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"Right now I wish you were here with me."



Es war ein herrlicher Septemberabend mit angenehmen Temperaturen, weshalb ich kurzer Hand beschloss ans Meer zu fahren. Ich wollte Joy eine unvergessliche Nacht schenken. Ich wollte uns eine unvergessliche Nacht schenken. Also hatte ich aus dem Abstellraum vor der Haustür des Mehrfamilienhauses, in dem ich wohnte, ein Zelt, zwei Schlafsäcke und Decken mitgenommen. Unterwegs sind wir dann noch schnell einkaufen gegangen, um die Nacht zu überstehen. Wir liefen Hand in Hand durch den Supermakt und hatte gerade alles auf den Armen und waren bereit an die Kasse zu gehen, als Joy ein Buch sah. Anscheinend wollte sie dieses Buch schon lange haben und sah es an diesem sechsten September zum ersten Mal in einem Laden stehen.

Wie ein kleines ungeduldiges Kind blieb sie davor stehen und bestand darauf, dass sie mindestens den Klappentext lesen durfte. In Wirklichkeit stand sie dann locker eine viertel Stunde da und las die ersten Seiten des Buches. Irgendwann nahm ich ihr das Buch grinsend aus den Händen und nahm es mit zur Kasse.

"Dann nehmen wir noch ein bisschen Futter für meine kleine Leseratte mit, oder?"

Joy gab quietschatige Laute von sich und freute sich wie ein kleines Kind, was mich ziemlich glücklich machte. Sie war immer so süß, wenn sie sich so sehr freute. Ihre Augen strahlten dann immer so eine Zufriedenheit aus und im Großen und Ganzen war sie einfach glücklicher.

Nachdem wir bezahlt hatten gingen wir zu meinem Auto und luden alles ein. Wir fuhren mit heruntergelassenen Fenster eine Landstarße entlang, die direkt zum Strand führte. Im Radio lief irgendein Song, den Joy anscheinend unglaublich mochte. Auf jeden Fall sang sie die ganze Fahrt mit und hatte ein Lächeln auf den Lippen. Wie gerne ich diesen Moment eingefangen hätte. Wie gerne ich ihr gesagt hätte, dass sie das schönste auf der ganzen Welt war. Wie gerne ich einfach angehalten hätte und sie geküsst hätte. Aber nichts davon tat ich, weil ich naiv und dumm war. Ohja, das war ich damals wirklich.

Wir kamen am Strand an und Joy sprang schon fast aus meinem Auto, nur um schneller an den Strand zu kommen. Dabei lachte sie laut und lief auf das offene Meer zu. Dass sie vor wenigen Tagen hier noch einen Anfall hatte, kümmerte sie anscheinend sehr wenig, denn sie lachte als gäbe es kein Morgen. Während Joy mit ihren nackten Füßen im falchen Wasser wattete sorgte ich dafür, dass unser Zelt stand. Das war eine mühselige Arbeit, aber auch das schaffte ich mit ein wenig Zeit.

Als ich fertig war legte ich unsere Schlafsäcke aus und schloss mein Auto ab. Dann drehte ich mich so um, dass ich Joy sehen konnte und es war einfach atemberaubend. Sie stand da, hatte ihre Arme ausgebreitet und vor ihr ging die Sonne unter. Wäre ich ein Fotogarf, hätte ich diesen Moment festgehalten und hätte damit wohl noch Millionen gemacht. Es war wirklich einfach so schön.

"Komm her, Nash. Sie dir das an."

Ohne zu zögern lief ich zu meinem Mädchen und umarmte es von hinten. Ich küsste die Stelle unter ihrem Ohr, die sie immer erschaudern ließ und flüsterte leise in ihr Ohr.

"Was ist denn, meine Süße?"

Sie deutet mit ihren Fingern nach vorne, geradewegs in den Sonnenuntergang hinein.

"Das ist so wunderschön, BamBam. Ich wünschte, wir könnten sowas jeden Tag erleben. Sonnenuntergänge sind solche Perfektionen. Selbst der griesgämigste Mensch dieser Erde schmielzt bei solch einem Anblick wohl dahin, nicht wahr?"

Während ich meine Lippen wieder gegen ihren Hals drückte lächelte ich.

Meine kleine Philosophin.

Ruckartig packte ich sie und schwang sie mir über die Schultern. Ihre erschrokenen Schreie brachten mich nur noch mehr zum Lachen und ich lief mit ihr auf der rechten Schulter den Strand entlang. Dabei tat ich, so kindisch wie ich war, als wäre ich ein Flugzeug und machte dementsprechende Geräusche. Dabei lachten wir beide so sehr, dass wir ganz schön schwankten. Als wir endlich wieder an unserem Zelt angekommen waren ließ ich Joy auf den Bode gleiten und nahm ihr Gesicht in meine Hände.

"Ich liebe dich."

Ohne abzuwarten, was sie wohl antworten würde küsste ich sie stürmisch und drängte sie in das Zelt hinein. Durch die geöffnete Zelttür beobachteten wir weiter den Sonnenuntergang und kuschletn uns, sobald dieser vorbei war noch enger aneinander. Ich weiß nicht mehr wie viel Uhr es war, als Joy einschlief. Ich weiß nur noch, dass ich tiefe Zufriedenheit verspürte und endlos glücklich war. Joy lag in meinen Armen und nachdem ich sie lange noch beobachtet hatte und auf die Schläfe geküsst hatte, schlief auch ich irgendwann ein.

Ja, wir waren wirklich glücklich gewesen. So glücklich, das es hätte keiner mit uns aufnehmen können. Und Joy. Joy war so wunderschön gewesen. So wunderschön, vollkommen und frei. Mein ganzes Leben hatte ich sie schon bewundert für das, was sie tat und vorallem wie sie es tat. Aber, dass diese unfassbare Frau irgendwann mal an meiner Seite einschlafen sollte, nachdem sie mir gesagt hatte, dass sie mich liebte, hätte ich mir niemals erträumen lassen.

Leider endete dieser wunderbare Traum viel zu früh.

Denn das war der letzte Tag, den ich mit Joy verbrachte.


Don't promise  - PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt