Kapitel 14: Caroline

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Ich stehe da und sehe wie er auf mich zu kommt. Es kommt mir vor wie als würde es in Zeitlupe geschehen. In mir scheint alles zu rasen. Mir ist warm, dann wieder kalt. Ich bin wie erstarrt, doch mein Herz rast. Ich sehe Marc und sehe das Foto. Sehe wie Caroline und er sich auf ihrem Bett räkeln. Wieder habe ich das Gefühl, dass mir mein Herz auseinander bricht. Doch obwohl es schon einmal geschehen ist, fühlt es sich diesmal anders an. Aus irgendeinem Grund in mir drin, tue ich es nicht nur zur Seite schieben und versuchen zu verdrängen. Es scheint mir, als wäre es im Gegensatz zu dem Rest den ich erlebt habe nicht schlimm genug. Als wäre es nichts im Gegensatz zu dem, was mit Nicole geschehen ist. Auch wenn es weh tut ihn zu sehen, habe ich das Gefühl, dass es mir egal ist.

Marc steht nun genau vor mir und ich sehe ihm an, dass er unschlüssig ist, was er als nächstes machen soll. Vorsichtig streckt er seine Hand aus, doch als ich einen kleinen Schritt nach hinten gehe, nimmt er sie sofort zurück und streicht sich stattdessen einmal durch seine Haare. "Hey." Er schaut mich mit seinen grünen Augen an, doch ich sehe ihn nicht. Wenn ich in seine Augen schaue, sehe ich die Augen von IHM. Denn sie gleichen sich, wie als wäre ER sein Vater. Das war mir schon damals aufgefallen.

Ich spüre wie ich beginne zu zittern und versuche mich irgendwie zusammen zu reißen. "Wir sind mitten auf dem Schulhof, ich darf mir jetzt keine Aussetzer erlauben." Ich spüre, dass Caroline und er sich sichtlich unwohl fühlen und hoffe, dass uns keiner beobachtet. "Wenn uns jemand sieht, wird er merken, dass etwas nicht stimmt." Also spreche ich sofort aus, was ich zusagen habe. "Marc, ich mache Schluss." Ein einfacher Satz, von dem es mich erstaunt, dass er mir so leicht über die Lippen ging. "Wie sehr ich ihn doch geliebt habe. Doch es ist vorbei. Selbst wenn das Foto nicht der Wahrheit entsprechen sollte. Es ist mir egal. Für mich ist es vorbei."

Ich sehe wie er mich überrascht anschaut, aber nichts sagt. "Warum sagt er nichts?" Doch ich merke, dass mir die Geduld und die Kraft fehlen noch länger zu warten, deshalb drehe ich mich um und winke Caroline hinter mir her. Gemeinsam gehen wir wieder hoch in unseren Klassenraum.

"Nathalie, Caroline! Kommt her! Wie lange habt ihr den gebraucht, um auf die Toilette zu gehen?" Ich versuche die anderen anzulächeln, in der Hoffnung, dass sie es mir abnehmen. "Ach Marie du weißt doch, wir haben einfach viel zu wenige Toiletten für diese Schule." Mit einem übertriebenen Seufzer lasse ich mich neben ihr nieder und schaue in den Kreis meiner Freunde. Caroline hat sich wie gewöhnlich neben mich gesetzt. "Also, erzähl schon. Du hast bis jetzt kaum etwas von London erzählt. Wie waren die Leute und vor allem, wie waren die Kerle?", augenzwinkernd schaut Marie mich an und ich möchte ihr schon antworten, doch mir wird das Wort abgeschnitten. "Marie, Nathalie ist doch mit Marc zusammen. Als ob sie jemanden in London gehabt hätte." "Schätzchen du weißt doch, was in London war, bleibt auch in London." Ich sehe wie meine Freundin die Augen verdreht und Marie anschaut. "Marie, du hast es einfach nicht drauf." Diesmal muss ich wirklich schmunzeln und fühle mich in meinem Plan bestätigt. "Es ist wirklich besser, dass sie nichts von den Sommerferien wissen. So wie es jetzt ist, ist alles in Ordnung. So bekomme ich wenigstens ein wenig Ablenkung."

"Also Nathalie, jetzt erzähl doch endlich." Alle beugen sich gespannt nach vorne und ich habe ihre hundertprozentige Aufmerksamkeit. "Um eines gleich klar zustellen, Marc und ich sind nicht zusammen." Und auf einmal ist es still. Ganz still. Ich sehe wie mich meine Freunde entgeistert und verblüfft ansehen. "Ihr seid nicht zusammen?" Mein Herz hämmert mir gegen die Brust und meine alte Verletzung an der Rippe fängt wieder an zu schmerzen. "Der Tag heute ist ziemlich stressig.", stelle ich fest.

"Nein wir sind nicht zusammen. ja ich weiß, ihr habt uns alle im Club gesehen, aber ich habe einfach gemerkt, dass er nicht der Richtige ist. Das Gefühl hat am Ende doch irgendwie nicht gestimmt." Ich sehe einen nach dem anderen an und bekomme mitfühlende Blicke. "Das ist wirklich Schade. Ich fand ihr beide saht wirklich süß zusammen aus. Aber egal jetzt. Erzähl uns endlich von London." Ich hole einmal tief Luft und fange an zu erzählen: "Also..."

Willkommen in meiner ganz persönlichen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt