"I Need your love before I fall."
BTS - Crow Tit [MV]
Lauren hatte mir irgendwann die Tür geöffnet, nachdem ich noch ewig lange draußen gesessen und nachgedacht hatte, und mich mitleidig gefragt, was denn los sei. Da ich merkte, dass sie mir ihr Mitleid nur vorspielte um an Informationen zu kommen ging ich wortlos an ihr vorbei und rannte hoch in mein Zimmer. In Aidens Zimmer um genau zu sein, was ich dann auch zu spüren bekam.
Ein voller aufgewühlter Aiden stand vor mir. Ich wusste in diesem Moment um ehrlich zu sein einfach nicht, was ich tun sollte. Deshalb reagierte ich so unangemessen. Ich hoffe, er wird mir das irgendwann verzeihen können.
Aiden kauerte neben seinem viel zu großen Bett und hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen. Weil seine Schultern immer wieder nach oben zuckten, schloss ich daraus, dass er weinte. Wohl hatte er mich nicht gehört, oder er hatte mich nicht hören wollen. Egal was los gewesen war, es muss schlimm gewesen sein. Aiden war kein Weichei. Ich meine, ich konnte ihn nicht leiden, weil er mir immer, wenn es ging, mir versuchte mein Leben schwer zu machen. Aber es war verdammt noch mal kein Weichei. Dieser Junge gehörte mit Recht zu der Sorte Jungs, die man als 'Bad Boys' bezeichnete. Aber in jedem Buch, in jedem Film über diese Jungs sah man, dass sie eine Schwachstelle hatten. Und irgendetwas hatte Aidens Schwachstelle an diesem zehnten Septemberabend getroffen.
Immer noch etwas durch den Wind von diesem Anblick, der sich mir da bot, sah ich auf meine Armbanduhr.
18:31 Uhr.
Ich war müde.
Ich war genervt von Dan.
Ich war genervt von Joys Aktion neulich.
Ich war sauer auf Lil.
Immer, wenn ich irgendjemanden über dieses Ereignis berichtete, schob ich mindestens einer dieser Ausreden vor, für das was ich als nächstes tat. Aber ich möchte dieses eine Mal ja ehrlich sein. Ich handelte einfach total unfair. Selbst dem größten Arschloch gegenüber.
"Haha. Ich glaube davon mache ich ein Foto und poste es irgendwo. Der große Aiden ganz klein und weinend neben seinem Bett."
Noch heute bin ich überrascht, dass Aiden nicht schon an dieser Stelle etwas gegen mich unternahm. Er ließ es einfach über sich ergehen und blieb dabei sogar ruhig. Einzig seine Schultern zuckten mit der Zeit immer heftiger. Mein neuer Stiefbruder tat mir schon etwa leid. aber ich genoss dieses Machtgefühl. Dieses Gefühl, dass er mir unterlegen war. Dieses Gefühl, dass ich ihn ab sofort überall hätte bloßstellen können. Dieses Gefühl, dass er all das wusste und er dadurch Angst bekam. Aber wie gesagt war Aiden Conner kein Weichei.
Herablassend lachend ging ich wenige Schritte weiter in das Zimmer hinein und schloss die tür hinter mir.
Keine Ahnung, was ich mir dabei dachte.
Als ich endlich die letzten Meter zwischen uns überwunden hatte, ging ich neben ihm in die Hocke und legte meine rechte Hand auf seine linke Schulter. Dabei tat ich so, als wolle ich ihn trösten, was aber ganz und gar nicht meine Absichht gewesen war. Ich wollte ihn weiter unter Druck setzten. Irgendwie wollte ich ihm vorsätzlich Schaden zufügen. Ja, ich wollte ihm am Boden sehen. Mein Hirn drängte mich dazu, genau das mit ihm zu machen, was man jahrelang mit mir getan hatte. Ich wollte ihn auslachen, wenn er am Boden war. Ich wollte weiter auf ihn einhacken, wenn er am Boden war. Ich wollte ihm den vernichtenden Stoß versetzten, sobald er am Boden war. Das war krank, aber ich sah es als gerecht an.
"Na, kleiner Aidy? Du musst doch nicht weinen. Kriech doch einfach wieder in Mummys Bett."
Seine Muskeln spannten sich an und ich wusste, dass wenn ich nicht bald aufhörte, ich dran war. Aber dieses Gefühl war einfach zu schön. Es berauschte mich und wie bei jeder Sucht, wollte ich mehr davon.
"Wenn du das beste geleistet hast, dann hör auf. Es kann nicht mehr besser werden, also behalte diese Gefühl für immer in Erinnerung und zieh es nicht in den Dreck, indem du deinem Ego gestattest weiterzumachen." Dans Weisheiten hatten doch immer gestimmt.
"Ach komm schon, kleiner Mann. Du schaffst das schon. Hör auf zu weinen und geh wieder zu deiner Bitch zurück. Ach ja stimmt. Sogar sie weiß, was für ein Weichei du eigentlich bist. Darauf stehen Frauen eben ni..."
Weiter kam ich nicht. Mitten in meinem Satz sprang Aiden auf und riss mich an meinem Kragen in die Höhe. Das war wieder so ein Augenblick, in dem mir mal wieder auffiel, wie riesig Aiden eigentlich war. Seine hasserfüllten Augen jagten mir eine solche Angst ein, dass ich mir hätte in die Hose machen können. Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe. Das wäre peinlich gewesen.
Ohne Vorwarnung stieß er mir seine andere Hand, die er zur Faust geballt hatte, in den Magen. immer wieder, bis ich ihm irgendwann Blut ins Gesicht spuckte. Keinem wünsche ich diese Schmerzen, die ich damals hatte. Er ließ mich auf den Boden fallen und setzte sich auf mich. Anstatt von mir abzulassen, ließ er seine Faust immer wieder auf mich herab sausen. Diesmal jedoch in mein Gesicht.
Als ich das Gefühl hatte, dass meine Nase gleich bricht, meldete sich endlich mein Überlebensinstinkt. Auch wenn es aussichtslos schien, zappelte ich unter Aiden wie ein Fisch auf trockenem Boden herum. Irgendwie schaffte ich es, ihn von mir herunter zu bekommen und drückte ihn an die Wand, die keine zwanzig Zentimeter entfernt war. Dort schlug ich meinen Kopf erst gegen seinen, merkte aber schnell, dass das lange nicht so schmerzlos und cool war, wie in all den Filmen. Also beugte ich mich vor und biss ihm in den Hals. Ich biss so fest ich konnte, als er sich von mir losriss und aufstand. Da er jetzt über mir stand trat er mir in den Magen. Immer und immer wieder. Mir wurde schon schwarz vor Augen, als meine Mutter hereingestürmt kam. Anscheinend hatte Aiden die ganze Zeit, während er mich prügelte, geschrien. Sie zerrte Aiden von mir weg, der von Richard aus dem Zimmer gezogen wurde. Meine Mutter kniete sich neben mir und wollte mein Nasenbluten stoppen.
Gott, ich war so feige. So feige.
Meine Mutter redete immer weiter auf mich ein. Irgendwann schaffte ich es doch noch mich auf zusetzten, als sie mir tief in die Augen sah und mich fragte was geschehen war.
Das Schlimmste war aber, dass ich Aiden nur ein einziges Mal in die Augen gesehen und das war, als er mich am Kragen gepackt hatte. Ich hatte einfach ohne nachzudenken auf ihn eingeprügelt. Ich hatte ihn einfach so bluten lassen.
Ich war so feige gewesen. Und das hoffe ich, dass Aiden es mir jemals verzeihen kann.
"Er hat einfach auf mich eingeschlagen,"
So feige.
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Don't promise - PAUSIERT
Teen FictionNash Conner ist mit Joy O'Lane in einem Heim aufgewachsen unter ärmlichen Verhältnissen. Er gab sich immer viel Mühe einmal erfolgreich im Leben zu stehen und kümmerte sich seit seiner Kindheit um das Mädchen mit den lockigen Haaren und der karamell...