Kapitel 2

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Man sollte stolz auf den Schmerz sein. Jeder Schmerz ist eine Erinnerung unseres hohen Ranges.
- Novalis

Schmerzen. Mein Kopf dröhnte. Meine Glieder fühlten sich schwer wie Blei an. Ich hatte das Gefühl, dass alle meine Knochen gebrochen waren und meine Sehnen über dehnt. Es stank hier bestialisch, sogar schlimmer als bei den Monstern. Ich machte mich klein. Ich war wieder in Gefangenschaft. Ich würde wieder als Spielzeug genutzt. Ich hätte es wissen müssen. Wie dumm bin ich den? Ich hatte nicht fliehen sollen. Ich hatte mein Schicksal einfach akzeptieren sollen. Einfach sterben sollen. Wieso hatte ich den das Gefühl nicht im Feuer zu sterben? Das ergab keinen Sinn.

Ich öffnete meine Augen, die Zelle war dunkel und klein. Es war kein Fenster vorhanden und die riesige Tür hatte ein kleine Lücke weiter oben. Sie diente sicher als Schacht für das essen und zur Überprüfung ob ich noch lebe. Die Decke, die über meine Beine lag hatte Löcher und war ausgefranst aus. Wie lange ich wohl geschlafen habe? Wie lange werden die noch auf sich warten lassen? Aber wenigstens habe ich eine Decke. Mein T-Shirt trage ich immer noch. Ich kann keine Flecken entdecken, aber bei dieser Dunkelheit werde ich es auch nicht erkennen können. Langsam setze ich mich auf.

Hier unten ist es kalt. Was die jetzt mit mir anstellen werden? Wie werde ich ihnen dienen können? Werde ich Papa, Mama oder meine Geschwister jemals wieder sehen? Ich spüre die leere in meinem Magen, aber knurren wird es niemals. Das hat schon vor Jahren aufgehört. Trotzdem spüre ich noch immer den Durst. Dass kommt davon, wenn einem täglich Wasser gegeben wird. Es ist eine Qual. Eine Qual die anderen Freude bereitet. Wie Menschen daran dass andere leiden nur Freude Empfinden können? Ich werde das wohl nie verstehen.

Ob die schon gemerkt haben das ich wach bin. Ich glaube nicht und ich hoffe es nicht. Ich sollte auch nicht auf so etwas hoffen. Durch die Lücke werden sie es sehen können. Ich frage mich weshalb das Gebäude gebrannt hat. Ob Papa mich doch gefunden hatte, aber es ist unwahrscheinlich. Ich habe zu viel Hoffnungen. Vielleicht lassen sie mich sterben. Vielleicht lassen sie mich hier verrotten oder sie töten mich schnell und schmerzlos. Viele Möglichkeiten gibt es, aber nur eine wird auch wahr sein.

Wartend lehne ich gegen die Wand, ziehe meine Knie an und lege meinen Kopf darauf ab. Ich Seufze gelangweilt. Es war schon wieder draußen zu sein obwohl es vermutlich nicht mal drei Stunden waren. Ich hätte gerne die Sonne gesehen. Wenigstens habe ich den Wind gespürt. Schnell schlinge ich die Decke um mich herum. Sie ist groß genug. All meine Knochen sind sichtbar. Ich bestehe nur aus Haut, Organe und Knochen. Sicher nicht mehr, aber weniger auf jeden Fall. Ich wippte hin und her, versuchte mich warm zu halten. Ich weiß nicht wie lange ich hier schon saß, aber die Luft andere sich schlagartig.

Ein Rascheln ertönte, langsam öffnete sich die Tür. Ängstlich schluckte ich und machte mich noch kleiner. Ich druckte mich schmerzhaft gegen die Wand. Bloß keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Der Mann füllte fast die ganze Türöffnung aus. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Er trat in meine Zelle hinein. Zwei weitere folgten ihn und blieben genau vor mir stehen. Ich zitterte stärker, machte mich noch kleiner. Die Männer hatten eine komische Ausstrahlung. Eine Ausstrahlung die mir Angst machte, die mich er zittern ließ. Die dafür sorgte, dass man die Herren respektierte.

»Dein Name?« verlangte der dritte Typ barsch. Sollte ich ihm antworten. Was sollte ich den auch antworte? Welchen Namen wollten die hören? Die Monster haben mir viele Namen gegeben.

»Name!« schrie der dritte Typ laut. Ich erzitterte, meine Zähne klapperten auf einander. Diese Männer machten mir Angst. Wieso brauchten die unbedingt meinen Namen?

»Das hat so keinen Sinn. Sie hat zu viel Angst. Zudem sieht die nicht mal gefährlich aus und hat auch keine Vampirische Merkmale. Sie riecht nur nach Vampiren. Ihr Körper ist mit Narben Übersäht« meinte der zweite Typ. Narben hat jeder Mensch, daran ist nichts zu andern nur wie groß und sichtbar sie sind. Ich besitze Vampirische Merkmale, viel mehr als der glaubt, mehr als mir lieb sein sollte. Und ich werde sie auch nie mehr los.

»Monster war Vampir« murmelte ich leise und bezweifele das die mich hören könnten. Ich hörte ein knurren und plötzlich war jemand in meinem Blickfeld. Der zweite Typ kniete sich vor mir nieder. Seine Hände lagen sichtbar auf seinen Oberschenkeln. So als wurde er keine Gefahr darstellen. Jeder stellt eine Gefahr dar, also nützte es nichts.

»Du weißt also das Vampire existieren?« fragte Typ zwei Mitfühlend. Und wie! Ich kenne Vampire seit ich klein bin. Vampire haben schon immer zu meinem Lebe gehört. Gehören immer dazu und dass werde ich wohl auch nicht mehr los.

»Vampire haben rote Augen, spitze Zähne, lange Fingernägel« flüsterte ich leise. Ich sah Typ zwei nicht in die Augen. Aus Angst traute ich mich nicht und ich wusste dass es nicht respektvoll ist. Zudem steht Bestrafung darauf und wenn ich jetzt schon einen schlechte Eindruck mache, wird es immer schlimmer werden.

»Genau, dass sind Monster. Also willst du mir deinen Namen verraten?«

»Welchen?«

»Deinen echten Namen. Wie haben deine Eltern dich genannt?« fragte Typ zwei leise. Er hatte sich nicht bewegt, seine Arme lagen immer noch auf seinen Oberschenkeln. Er wirkte trotzdem gefährlich, aber er sprach sanft mit mir. Versuchte mich nicht zu drängen und trotzdem antworten zu bekommen.

»Linnia« nuschelte ich leise vor mich hin. Wie hilft ihm das weiter? Ein Name hilft ihm nicht weiter. Es gibt viele die Linnia heißen.

»Linnia also. Steh auf« meinte Typ drei. Langsam stand ich auf. Was wird das? Typ zwei kniete immer noch vor mir. Ich lehnte gegen die Wand. Schnell stand Typ zwei auf. Er lächelte mich leicht an. Die Decke lag zu kennen Füßen.

»Wir gehen hoch, du duscht dich und wir gehen zum Alpha« berichtete mir Typ zwei. Ich nickte, der Alpha war nicht im Raum. Ein Glück. Aber trotzdem hatten die Typen viel macht, sie standen weit oben in der Rangordnung. Ich sah weiterhin auf keine Füße, ich trug keine Schuhe. Geschweige denn hatte ich welche. Typ zwei fing an zu laufen und verließ die Zelle. Ich folgte ihm gehorsam. Achtete gar nicht auf meine Umgebung. Im Flur war es heller, aber hier roch es genauso bestialisch wie in meiner Zelle. Die einzelnen Glühbirnen baten gerade mal genug Licht.

Wir kamen an etlichen Metall Türen vorbei, manche standen offen andere nicht. Aber es war sicher, dass hier viele Gefangen gemacht wurden und auch viele hier gesessen hatten. Die Zellen sahen nicht anders aus. Wo war ich nur gelandet? Aber hier war ich wenigstens nicht alleine. Hier wurde nicht nur ich die Wut abbekommen. Das einzig Gute an diesem Ort bis jetzt und dass, ich noch keine Schmerzen erfahren hatte.

»Du hast 20 Minuten Zeit zu duschen. Du weißt doch wie eine Dusche funktioniert oder?« fragte Typ zwei mich unsicher. Ja, ich kannte die Regeln beim Duschen. Drei Minuten, kaltes Wasser, ein Stück Seife und sich Blitz blank putzen. Die Regeln waren nicht schwer, wenn man sie einmal beherrschte. Aber die Zeit einzuhalten wurde schwierig werden.

»Gut, zieh dir danach an was auf dem Bett liegt und werfe dein T-Shirt in die Wäsche. Wir holen dich nach 30 Minuten wieder ab, jemand wird vor deiner Tür wache halten. Denk nicht mal ans verschwinden!« erklärte Typ zwei weiter. Wieder nickte ich. Flucht hörte sich nach keiner guten Idee an. Die Typen sind gefährlich als die Monster. Die Treppe hinauf war lange. Wie viele Meter ich wohl unter der Erde war? Eigentlich will ich es gar nicht wissen.

Eine Tür öffnete sich. Wir standen in einem Flur, der Boden bestand aus teurem Paket und die Wände waren in einfachem beige gehalten. Es gab keine Dekorationen. Wir begegneten keinen, es war alles Menschen leer. Das war beängstigend. Was hatten die vor? Was wird das am Ende? Haben die mich angelogen? Ich umarmte mich fester. Wie viele in diesem Gebäude wohl Leben.

»Da sind wir, Jake wird vor deiner Tür bleiben« sagte Typ zwei und deutete dabei auf Typ drei. Ich wusste immer noch nicht wie sie aussahen. Hoffentlich werde ich es auch nie erfahren. Wenn ich viel Glück habe, werden sie mich vielleicht frei lassen. Ich nickte dankbar und öffnete die Tür. Das Zimmer war einfach eingerichtet.

Samstag, der 11 Juni 2016

SchmetterlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt