4o.

44 6 4
                                    

"Please. Stay."

BTS - House of Cards

Ich parkte das Auto meines Vaters vorsichtshalber zwei Straßen weiter, weil ich nicht unbedingt wollte, dass es von irgendwelchen betrunkenen Partybesuchern zerstört wurde. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung wer diese Emely Parker war und es war mir auch extrem egal. An diesem Abend wollte ich einfach mal nur entspannen und ausgelassen feiern.

Als ich aus dem Auto ausstieg keuchte ich leise auf, weil meine Brust mir immer noch zu schaffen machte. Noch heute habe ich zwei etwas größere Narben von dieser Schlägerei mit Aiden damals. Und noch heute zieht er mich damit auf, dass er mich jeder Zeit fertig machen würde, sogar wenn es ihm am dreckigsten ging. Dann würde ich ihm gerne eine überziehen, aber leider hat er recht und deshalb lasse ich es.

Wo die Party genau war, musste ich noch nicht mal mehr googlen, da man die viel zu laute und sehr schlechte Musik im ganzen Viertel hörte. Außerdem war das Haus sehr beleuchtet. Nach etwa fünf Minuten Fußweg stand ich davor und lachte leise in mich hinein. Das war sowas von das Haus, das ich erwartet hatte. Weiße, sehr moderne Fassade, gut gepflegter, moderner Vorgarten, eine rechteckige, graue Garage mit Platz für mindestens drei Landroovern und das Haus an sich war auch nicht nur für zwei Personen ausgelegt. Im großen und ganzen war das Haus also mal wieder eines von diesen Kiddies mit viel zu reichen Eltern. Zu der Zeit vergaß ich immer wieder, dass ich nun auch zu diesen 'Kiddies' gehörte. Leider benahm ich mich auch wie all die anderen.

Selbstsicher wie ein Soldat vor dem sicheren Sieg stolzierte ich die letzten drei Meter durch den Vorgarten und richtete ein letztes Mal meine Haare. Sie waren so widerspenstig gewesen, dass ich sie mit Gel hatte zähmen müssen. Aber jetzt sahen sie wirklich gut aus.

Die Haustür stand natürlich offen, deshalb spazierte ich einfach in das Haus hinein. Drinnen war alles komischer Weise relativ dunkel und bis auf die Musik noch jeder erst mäßig laut. Naja es war ja auch noch nicht all zu spät. Ein wenig enttäuscht, dass erst so wenig Alkohol im Umlauf war, bewegte ich mich seufzend in den Hausflur fort. Zuerst einmal musste ich mir einen Überblick über das Haus verschaffen, was nicht sehr schwer war. Das Haus war nämlich, zu meiner Überraschung, genau wie das meiner Eltern aufgebaut. Durch den Durchgang auf der unteren Etage zwischen Wohnzimmer und Küche ging ich direkt zum Kühlschrank auf der Suche nach kaltem Bier und wurde belohnt. Ich nahm mir eine Flasche heraus, öffnete sie und lehnte mich zur Entspannung gegen den Tresen in Richtung Wohnbereich. Einige Pärchen hatten sich dort schon angesammelt, saßen jedoch hauptsächlich nur stillschweigend nebeneinander und warteten wie ich auf irgendetwas aufregendes. Man konnte sagen, bis auf die Musik lief auf dieser Party gar nichts. Wieso blieben die Leute dennoch? Hätte ich gewusst, wer Emely Parker war, dann wäre einiges klarer gewesen.

Eine zarte Frauenstimme riss mich aus meinen Gedanken.

"Sag mal, bist du neu hier? Ich habe dich noch nie auf einer Party gesehen."

Diese unglaublich zarte und sanfte Stimme passte so gar nicht zu dem Erscheinungsbild der Frau, zu der diese Stimme gehörte. Sie hatte braune Haare, die ihr bis zum Hintern reichten und dieser war von einer hautengen, schwarzen Leggins eingekleidet. Dazu trug das Mädchen weiße Vans und ein beiges Top auf dem 'NIRVANA' stand. Bei dem Blick auf ihr Top musste ich schmunzeln. Nicht nur, weil sie offenbar einen sehr guten Musikgeschmack hatte, sondern auch, weil ganz klar war, dass sie hier her gekommen war, um Sex zu haben. Der Ausschnitt dieses Tops hätte sogar Lillian Angst gemacht. Mir gefiel er irgendwie wieder. Die fragenden Augen, die mich bedachten waren eine Mischung aus grün, blau und etwas gelb. Mir lief es bei diesem Anblick kalt den Rücken herunter. Diese Augen sahen so aus, als hätte sie schon viel mit ansehen müssen. Aber für Mitleid war an diesem Abend kein Platz. Ich setzte meinen 'Scheiß-egal'-Blick auf, nahm einen weiteren Schluck von dem Bier und zuckte mit den Schultern. Ich wusste wirklich nicht, was sie das anzugehen hatte. Aber dieses Mädchen hatte es wohl auf mich abgesehen.

"Deine Augen sind wunderschön."

Da musste ich lachen. Meine Reaktion tat mir schon fast leid, aber es war einfach zu lachhaft. Meine Augen trafen wieder ihre und mein Gesichtsausdruck neutralisierte sich wieder.

"Sagt die, deren Augen einen Profifotografen umhauen würden."

Ein weiterer Schluck Bier.

"Danke, das höre ich sehr selten."

Und ab diesem Moment an mochte ich sie. Ich kannte kaum Mädchen, die so mit sich sprechen ließen. Ihre Bestimmtheit reizte mich schon ein wenig, aber im Moment ging sie mir hauptsächlich auf die Eier. Ich wollte mehr Alkohol, da ich mein Bier gerade ausgetrunken hatte, und ein Mädchen, das ich ohne weitere Bedenken heute Nacht vögeln konnte.

Das Mädchen ohne Namen legte eine ihrer Hände auf meinen rechten Oberarm und sah sich das Tattoo genauer an.

"Du solltest Heilsalbe drauf machen und keine Nivea."

Sie amüsierte mich so sehr, dass ich meinen Wutanfall, weil sie mich berührt hatte ohne zu fragen, abfing und ihr lachend ins Gesicht sah.

"Und mit diesem Spruch beeindruckst du wohl alle Männer, die dann danach in deinem Bett landen. Das ist Heilsalbe, Süße."

Ihre Augen weiteten sich erst, so als hätte ich ihr eine Ohrfeige verpasst, dann setzte aber auch sie ein Lächeln auf und ließ meinen Arm wieder los.

"Normaler Weise zieht dieser Spruch wirklich. Aber dann bist du eben jemand besonderes und anders als all diese Jungs. Ein richtiger Mann."

Jetzt musste ich wirklich so laut lachen, dass mich sogar eines der Päarchen aus dem Wohnzimmer ansah und stumm ermahnte.

"Hör auf mit deinen lahmen Sprüchen und sag mir was du willst."

Ihre Augen funkelten, aber ich Lächeln verschwand nicht eine Sekunde. Sie kam ein wenig näher, sodass ihr Ausschnitt sich praktisch direkt vor mir befand und ich musste grinsen.

"He, Kleine. Ich bin auch nur ein Mann, ja? Mach so weiter und ich nehme dich sofort hier vor allen anderen."

Sie wich zurück und endlich grinste auch sie. Sie hatte was sie wollte. Mich aus der Reserve locken. Mich reizen. Mich auf sie aufmerksam machen. Ich wusste von Anfang an, was sie wollte, aber ich wollte mit ihr spielen. Es machte nicht oft Spaß mit Menschen zu spielen, die man schon durchschaut hatte, aber diese Frau fiel nicht unter diese Kategorie. Denn insgeheim hatte ich die Hoffnung, dass sie in ihrem süßen Kopf mehr verbarg als nur das bisschen Gehirn, das sogar der dümmste Mensch besaß.

"Dann fangen wir doch mal an mit einer Vorstellung. Der Herr?!"

Auffordernd sah sie mich an und ich malte mir schon Szenen aus, wie sie unter mir lag und laut meinen Namen schrie. Aber um sie glücklich zustellen verbeugte ich mich und sah ihr dann während ich ihr die Hand gab in die Augen.

"Mason Conner mein Name. Und der ihre, meine Gnädigste?"

Sie erwiderte meinen Handdruck und lachte süß.

"Oh, ein Conner-Sprössling."

Verwundert sah ich sie an. Ich hatte zwar gewusst, dass mein Vater ein reicher Mann war und eine erfolgreiche Firma besaß, jedoch wusste ich weder, dass er so bekannt war, noch, welche Firma er leitete.

Charmant lächelnd bedachte ich ihre Aussage und ließ ihre Hand los. Sie kam so nahe, bis sie sich strecken musste, da ich sehr viel größer war als sie. Als ihre Lippen endlich mein Ohr gefunden hatten, bekam ich eine Gänsehaut. Ihr Atmen an meinem Hals zu spüren war nicht nur sehr erregend, sondern auch geheimnisvoll und sehr fordernd.

"Emely Parker. Aber Em reicht."

Als sich unsere Augen wieder trafen wurde die Musik auf einmal viel lauter und von draußen hörte man Leute rufen, dass endlich ein Alkoholnachschub da war.

Emely Parker.

Em.


Don't promise  - PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt