o6.

107 17 19
                                    

"Don't let me down. I think I'm losing my mind now."



Es war der vierte September und ich befand mich wieder in meiner Wohnung.

Am Tag zuvor hatte ich noch stundenlang mit Joy rumgealbert und meine Probleme total vergessen. Abends war ich dann in meine Wohung gefahren, da ich am nächsten Tag Geburtstag hatte.

Zu Beginn wollte ich eigentlich gar nicht feiern. Ich betrachtete das schon seit ich 12 war als unnötig und mittlerweile wurde ich schon 19. Trotzdem machten mir meine Freunde einen Strich durch die Rechnung.

Meine Freunde aus dem Studium, Jake und Noah, kamen früh am Morgen vorbei und klingelten mich wach. Als ich ihnen die Tür öffnete sah ich, dass sie Bier, Chips und Videispiele dabei hatten.

Und Joy.

Ohne zu zögern und obwohl ich nur Boxershorts trug, lief ich auf sie zu und umarmte sie. Joy kicherte leise an meine Schulter und ich war glücklich.

"Danke, Joy."

Minuten später erbarmte ich mich dann auch dazu Jake und Noah zu umarmen und ihnen kumpelhaft auf die Schulter zu klopfen.

"Alles Gute, Nash. Jetzt dauert es nur noch zwei Jahre bis du uns in eine Disco reinschmuggeln kannst."

Wir alle lachten und ja, es war ein herzhaftes Lachen. Mir lagen alle drei am Herzen und ich wollte sie nicht verlieren. Am meisten sorgte ich mich jedoch um Joy. So wie ich sie kannte beschäftigte sie der vergangene Tag genauso sehr wie ich ihn vergessen wollte. Sie dachte immer alles tot.

Ich glaube, wir hatten damals beide Angst, dass meine Eltern bei mir zuhause plötzlich aufkreuzen würden.

Nachdem ich alle in meine Wohnung gelassen hatte begannen erst mal die süßen Schimpfanfälle von Joy. Sie hasste Unordnung und ich hasste es aufzuräumen. Im Heim hatte sie bei mir sogar oft geputzt, weil ich zu faul gewesen war, aber jetzt hatte sich ihre Meinung geändert. Sie dachte nämlich ich sei schon groß genug um aufzuräumen und zu putzen.
Lachend sah ich sie an, während ich in meinem Schlafzimmer in eine frische Jeans stieg.

"Männer sind nie groß genug für die Hausarbeit. Wann lernst du das enlich, Kleine?"

Sie quietschte plötzlich, weil ich sie kleine genannt hatte. Das mochte sie schon immer und so bekam ich sie jedes Mal. Gespielt sauer dampfte sie ab um sich an den Wohnungsputz meiner Wohnung zu machen.

Ich öffnete  die Fenster in meinem Schlafzimmer, welches grau gestrichen war und legte die Bettwäsche zusammen. So ein bisschen was tat ich dann doch für Joys Gemühtslage.

Als ich mich umdrehte, standen Jake und Noah und grinsten das dreckigste Grinsen, das ein Junge nur grinsen kann.
Verwundert sah ich beide an und mir wurde heiß. Klar wusste ich, was sie meinten, aber ich wollte es nicht wahrhaben.

"Die Kleine steht so derbe auf dich, Mann. Wieso schnappst du sie dir nicht?"

Ja, das fragte ich mich auch schon länger. Aber ich kannte die Antwort schon.

"Wir sind wie Geschwister. Ich kann sie nicht einfach küssen. Das würde alles kaputt machen."

Ungläubig schüttelten sie den Kopf, konnten aber auch nichts mehr sagen, da Joy aus dem Wohnzimmer nach mir rief. Schnell zog ich mir eines meiner zehn Milliarden schwarzen T-Shirts an und ging zu ihr.

Lachend deutete sie auf die Chips und das viele Bier.

"Lasst uns runter zum Strand gehen, Jungs. Dann schlachten wir unser 'Proviant'."

Wir alle stimmten zu und machten uns ausgeh fertig. Joy trug eine dunkeltürkisenen Hose und einen schwarzen, dicken Pullover. Ihre Schuhe waren ebenfalls schwarz, aber ich konnte die Marke kaum erkennen.

Ich zog meine schwarzen Vans an und wir verließen mitsamt dem Bier und den Chips meine Wohnung. Das Treppenhaus stellte eine große Herausforderung dar, aber auch diese meisterten wir zusammen.

Gemeinsam erzählten Jox und ich den anderen beiden  Geschichten aus Kindheitstagen.
Unser Dorf lag an der Küste eines Meers und als kleine Kinder waren wir oft hier her gekommen. Generell war unser Dorf für Kinder eine Goldgrube gewesen. Der große Wald, die vielen Spielplätze und die Küste des Meeres.
Alles zusammen ließ unser Örtchen sehr sympatisch wirken.

Wir waren am Ufer angekommen und ich dankte dem Universum, dass es heute warm genug zum Baden war, denn Joy zog sich aus. Einfach so. Sie trug einen schwarzen BH und das dazu passende Höschen. Wir drei Jungs waren natürlich sofort auf Spannermodus eingestellt gewesen und das hatte sie gemerkt. Gelacht hatte sie glaube ich, bevor sie ins Wasser sprang und ein Stück hinausschwamm. Automatisch zogen auch wir uns bis auf die Boxershorts aus und wollten ihr hinterher schwimmen. Aber dazu hätten wir sie sehen müssen und das taten wir nicht. Zu Beginn dachte ich noch, dass sie taucht oder so etwas, aber nachdem wir sie locker fünf Minuten lang nicht gesehen hatten machte ich mir ernsthafte Sorgen. Alles was ich dachte war: "Nicht an meinem Geburtstag. Nicht so."

Ich schwamm einfach drauf los und schrie wie ein verrückter ihren Namen. Zu der Zeit mussten Jake und Noah gegangen sein, denn später waren ihre Sachen, das Bier und die Chips nicht mehr da. Dafür hasse ich sie heute noch. Zwei Minuten später fand ich Joy zum Glück und sah, dass sie ohnmächtig war. Ich schleifte sie an Land und merkte, dass ihr Herzschlag aussetzte. Jeder normale Mensch hätte schnell gehandelt und sie wiederbelebt, aber ich nicht. Ich glaube, ich saß bestimmt eine weiter halbe bis ganze Minute einfach neben ihr und konnte es nicht fassen. Joys Herz schlug nicht mehr.

Dann setzte auch bei mir der normale Menschenverstand ein und ich begann mit einer Herzrytmusmasage. Dabei schrie ich um Joys Leben und beatmete sie immer wieder von Mund zu Mund. Das ganze hatte nichts romatisches wie in alle den Bücher, die sie gelsesn hatte und in den Filmen, die ich mit ihr gesehen hatte. In diesem Moment wusste ich was mich am meisten fertig machen würde, nämlich Joys Tod. Heute meine ich, dass ich sogar ein wenig zu fest die Herzmasage vollbracht habe, aber irgendwann schossen ihre Augen auf und sie spuckte Wasser.

Vor Freude lächelte ich sie an und wartete bis sie fertig war mit Husten.

"Was ist pa..."

Ich ließ sie nicht ausreden und folgte meinem Herzen. In den vergangen circa acht Minuten war mir klar geworden, dass ich ohne Joy nicht konnte und wollte und deshlab wollte ich sie für immer an mich binden. Damals war es passend aber heute finde ich es einfach nur noch egoistsich.

Stürmisch umarmend flüsterte ich immer wieder "BamBam" und irgendwann sah ich ihr tief in die Augen. So tief, dass sie verstand was jetzt kommen würde. Sie widersprach nicht und stieß sich nicht von mir ab, also beugte ich mich langsam vor und küsste Joy O'Lane.

Ich küsste das Mädchen meiner Träume und fühlte mich vollkommen. Ich fühlte mich endlos, frei und unbesiegbar. Ich liebte Joy wirklich. Ich liebte sie so sehr.

Aber genauso, wie sie sich nach einer kleinen Ewigkeit lachend von mir löste, verließ sie mich bald. Sie sollte mich verlassen, weil sie mich mal wieder glücklich machen wollte. Sie sollte mich verlassen, weil ich genauso egoisctisch werden würde, wie in diesem Moment als ich sie küsste.

Denn im ersten Moment hatte es sich so wunderschön und vollkommen angefühlt. Aber heute weiß ich, dass es in genau diesem Moment begann. Dieser Moment war der, der unsere Leben zerstörrte.

Don't promise  - PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt