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"I hope you be here when I need you the most."

Viele Menschen haben Krankheiten, die unheilbar sind. Meiner Meinung nach gehört die Liebe dazu.

Seit ich Joy kannte, wollte ich nur noch bei ihr sein. Ich war süchtig nach ihr und es machte mich krank, wenn ich nicht bei ihr war. An manchen Tagen hätte ich bei ihr sein sollen und war es nicht. An anderen war ich es und hätte es nicht sein sollen. Aber wer kann das jetzt schon ändern.

Und genau da lohnt es sich zu beginnen, wenn ich ihre Geschichte erzählen will.

✦✦✦

"Nash komm schon. Nur noch dieses Mal. Tu es für mich."

Ich hatte damals wirklich keine Lust, aber ich hatte schon länger diesen Verdacht, dass sie in letzter Zeit zu mehr Dummheiten neigte. Vorallem, wenn ich nicht bei ihr war.

Trotzdem war ich zu Beginnrecht sturr.

Wir saßen beide in ihrem Zimner in der 2.Etage des Hauses und begannen mit unseren Abschlussarbeiten. Beziehungsweise ICH begann damit. Joy hüpfte eher minuten lang in meinem Zimmer auf und ab und zerrte immer mal wieder an mir herum.

Wir waren beide Ende 18 und studierten schon, da wir unser Abitur mit 17 geschafft hatten.
Ich würde in vier Tagen 19 werden und sie in 16, denn heute war der erste September.

Ich wohnte zu dieser Zeit schon in meiner eigenen Wohnung und besuchte meine ehemalige Wohngruppe immer mal wieder, wobei ich immer darauf achtete, dass Joy da war, wenn ich kam.

Joy bedeutete mir immer mehr seit ich sie kennenlernen durfte und das war bis heute so geblieben.

Sie sprang also munter und fròhlich durch ihr türkisgestrichenes Zimmer und summte dabei irgendeine Melodie.
Wenn ich mich heute kontentriere, kann ich diese Meldoie sogar heute noch hören.

"Ach bitte,Nash. Nur noch einmal?!"

Ich verdrehte die Augen und blickte dann in ihre. In diesem blau-grün könnte ich versinken. Joy setzte den Hundeblick auf, da sie wusste, dass ich ihr so nicht wieder stehen konnte.

Aber wie gesagt handelte ich nicht richtig und blieb sturr.

"Nein, Joy. Geh mit John. Außerdem muss ich lernen."

Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen und ich hatte Zeit sie zu betrachten. Joy hatte eine blaue Jeans und einen schwarzen Hoodie an. Ihre Strümpfe waren wie immer türkis und an der rechten Hand trug sie eine silberne Uhr. Ihre Augen funkelten mindestens so viel wie diese Uhr in der Sonne und ihre Haare rundeten mein verrücktes, einzigartiges Mädchen nur noch mehr ab.

Diese wunderschönen, roten Haare.

Wenn heute eine rothaarige Frau an mir vorbeigeht bilde ich mir oft ein, dass das meine Joy ist und muss unwillkührlich lächeln.

Keiner ist so wie sie, Nash.

Joy stemmte ihre Arme ruckartig in ihre Hüfte und sah mich mit einem gespielt ernsten Blick an.
Als sich ihre wundervollen, roséfarbenen Lippen teilten war ich wie gebanndt.

Gott, ist dieses Mädchen schön.

"Wie heißt sie und wo wohnt sie? Mein Nash 'lernt' nie an einem Donnerstag."

Ich lachte leise und dachte angestrengt über einen Konter nach, hörte jedoch nurnoch ihre Stimme.

"Mein Nash"

Irgendwann sah ich ein, dass sie gewonnen hatte und gab nach.

Wir sammelten unsere Sachen zusammen, zogen uns Schuhe und Jacken an und liefen im Treppenhaus hinunter zu unserem Betreuer.

Dan konnten wir schon immer gut leiden. Er kannte uns beide bereits seit wir hier waren und ich war in dieser Nacht sehr froh hewesen, dass er Dienst hatte. Denn eigentlich dirften wir nach 0 Uhr nicht mehr raus gehen, da ich nur zu Besuch war, aber Dan beantwortete Joys Nerven mit einem kleinen Nicken.

"Seht zu, dass ihr morgen um acht wieder da seid. Die Putzfrau kommt und will Nashs Zimmer putzen."

Wir nickten eifrig und verließen unser Wohnheim mit schnellen Schritten.

Langsam schlenderten wir durch den Ort an allen möglichen Geschäften vorbei und Joy quieckte fast durchgehend. Sie liebte alles was glitzerte und verfiel immer in ein fast psychopathisches Schwärmen, wenn sie etwas sah, das funkelte.

Bald erreichten wir das kleine Wäldchen, welches an unser Tal anschloss und beschlossen an unseren Lieblingsort zu gehen.

Nicht lange und wir erreichten das kleine Baumhaus, in dem wir unsere halbe Kindheit verbracht hatten.

Einmal wurde Joy wegen ihren roten Haaren gemobbt und wir haben darin nächtelang Bilder von den Kindern gemalt, die Joy beleidigt hatten. Nur waren das Bilder auf denen ein Junge zum Beispiel mal Dumboohren hatte und riesige Füße.

Ein anderes Mal hatte Joy sich beim Fahrradfahren verletzt und ist in das Baumhaus gelaufen, weil sie nicht heim wollte. Ihr war es peinlich, dass jemand sehen könnte, dass sie vom Fahrrad gefallen war. Ich hatte sie dann verartztet und schließlich hatten wir dort sogar übernachtet.

Zurück in der Gegenwart gingen wir beide in das Häuschen hinein und breiteten eine Decke auf dem Boden aus auf welche wir uns dann auch legten.
Das Baumhaus hatte kein Dach mehr nach all den Jahren und begann ein wenig zu vermorschen, aber das war uns egal.

Ich zog Joy an mich und sie bedeckte so schnell es ging ihre Augen.
Das machte sie damals oft.
Sie bezeichnete es gerne als Versteckspiel mit ihrem schlechten Karma.
Ich fand das immer einfach nur süß.

Bald schloss auch ich meine Augen und versuchte mich zu entspannen, was aber einfach nicht klappte. Ich machte mir um so vieles Gedanken und dann lag dazu noch das schönste Mädchen der Welt in meinen Armen.

Ich weiß nicht mehr wann es war, aber irgendwann hörte ich Joy sich bewegen und öffnete meine Augen.

Mein Blick fiel auf die Uhr.
2:32 Uhr.

Der zweite September hatte bereits begonnen.

Plötzlich hörte ich, dass Joy seufzte und sah, dass ihr Gesicht sich gen Himmel gewandt hatte. Ihre Augen waren groß geworden und blickten zu den Sternen auf.

"So will ich sterben, Nash. An deiner Seite unter den Sternen. Denn vielleicht werden wir dann zu Sternen."

Sie deutete mit ihrer linken Hand in den Himmel und fuhr fort.

"Ich möchte so enden wie die da oben. Ich möchte ihren Platz einnehmen. Am liebsten mit dir,Nash.
Dann wären wir frei.
Dann wären wir unendlich."

Joy war schon frei. Sie war bereits wie die Sterne.
Wunderschön, aber doch alleine.

Und hätte ich damals gewusst, wie viel Zeit mir noch bleiben würde, ich wäre auf der Stelle aufgestanden und hätte sie geheiratet.

Don't promise  - PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt