Kapitel 11: Wahr, oder nicht Wahr?

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Immer wieder werde ich durchgerüttelt. "Lass mich bitte in Ruhe, mehr verlange ich doch gar nicht...", und in diesem Augenblick weicht alle Luft aus mir. Ich reiße meine Augen auf und fange wie wild an nach Luft zu schnappen. Erst ist alles ganz verschwommen, doch dann erkenne ich, dass jemand über mich gebeugt ist. Ich blinzel ein paar Mal und irgendwann wird das Bild klarer. ER war über mich gebeugt. Erstaunt und völlig durcheinander schaue ich ihn an. "Warum ist er so über mich gebeugt?", schießt es mir sofort in den Kopf. Noch einmal muss ich husten und er lehnt sich von mir zurück. "Was ist passiert?", krächze ich ihn an. "Du warst Ohnmächtig. Aber keine Sorge, es ist nichts schlimmeres weiter passiert." Verwirrt lehne ich mich zurück und denke über seine Worte nach? "Ich war Ohnmächtig? Aber was war dann mit der Tür?", sofort schaue ich zu der Tür hin, doch sie sieht so aus wie immer. Ein erkennendes "Oh" gleitet mir über meine Lippen. "Ich habe alles nur geträumt..", und all die Hoffnung die ich eben noch verspürte löst sich in Luft auf und hinterlässt nur den sehnlichen Wunsch, in den Traum zurück zu kehren. Niedergeschlagen schaue ich zu Boden, doch dann fällt mir ein, dass ER ja noch da ist und schaue ihn wieder an.

"Was er jetzt wohl wieder macht? Das letzte Mal hat er mich geschlagen. Auf mich eingeprügelt. Doch dafür bin ich zu schwach und das weiß er. Also, was hat er jetzt wohl vor mit mir?"

"Du bist jetzt schon Neun Tage hier und findest du nicht auch, dass es ein wenig langweilig geworden ist? Es ist doch irgendwie jeden Tag dasselbe, du wachst auf, ich bring dir dein Essen und dann geh ich wieder. Und immer so weiter. Ich gebe zu, gestern hatten wir eine kleine Auseinandersetzung, aber an der bist du auch selber schuld. Von daher kannst du dich wirklich nicht beklagen. Auf jeden Fall fängt mich dieses Schema an zu langweilen. Also habe ich mir etwas Neues überlegt. Und zwar ein Spiel: Wahr, oder nicht Wahr? Ich habe mich ein bisschen über die informiert und bin auf ein paar interessante Sachen gestoßen. Aber zuerst einmal erkläre ich dir am besten die Regeln. Ich habe verschiedene Geschichten, Bilder und Videos für dich vorbereitet und du musst mir sagen, ob sie Stimmen, also Wahr sind, oder eine Lüge und damit nicht Wahr. Ich glaube, das ist nicht schwer zu verstehen oder? Und das Beste an diesem Spiel ist, ich bestätige dir dann, ob DU richtig liegst. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass du einiges davon nicht weist.", die ganze Zeit während er mit mir redet, lässt er mich keine Sekunde aus den Augen. Sofort schnürt es mir die Kehle zu und ich bekomme Angst. Körperlich hat er mich schon verletzt, jetzt kommt der seelische Teil...

"Also, wie findest du das Spiel? Eine willkommene Abwechslung oder? Ich mein, so lernen wir uns doch gleich viel besser kennen.", lächelnd sieht er mich an und ich würde ihm am liebsten sein Gesicht zerkratzen. Ich sehe, dass er auf eine Antwort wartet, doch ich bin nicht bereit dazu, ihm eine zu geben. "Wie auch immer, du spielst so oder so mit, ob es dir gefällt oder nicht.", mit diesen Worten steht er auf und begibt sich wieder auf den Stuhl am Tisch. Dort sehe ich nun ein paar Blätter liegen, sowie ein Handy. Sofort fixiere ich mich auf das Handy. "Wie gerne hätte ich jetzt dieses Handy. Ich würde sofort meine Eltern anrufen, oder noch besser die Polizei! Doch... Was dann? Was soll ich denen dann sagen? Hallo, ich heiße Nathalie und wurde Entführt. Aber fragen sie mich bitte nicht, wo ich bin oder wie mein Entführer heißt, denn das weiß ich leider nicht.“ Und genauso schnell wie meine Hoffnung kam, verschwindet sie wieder. "Du bekommst das Handy nicht, also mach dir keine falschen Hoffnungen.", ertappt kehre ich in die Realität zurück und funkel ihn Böse an. "Oh, wie ich diesen Mann verabscheue. Ich bin wirklich kein Mensch der gerne sagt, dass er andere Menschen hasst. Denn ich finde dies ist eigentlich ein sehr starkes Wort, mit dem man vorsichtig umgehen sollte, doch diesen Mann hasse ich wirklich. Abgrundtief." "Können wir jetzt endlich anfangen?", und ohne auf eine Antwort zu warten fängt er an...

"Also du heißt Nathalie Berger. Wahr, oder nicht Wahr?" Ich ziehe eine Augenbraune nach oben und schaue ihn verständnislos an und sehe wie er mich ungeduldig anschaut. "Wahr, oder nicht wahr?" Ich seufze und sage: "Wahr." "Sehr gut. Ich sehe du hast das Spiel verstanden. Und die Antwort ist übrigens auch Richtig. Du heißt Nathalie." Verwundert runzel ich die Stirn. "Warum sagt er nur meinen Vornamen und nicht auch meinen Nachnamen?" "So nächste Frage. Deine beste Freundin heißt Caroline. Wahr, oder nicht wahr?" "Entschuldige, aber was soll das hier werden?", frage ich ihn gereizt. "Was möchte er von mir? Wenn er etwas Bestimmtes will, dann soll er zum Punkt kommen..." "Ganz ruhig bleiben, ja. Also, Wahr, oder nicht Wahr?" "Wahr..." "Gut, nächste Frage. Dein Freund heißt Marc. Wahr, oder nicht Wahr?" "Wahr." "Richtig. Kommen wir gleich zur nächsten Frage: Du hast einen Hund. Wahr, oder nicht wahr?" "Nicht war.", antworte ich gereizt und sehe wie er nachdenklich auf sein Blatt schaut. "Das kann ja heute noch ein interessanter Tag werden..." Endlich hat er gefunden wonach er gesucht hat und schaut mir direkt in die Augen...

"Und was ist mit dieser Frage? Caroline und Marc hatten Sex und zwar als ihr beide schon ein Paar wart. Wahr, oder nicht Wahr?"

Willkommen in meiner ganz persönlichen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt