Langsam erwache ich aus meinem unruhigen Schlaf und bleibe zusammen gerollt liegen. Mir ist kalt und ich ziehe die Beine näher heran. Immer wieder denke ich an die letzte Nacht zurück und immer wieder fühle ich das Selbe: Lust und Ekel. Tränen rollen meine Wangen herunter und ich fühle mich einfach nur schlecht. "Warum muss das alles hier nur passieren? Ich weiß, dass ich immer wieder die Selben Gedanken habe, doch ich möchte es endlich wissen. Ich möchte wissen warum er mich so leiden lässt. Was habe ich ihm den getan? Ich verstehe es alles einfach nicht." Und wieder denke ich an die letzte Nacht zurück und spüre wo er meinen Körper mit zärtlichen Küssen bedeckte. An diesen Stellen läuft mir ein angenehmer Schauer herunter und ich merke wie mir wieder wärmer wird. "Doch ich möchte diese Wärme nicht spüren! Möchte mich nicht immer wieder daran erinnern!" Wütend richte ich mich auf und starre die Tür an. "Wie gerne würde ich jetzt jemanden schlagen, oder etwas durch die Gegend werfen!" Überrascht von meinen eigenen Gedanken halte ich inne. "Seit wann denke ich denn so etwas?", ein ironisches lächeln gleitet über meine Lippen. "Vielleicht fängt man ja so an zu denken, wenn einem so etwas passiert. Obwohl, je länger ich darüber nachdenke je mehr verstehe ich diese Gefühle. Ich bin wütend. Sehr wütend. Eigentlich wütend auf alles! Auf Marc und Caroline. Auf meine Eltern, dass sie mich noch nicht gefunden haben. Auf meinen Entführer, weil er mich überhaupt erst entführt hat. Und noch einmal auf meinen Entführer, weil er mir mein erstes Mal gestohlen hat!" Mein beklemmendes Gefühl im Bauch wird mir wieder bewusst und ich schaue traurig aus dem Fenster. "Der wie vielte Tag war eigentlich? Und wie kann es nur sein, dass meine Eltern mich immer noch nicht gefunden haben?! Obwohl, wenn überlegt, was man in den Nachrichten immer so alles hört... Von dem einem Mann, der seine Tochter all die Jahre in seinem Keller versteckt hat und mit ihr Kinder zeugte." Erschüttert schüttel ich mit meinem Kopf. "Nein! So ist das bei mir ja nicht! Ich.. Ich würde einfach nur entführt." Niedergeschlagen schaue ich auf meine Eisenketten. Ein verrückter Gedanke macht sich in meinem Kopf breit: "Wie gerne wäre ich jetzt ein Vampire. Dann wäre ich stark und könnte mich befreien! Ich wäre schnell und könnte einfach wieder nach Hause laufen. Wäre ich ein Vampir, könnte ich mich einfach befreien!" Ein Lächeln gleitet über meine Lippen und ich überlege, ob ich diesen Gedanken weiter verfolgen soll.
Amüsiert schließe ich die Augen und lehne mich an die Wand zurück. "Wenn ich ein Vampir wäre, würde ich bestimmt wunderschön aussehen. Das sagt man doch so, über Vampire, dass sie wunderschön sind! Und ich könnte alles machen, worauf ich Lust habe. Ich kann in alle Länder reisen und die Leute nach meinem belieben Manipulieren. Da ich dann unsterblich bin, bekomme ich auch ganz viel Geschichte mit. Ich erlebe wie sich die Menschheit verändert und weiterentwickelt! Und ich müsste töten..." Schlagartig werde ich in die Realität zurück katapultiert. "Töten. Umbringen. Ich habe Angst davor. Angst davor, dass ER das noch mit mir vorhat. Warum musste ich nur an Vampire denken? Gestalten der Nacht und vor allem der Angst. Ich sollte besser an Feen denken! Liebe kleine Geschöpfe. Wäre ich eine Fee, könnte ich zaubern und mich so befreien. Ich könnte einfach davon fliegen und all den Schatten hinter mir lassen. Ich könnte wieder die Sonne in mein Leben zurück rufen!" So träume ich weiter vor mich her, bis sich die Tür von neuem öffnet und den nächsten Schrecken für mich bereit hält...
Die Tür geht auf und ich schaue ihn an. Ein Lächeln gleitet über seine Lippen, doch ich schenke ihm deswegen keine weitere Beachtung. Wenn mir diese Spinnereien von eben etwas gebracht haben, dann ist es auf jeden Fall Kraft! Neue Kraft es auszuhalten was hier passiert. "Na hast du mich schon vermisst?", schwungvoll kommt er auf mich zu und drückt mir einen Kuss auf den Mund. Ich schrecke kurz zusammen, doch fange mich schnell wieder. "Also ich muss schon sagen, für dein erstes Mal gestern, warst du schon ziemlich gut.", augenzwinkernd schaut er mich an und legt seinen Arm um mich. Kälte überkommt meinen Körper, doch ich bleibe nach außen hin ganz ruhig. "Also, ich hab dir etwas zu essen und trinken mitgebracht, hast bestimmt verlangen danach, oder?", und in dem Moment, wo er es anspricht antwortet mein Magen mit einem knurren. Er lacht auf und reicht mir den Teller. "Na dann mal auf, lass es dir schmecken!" Stille legt sich über uns und ich esse, während er mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen lässt, auf. Irgendwann unterbreche ich zwischen drin doch und schaue ihn an. "Keine Sorge, ich werde den Teller schon nicht wieder zerbrechen und mit den Scherben auf dich losgehen." Verblüfft schaut er mich an und bricht in schallendes Gelächter aus. "Ich glaube auch nicht, dass du dich das noch mal trauen würdest. Du weißt schließlich, was die Konsequenz war." Ein Schaudern erfüllt mich und ich widme mich wieder meinem Essen zu. "Oh ja und wie ich mich daran erinner kann..." Als ich fertig bin nimmt er mir wieder denn Teller ab und ich warte drauf, was als nächstes passiert. Doch weiterhin hat er nur seinen Arm um mich gelegt und schaut aus dem Fenster. Die Minuten verstreichen und meine Anspannung wächst. "Nicht schon wieder.", denke ich angsterfüllt. "Am Anfang hat er mich auch immer so warten lassen und es war die reinste Qual. Ich dachte, das wäre endlich vorbei." Endlich räuspert er sich und geht ganz nahe an mein Ohr heran. Ich spüre wie sein Atem über mein Gesicht streichelt und meine Wangen zu glühen anfangen. "Also eigentlich dachte ich mir, dass wir da weiter machen wo wir gestern Abend aufgehört haben, doch ich habe es mir anders überlegt." Er entfernt sich wieder von meinem Ohr, doch schaut mich weiter hin an. "Er will meine Reaktion sehen.", schießt es mir durch den Kopf. "Ich hoffe du erinnerst dich noch an unser kleines Spiel: Wahr, oder nicht wahr?"
DU LIEST GERADE
Willkommen in meiner ganz persönlichen Hölle
HorrorWie beginnt man am besten eine Geschichte, die ein Leben für immer veränderte? Welche Gedanken und Gefühle schreibt man auf? Wie soll man erklären können, was man selber nicht versteht? Welchen Sinn hat ein Leben, in dem es keine Hoffnung mehr gibt...