"As long as you love me..."
Ich wollte einfach dazugehören. Schon immer hatte ich den Drang danach etwas zu werden; etwas zu sein. Manchmal war ich so verzweifelt gewesen, dass ich mich sogar in mein Zimmer einschloss und immer wieder schrie, wie dumm und unnütz ih eigentlich sei. Mein Therapeut bezeichnete es als Depressionen, aber ich wusste, dass es keine Depressionen waren. Es waren einfach Nebenwirkungen eines Lebens im Heim. Jedes Kind, das dort aufwuchs stellte sich irgendwann die Frage, wieso seine Eltern es nicht mehr wollte oder wieso Gott es so strafte. Man wollte in der Welt ein Zeichen setzten. Man wollte nie vergessen werden.
Viele starben deshalb unzufrieden,verzweifelt und durch Suizid, weil sie eifach nicht mehr ertragen konnten, was das Leben mit ihnen machte.Als ich in dem Hausflur meines Vaters stand, begriff ich, dass ich Opfer bringen musste, um endlich so angesehen zu werden, wie meine Eltern und all die, auf die ich eifersüchtig war. Meine Familie hatte den nötigen Stand, das nötige Geld. Ich musste also nur noch gute Miene zum bösen Spiel machen.
Wirklich, am Anfang dachte ich bei vollem Bewusstsein noch so. Bis ich irgendwann auch dem Scheintrug und den Lügen meiner Mitmenschen zum Opfer fiel.
Mit aufegsetztem Lächeln betrat ich die Küche nach meinem Vater und sah sofort Lia. Sie war das bezaubernste, kleine Wesen, das ich kannte. Nach Joy. Um ehrlich zu sein hatte ich zu diesem Zeitpunkt alles andere im Kopf, als Joy. Ich denke, dass es dort schon anfing. Die Probleme meiner Familie, die ich letztendlich zu meinen machte, lasteten so sehr auf mir, dass ich an nichts anders mehr dachte. Außerdem hatte ich in diesen Sekunden beschloss alles zu tun, um in der Gesellschaft meiner neuen Familie angesehen und respektiert zu werden. Ich wollte endlich echte Liebe und Zuneigung erleben. Wieso ich übersah, dass ich das nur von Joy bekommen konnte, verstehe ich heute noch nicht.
Lia rannte auf mich zu und sprang mir in die Arme.
"MAAAASSOOOOOONNNNN!!!!!!"
Mir gefiel es definitiv, dass mich hier alle 'Mason' nannten. Ich konnte der sein, der ich schon immer sein wollte. Ich konnte jemand anderes sein, oder auch nicht. Endlich konnte ich tun und lassen was ich wollte.
Intensivst drückte ich ihren kleinen Körper an meine Brust und wollte sie schon gar nicht mehr loslassen. Lia kannte ich erst seit wenigen Tagen und trotzdem liebte ich sie schon von ganzem Herzen. Sie bedeutete mir wirklich sehr viel.
Plötzlich spürte ich die Hand meiner Mutter auf meiner Schulter und erschrack. Lachend, weil meine eigene Mutter mich verschreckt hatte, drehte ich mich zu ihr herum und lächelte sie innig an. Ich mochte auch sie. Sie strahlte Sicherheit und Zuhause aus. Gleich nachder Arroganz, aber das wollte ich mir damals nicht eingestehen. Auch sie drückte ich an mich und strich ihr über den Rücken. Immer wieder murmelnd wie dankbar ich ihr war, streichelte ich ihren Rücken, bis sie sich von mir wegdrückte und mich ansah.
Ihre Augen waren leicht nass und ich hatte Angst, dass sie anfing zu weinen. Ich hätte nicht gewusst, wie ich hätte damit umgehen sollen. Zum Glück wischte sie sich ihre kleinen Tränchen weg und schniefte lediglich leise, als sie mit mir sprach.
"Es macht mich so stolz, dass du bei mir bist, Mason. Aber ich möchte nicht weinen. Das zerstört mein Makeup nur."
Wir alle, Lia, Dad, meine Mutter und ich lachten, aber im Grunde war das nicht lustig sondern lächerlich. Ohne Vorwarnung nahm Lia meine Hand und zog mich wieder in den Hausflur. Sie lachte ihr süßes Lachen und mein Herz ging auf. Gott, wie glücklich mich dieses kleine Mädchen machte. Ihr Händchen umklammerte meinen Zeigefinger und zog mich durch den weiß-grau gestrichenen Flur in die obere Etage. Weiter ging es durch den nächsten grauen Flur in ihr Zimmer, welches sie mit freudigem Gekreische öffnete. Es war so ganz und gar nicht, wie ich mir das Zimmer eines kleines Mädchens vorstellte. Keine Plüschtiere, niergends rosa, keine Prinzessinentapete. Das Zimmer war grau gestrichen, wie eigentlich alles in diesem Haus. Zwar hatte Lia ein sehr großes Zimmer, es sah aber eher nach einem Zimmer aus, das sogar ich noch bewohnt hätte. Es gab an der linken Wand einen Schrank, bei dem man die Türen aufschieben konnte, der weiß war. Gegenüber stand ihr riesiges, schwarzes Doppelbett. Gleich daneben, unter dem Fenster, stand ein Schreibtisch, den sich jeder CEO einer Firma wünschte. Er war ebenfalls so weiß wie der Schrank und riesengroß. Neben der Tür, die ich gerade hinter mir schloss, stand ein sehr großer, schwarzer Flachbildfernseher. Das einzige, was mich an ein kleines Mädchen in diesem Zimmer erinnerte, war das kleine Mädchen, das darin stand. In diesem Moment tat sie mir richtig leid. Da begann ich zu begreifen, auf was meine Eltern wert legten. Aussehen, Fasade und derer Aufrechterhalten. Und das schlimme an der ganzen Sache:
Es störte mich nicht im geringsten.
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Don't promise - PAUSIERT
Teen FictionNash Conner ist mit Joy O'Lane in einem Heim aufgewachsen unter ärmlichen Verhältnissen. Er gab sich immer viel Mühe einmal erfolgreich im Leben zu stehen und kümmerte sich seit seiner Kindheit um das Mädchen mit den lockigen Haaren und der karamell...