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"I need u."

Es war circa 15 Uhr, als ich aus meinem Auto stieg und auf das Haus meiner Eltern zu lief. In letzter Zeit hatte ich sie, und vor allem meine Mutter, sehr verletzt, mit dem was ich tat.

Oder eben nicht tat.

Das wollte ich wieder gutmachen, oder mich wenigstens dafür entschuldigen, weshalb ich in der halben Stunde zuvor eine Schachtel Pralinen besorgt hatte. Ich wusste, dass meine Mutter diese Lindt-Schokolade liebte und hielt es für eine gute Idee ihr zu zeigen, dass ich mir wirklich Gedanken machte. Das Problem war, dass ich mir ganz im Gegenteil gar keine Gedanken gemacht hatte. Ich wusste einfach wie ich sie um den Finger wickeln konnte und das tat ich dann auch.

Menschen, die vermeintlich alles haben sind einfach so berechenbar. Menschen, die gerne so tun, als hätten sie Probleme sind auch berechenbar. Generell sind alle Menschen berechenbar. Manchmal wird das eben zu ihrem größten Fehler.

Ich stand vor der Haustür dieses viel zu großen Hauses udn wartete darauf, dass mir jemand die Tür öffnete, als ich mein Handy in der Hosentasche vibrieren merkte. Leicht verwirrt nahm ich es in die Hand und stellte noch verwirrter fest, dass mich tatsächlich Dan anrief. Was genau mir in diesem Moment durch den Kopf ging, weiß ich schon gar nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich extrem verwirrt war. Außerdem hatte ich dieses eine Gefühl. Ich hasste es.

Wenn einem ganz heiß wird, weil etwas passiert ist, oder noch passieren wird. Wenn man weiß, dass man etwas verbockt hat und von jemandem, den man liebt damit konfrotiert wird. Man fühlt sich schlecht und gleichzeitig sucht man Ausreden. Es fühlt sich an, als müsse man sich übergeben, dabei ist man nicht mal krank. Fiebrig hofft man, dass man mit niemandem reden muss, auch wenn man weiß, dass es doch so kommen. Alles dreht sich und doch bleibt die Welt viel zu still stehen. Man möchte jeder und niemand sein.

Jedem, der dieses Gefühl irgendwann einmal haben wird, kann ich nur eines raten. Stehen bleiben und seinen Fehler aubaden. Auf keinen Fall meinem Beispiel folgen. Und vor allem: einsichtig sein.

Ich eröffnete nämlich das Gespräch, von dem ich wusste, dass etwas schlimmes passieren sollte. Mit zittriger Hand wischte ich über das Display, um mein Handy zu entsperren und meldete mich mit meinem Namen. Dans Stimme klang nicht so ruhig wie immer, sonder etwas aufgewühlter.

"Bitte sag mir, dass Joy bei dir ist."

Erschrocken von seinen Worten zuckte ich etwas zusammen und sofort baute sich mein schlechtes Gewissen in meinem Kopf vor meinen lahmen Ausreden auf und schlug ihnen gegen den Hinterkopf. Ich hatte wirklich in Joys und meiner Geschichte nur zweimal richtige Angst und Verzweiflung verspürt. Das erste Mal war genau dieser Moment, als Dan mich nach Joy fragte. Dan rief mich nie an und wenn dann, weil es etwas sehr wichtiges klären musste.

"Bitte sag mir, dass alles ok ist, wenn ich jetzt 'Nein' sage."

Irgendwann vernahm ich, wie Dan scharf die Luft einzog und gestresst seufzte.

"Nash, wo zur Hölle ist Joy? Ich versuche sie seit Stunden zu erreichen. Sie geht nicht an ihr Handy. Sie ist immer noch nicht zurückgekommen. Sie ist verdammt nochmal nicht zu Hause. WO IST JOY?"

Es war etwas passiert. Ich wollte nur noch im Boden versinken. Immer wenn ich es nicht brauchte kam etwas und versaute mir wieder alles. In diesem Moment machte ich Dan und vor allem Joy persönlcih dafür verantwortlich, was natürlich total faslch war. Und weil ich einfach nicht klar dachte und mir etwas einreden wollte, antwortete ich sehr unangemessen.

"Weißt du, sie ist alt genug und ich bin nicht ich beschissener Vater. Es ist mir scheißegal wo sie ist, wer bei ihr ist und was sie tut. Wenn sie sich nicht meldet hat sie wohl einen Grund dazu. Und wenn nicht ist es mir auch recht. Sie soll ihre Scheiße endlich alleine regeln. Und ich hatte mir noch um dich Sorgen gemacht. Noch nicht mal wie es dir geht konntest du mir sagen. Bist du schon entlassen? Noch nicht mal sowas weiß ich. Weißt du was? Vielleicht wäre es besser gewesen, du wärst gestorben und Joy gleich mit!"

Und damit legte ich auf und schmiss vor Wut die Pralinen auf den Boden. Mir war in diesem Moment einfach alles egal. Sie hatten es alle verdient. Meine Worte waren hart gewesen, das war mir schon bewusst. Aber ich dachte, dass sie meine Intention so vielleicht verstanden. Was meine Intention dabei war, wusste ich selbst nicht.

Manchmal sollte man jedoch aufpassen, was man zu den Leuten sagt, die man braucht und liebt. 


Don't promise  - PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt