und seine Kontrolle über mich zurück gewonnen. Man könnte sagen, es steht nun Eins zu null für ihn...

Ich wende denn Blick von ihm ab und schaue durch das Fenster nach draußen. Es hat angefangen mit Regnen und die Welt versinkt in einem dunklen Grau. Doch aus irgendeinem Grund beruhigt mich dieses Wetter. Ich habe, aus einem mir unerklärlichen Grund, dass Gefühl nicht alleine zu sein. Dass es jetzt auch noch andere Menschen auf der Welt gibt, die gerade in diesem Moment auch in den Regen schauen und es ihnen genauso schlecht geht wie mir. In diesem Moment streckt er seine Arme neben mich aus und setzt sich neben mich auf die Matratze. Gemeinsam schauen wir raus in den Regen. Er ist mir jetzt sehr nahe, seine Arm berührt meinen. Doch ich schauder nicht zurück. Ich verstehe selber nicht weshalb, doch aus irgendeinem Grund bin ich tief entspannt. Ich sehe es draußen Blitzen und kurze Zeit später donnert es. Doch außer dem gleichmäßigen plätschern des Regens ist nichts weiter zu hören. Ich fange an, meine Muskeln langsam zu entspannen und nicht mehr ganz so stark gegen die Wand zu pressen und damit zu verkrampfen. Die ganze Zeit über, nehme ich seine gleichmäßige Atmung neben mir wahr. So sitzen wir also da und die lassen die Minuten an uns vorbei ziehen.

"Du hast Recht, du bist nicht meine Muse.", erschrocken werde ich in die Wirklichkeit zurück katapultiert. "Er spricht mit mir", stelle ich überrascht fest. Doch ich antworte ihm nicht darauf, da ich nicht weiß worauf er hinaus möchte. "Aber ich habe Pläne, große Pläne." Unwillkürlich muss ich an ein Lied denken, in dem fast genau diese Zeile gesungen wird. In dem Lied geht es um eine Einmauerung. "Hat er das mit mir vor? Möchte er mich in Stein einmauern?", doch schnell verwerfe ich den Gedanken wieder, denn er kommt mir zu weit hergeholt vor. "Und was sind das für Pläne?", ich weiß, dass ich diese Frage eigentlich gar nicht stellen möchte. Ich fürchte mich vor der Antwort, doch ich werde es so oder so erfahren. Ob ich jetzt frage, oder es auf mich zukommen lasse, ist egal. "Oh, ich denke mir, es ist doch viel zu langweilig, wenn ich sie dir jetzt schon verraten würde. Aber glaub mir, es wird definitiv nicht langweilig." Nach dieser Antwort steht er auf und geht wieder zur Tür. Ich sehe wie seine Augen leuchten und ein böses Grinsen in seinem Gesicht steht. Und auf einmal habe ich das Gefühl, dass egal was ich mir vorstelle, egal wie schlimm ich es mir auch ausmale, es wird sehr viel schlimmer, als ich zu wagen hoffe. Und auf einmal habe ich Angst. Todesangst. Mein Körper fängt an zu frieren und mir ist eiskalt. Als die Tür mit einem lauten Knall zugemacht wird, schrecke ich zusammen und breche in Tränen aus. "Ich will zu meinen Eltern. Ich will weg hier. Weg, einfach nur weg. Ich kann hier nicht bleiben. Das halte ich nicht aus." Panik erfasst mich und ich fange an zu schluchzen. Die Tränen laufen meine Wangen hinunter wie draußen das Wasser an dem Fenster. Ich fühle mich Alleine und Hilflos. Er spielt mit meiner Angst, dass steht auf jeden Fall fest. Und es gelingt ihm, sehr gut sogar. Wieder muss ich an die starken Arme von Marc denken. "Wie gerne würde ich jetzt in ihnen liegen. Seine Wärme spüren und nicht diese kalte Wand hinter mir. Doch eigentlich möchte ich gar nicht, dass er bei mir ist. Denn wäre er bei mir, hisse das, das er in genauso großer Gefahr wäre wie ich. Nein, wenn dann sollte ich bei ihm sein. Ach ich möchte doch einfach nur hier weg. Und Kinder kann dieser Mann definitiv nicht haben. Seine Attraktivität hat sich gerade in große Verachtung verwandelt." Ich kauer mich zusammen und warte darauf, dass die Zeit vergeht und ich mich langsam wieder beruhige. Draußen regnet es noch immer und irgendwann schafft der Regen es, mich in einen tiefen Schlaf zu wiegen...

Willkommen in meiner ganz persönlichen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt