Kapitel 22: Die Enthüllung

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Ich sehe wie mein Bruder seinen Kopf von einer Seite zur anderen dreht und dann mit schnellen Schritten wieder zum Haus läuft. Ich bleibe noch kurz benommen stehen, doch dann schlüpfe ich schnell in mein Bett. Mit pochendem Herzen liege ich da und spitze angestrengt weiterhin meine Ohren. Endlich höre ich wie mein Bruder an meinem Zimmer vorbei geht und sich schlafen legt. Unsicher lasse ich noch einige Minuten verstreichen, bis ich mich wieder traue normal zu Atmen. "Was hat er dort unten gemacht? Natürlich ist es sein Garten, aber warum schleicht er sich dann in der tiefsten Nacht hinaus? Das ergibt doch alles keinen Sinn!" Meine Gedanken kreisen immer wieder um das Bild in meinem Kopf herum, doch ich komme zu keinem sinnvollen Ergebnis.

Am nächsten Morgen wache ich verschlafen auf und frage mich, wie lange ich die ganze Nacht über noch überlegt habe, da es schon fast zwei Uhr mittags ist. Schlafgetrunken drehe ich mich noch einmal um, doch es hilft nicht sehr viel, da ich mich gerade Wegs zur Sonne gedreht habe und sie mir nun in mein Gesicht strahlt. Mit einem Stöhnen richte ich mich auf und reibe mir die Augen. "Warum nur?" Durch die Sonne nun geweckt stehe ich auf und mache mir erst einmal einen Kaffee. Dort erst fällt mir auf, dass mein Bruder gar nicht da ist. "Er hat doch tatsächlich auf mich gehört. Das hätte ich nicht von ihm gedacht." Mit meinem Frühstück bewaffnet mache ich es mir im Garten bequem und lasse es mir schmecken. Langsam merke ich, wie ich immer wacher werde und die Müdigkeit verschwindet. Genüsslich lehne ich mich nach hinten und lasse mir mein Gesicht von der Sonne wärmen. "Ich glaube ich nehme erst einmal ein Sonnenbad." Gerade als ich meine Sachen wieder wegräumen möchte, halte ich inne. "Der Garten."

Ich schnelle um und suche den Garten ab. "Wo ist der Busch von heute Nacht?" Ich gehe langsam durch den Garten, doch bin ich mir sehr unsicher. Also schaue ich zum Haus und mache mein Fenster aus. Von dieser Perspektive aus betrachtet begutachte ich den Garten von neuem und finde schnell den Busch, nach dem ich die ganze Zeit gesucht habe.

Mit schnellen Schritten gehe ich auf ihn zu, als ich abrupt stehen bleibe. "War das gerade ein Auto?" Ich drehe meinen Kopf zur Seite und halte inne. Missmutig gehe ich schnell wieder zu dem Tisch zurück und höre wie mein Bruder schon die Haustür öffnet. "Nicole, ich bin wieder da!" Mit meinen Frühstückssachen in der Hand komme ich in die Küche und lächel ihn an. "Hey. Ich war gerade draußen im Garten Frühstücken." Überrascht schaut er mich an. "Du hast eben erst gefrühstückt?" Ich fange an zu lachen und sehe wie er sich geschlagen die Hand an die Stirn hält. "Das ist wirklich nicht zu fassen." Mit diesen Worten dreht er sich um und geht aus der Küche. Ich lasse noch ein lautes Lachen von mir hören, doch in Gedanken bin ich noch immer im Garten.

Wir verbringen den restlichen Tag noch damit eine Fahrradtour zu machen und kommen ganz entkräftet und ausgepowert wieder. "Du machst mich wirklich fertig, weißt du das?", keuchend setzte ich mich neben meinen Bruder vor die Treppe an seiner Tür. "Hab ich es endlich mal geschafft, dich fertig zu machen." "Hast du.", japse ich ihm zu und nehme einen großen Schluck Wasser. Zufrieden schaut mir mein Bruder zu und runzelt die Stirn. "Um ehrlich zu sein, müssen wir heute Abend nicht wieder kochen. Wollen wir uns nicht einfach etwas bestellen?" Ich nicke und fahre fort: "Können wir machen, aber ich gehe jetzt auf jeden Fall erst einmal duschen!" Ich stehe auf und lasse meinen Bruder alleine.

Ich steh unter der Dusche und lasse mir das Wasser auf den Körper prasseln. "Die Fahrradtour war wirklich lustig. Wir haben wieder viele alte Geschichten hervorgeholt und auch wieder viel über mich geredet. Aber irgendwie schon wieder nicht über ihn." Ich seufze und stelle das Wasser etwas wärmer. "Ich spreche ihn beim Essen jetzt auf jeden Fall darauf an."

Genüsslich beißen wir in unsere Speisen und schauen uns zufrieden an. "Sehr lecker und deins?" Ein Lächeln gleitet über mein Gesicht und ich brauche gar nicht mehr zu sagen. Wir essen erst einmal genüsslich, bis ich endlich das Thema anspreche: "Mir ist aufgefallen, dass wir immer nur über mich reden und deswegen wollte ich das nun endlich mal ändern. Was ist in den letzten paar Jahren bei dir passiert? Du arbeitest immer noch als Anwalt, das ist aber auch das einzige was ich weiß. Wie sieht es aus mit einer Frau? Gab es mal eine?" Ich sehe, dass ich meinen Bruder damit überrascht habe und er lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Nachdenklich mustert er sein Essen und weicht meinem Blick aus. "Ja es gab eine. Aber es ist ziemlich schief gegangen und von daher möchte ich nicht darüber sprechen." Ich schaue meinem Bruder direkt in die Augen, doch bekomme an dem Abend nicht mehr aus ihm heraus.

Willkommen in meiner ganz persönlichen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt