24.

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"It's a long way down from here."

Danach saß ich einfach auf meinem Bett und dachte nach. Über meine Zukunft. Aber in keinster Weise über meine Vergangenheit.

Ich finde ja, dass man immer in die Zukunft schauen sollte. Aber unsere Vergangenheit macht unsere Zukunft. Das sollte man niemals vergessen.

Völlig überzeugt, dass Joy dies Mal über die Stränge geschlagen hatte, lief ich wieder zu meiner Mutter. Wie erhofft stand sie noch in 'der Höhle' beziehungsweise mittler Weile saß sie auf einem der Sofas. Ihr langen Haare wellten sich leicht und sie hatte fast kaum Make-up aufgetragen. Ihre Augen kamen meiner Meinung nach so viel mehr zum Ausdruck. Ich wollte, dass dieser Moment niemals zuende ging. Sie verdiente ein unbeschwertes und ruhiges Leben.

Als ich meine Mum so da sitzen sah, beschloss ich ihr jeden Gefallen zu tun, nur dass es ihr besser ging. Sie tat mir so leid. Mein Vater hatte sie nicht verdient, genauso wenig wie Aiden. Aber woher sollte ich damals schon wissen, dass die lieblichsten Menschen meistens die schrecklichsten Monster waren...

:-:-:-:-:-:-:-:-:

Es hatte gerade sieben Uhr geschlagen, als meine Mutter an die Zimmertür klopfte und mich aufweckte. Ich war nicht besonders müde gewesen, aber Musik schläferte mich oft ein. Schnell nahm ich mir meine Kopfhörer aus den Ohren und rief Mum herein. Wie immer lächelte sie mich voller Liebe an.
Auf ihrer rechten Hand balancierte sie einen Teller, auf dem zwei Brote mit Salamie lagen. Heute kann ich mir immer noch nicht erklären, woher sie wusste, dass ich nach Salami verrückt war. Laureen hielt mir den Teller wortlos hin und sah mih auffordernd an. Natürlich nahm ich ihn entgegen und gestattete ihr, sich auf mein Bett zu setzte. Aidens Bett. Ich war zu dieser Zeit wirklich schon am vergessen, dass ich eigentlich ein anderes Leben hatte und Aiden an meine Stelle gehörte. Aber ich wolltr auch einmal in meinem Leben die Liebe spüren, die ich 19 Jahre lang nicht spüren durfte.

"Danke, Mum."

Sanft strich sie mir über meinen Arm und mir lief ein Schauer über den Rücken. Das war dann doch ein wenig gruselig. Ohne weitere Worte aß ich meine Brote auf und Mum blieb bei mir. Mir war schon klar, dass sie etwas von mir wollte oder mir erwas sagen wollte, aber ich ignorierte es gekonnt. Ich wollte einmal in meinem Leben der größte Egoist der Welt sein, ohne dafür gehasst zu werden. Meine Familie nahm mich an, wie ich war. Sie schenkten mir Geld, Ansehen und oberflächliche Liebe. Was wollte ich mehr.

Als ich den Teller auf den kleinen Nachttisch stellte, nahm sie meine Hand und sah mir in die Augen.

"Mason, bitte versprich mir etwas!?"

Ein wenig verwirrt fuhr ich mir durch meine braunen Haare und entzog ihr meine Hand. Versteht das nicht falsch, ich mochte sie ja wirklich. Trotzdem fand ich es ein bisschen zu viel, dass meine Mum mich vor wenigen Tagen erst "kennengelernt" hatte und mich jetzt schon berührte. Klar, ich war ihr Sohn, aber wenn sie mich so sehr liebte, wieso hatte sie mich abgegeben? Wieso hatte sie nicht dafür gesorgt, dass ich bei ihr bleiben konnte. Wieso hatte sie noch nicht mal nach eine Lösung gesucht?

Damals wollte ich meine Mutter wirklich viel fragen, tat es aber nicht. Mein bester Freund sagt mir heutr noch, dass das einer meiner schlimmsten Fehler war, aber meinen besten Freund sollte ich auch erst fast Ende des Monats unter unfairen und unangenehmen Umständen kennenlernen.

Aber entschuldigung, ich drifte schon wieder ab.

"Was ist denn,Mum?"

"Weißt du, das ist eine Party von Aidens Freunden. Manche sind nicht ganz sauber. Bitte pass auf dich auf ja? Und hab ein wenig Spaß, du wirkst so verklemmt."

Leicht kichernd stand sie auf und ich tat es ihr gleich. Dass meine Mum mich gewarnt hatte, sollte zwar noch Folgen haben, aber in diesem Augenblick wusste ich nichg genau, was sie damit meinte. Deshalb nickte ich lediglich und sie verschwand aus meinem Zimmer.

Schnell packte ich mein Handy, meinen Geldbeutel und meine Autoschüssel ein und lief zur Haustür. Bevor ich ging rief ich meiner Mutter noch zu, dass ich sie anrufen würde, bevor ich wieder käme oder ihr schreiben würde und dann verließ i h das Haus.

In meinem Auto musste ich erst einmal verschnaufen. Ich wollte Joy einladen, konnte mir aber die Blöße nicht geben. Mein verdammter Stolz hatte mich daran gehindert, Joy zu zeigen, wie sehr ich sie liebte. Immer und immer wieder. Manchmal waren es nur kleine Dinge gewesen, die sie hätten glücklich machen können. Aber ich wollte damals einfach immer und überall den Großen und Starken markieren.

Auf meinem Lenkrad rumtrommelnd viel mir Dan plötzlich ein. Ihn würde ich morgen anrufen, sobald ich zu Hause war. Aber ich erinnerte mich hauptsächlich an etwas, was er einmal zu mir sagte.

"Weniger ist mehr, Nash. Das trifft überall zu."

Heute sehe ich es als Versuch meines Schicksals an, mich von der falschen Bahn wegzuführen. Aber auch diesen Hinweis habe ich bestens ignoriert.

Hätte ich doch wenigtens einmal nur ein bisschen nachgedacht...


Don't promise  - PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt