WAVES

867 28 1
                                    

Schnell ging ich zu Benjamin um ihm ebenfalls aufhelfen zu können. Er stand nun mit blutender Nase vor mir und ich sah ihn mit entschuldigtem Blick an. Ich wusste nicht, was passiert war, aber er tat mir leid.

''Was ist denn passiert?'', verzweifelt sah ich zu ihm und seinen Freunden.

''Frag doch nicht so blöd'', kam es aus dem Mund eines Freundes. Aber ich hatte doch keine Ahnung!

''Hey, Timur. Mach mal halblang, sie kann doch nichts dafür!'', sagte ein anderer.

Da mir immer noch niemand sagte, was eigentlich los war, beschloss ich Ben unter die Arme zu greifen und ihm aus dem Club zu helfen. Draußen wurden wir von einem leichten Windzug umhüllt. Ich versuchte ein Taschentuch aus meiner Tasche herauszukramen und gab es ihm.

''Danke'', er nahm es an und hielt es sich vor die Nase.

''Tut's sehr weh?'', ich runzelte meine Stirn.

''Ein bisschen, aber zum Glück hab ich so viel Intus, dass ich kaum was spüre'', er lachte und seine Zähne kamen zum Vorschein. Sie waren voller Blut.

''Tut mir leid..'', ich sah beschämt zum Boden.

''Du weißt noch gar nicht was los war?''

''Es war Felix, stimmt's?'', das war nun mal mein erster Gedanke. Er war schon den ganzen Tag mies drauf und da mich Benjamin's Freund auch noch so dumm anmachte, konnte ja nur etwas mit mir in Verbindung dahinter stehen.

''Ja, aber hör mal, mach dir da keinen Kopf.'', Benni schenkte mir ein trostvolles Lächeln.

''Aber ihr seid doch beste Freunde! Warum macht er denn sowas?''

''Er liebt dich nun mal mehr als alles andere.''

Felix war die Liebe meines Lebens, so kitschig es nun mal klingt. Aber es ist wahr. Ich liebte ihn mit meinem ganzen Herzen und könnte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Ich werde ihn heute lieben und jeden Tag, wenn wir älter werden, was nun gerade passierte - was eigentlich immer passierte. Wenn die Blätter in meinem Kalender sich wechseln, morgen Abend um 7 Uhr, in 20 Jahren, wenn ich da überhaupt noch leben würde. Ich werde ihn lieben, wenn wir uns nicht sehen, denn das einzige an das ich mich erinnern werde, ist unsere Beziehung. Sein Lächeln, das Augen zusammenkneifen während er lacht, seine Angewohnheit mir vor jedem Schlafen gehen einen Kuss auf die Stirn zu geben, seine Trotzigkeit, wenn ich keine Zeit für ihn hatte. An das alles werde ich vor meinem Tot denken. Er hielt mich und unterstütze mich, wenn der Schmerz in meiner Seele größer wurde, nur war der Schmerz nicht wie eine Welle. Es kam und ging nicht. Der Schmerz war immer da. Und gerade jetzt, als ich so an ihn dachte und mir klar wurde, dass er meinetwegen seinen Freund schlug, wurde der Schmerz größer, aber er war nicht da um mich zu halten. Und alles was ich hörte, war das Schreien meines Herzens um Liebe.

Wir hatten keine Ahnung wo Felix eigentlich war und es machte mich fertig. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Also machten wir uns auf die Suche.

Felix Sicht

Scheiße, warum tat ich das? Ich war doch wie der letzte Vollidiot, was hielt Lynn denn jetzt nur von mir? Wie ein über eifersüchtiger Macho kam ich mir vor. Aber als ich sie da so tanzen sah, da bemerkte ich wie glücklich sie in dem Moment war, so glücklich hatte ich sie länger nicht gesehen. Das Gefühl, das ihr ein anderer Typ dieses Glück schenken konnte, machte mich verrückt.

''SCHEISSE, VERDAMMT!'', ich schrie laut auf und schmiss die Mülltonne neben mir um.

Ach man, das wollte ich alles nicht. Und wenn sie nur wüsste, was ich getan hatte, als ich ihr gesagt habe, dass ich mich umziehe - ich glaube, das würde alles zerstören. Ich hatte beinahe Sex und das nicht mit ihr. Nein, ich machte mit irgendeiner billigen Tusse vom Club rum, die mich anmachte. Scheiße man, ich war von mir selbst angewidert, denn man tut sowas einfach nicht in einer Beziehung. Und vorhin waren auch keinerlei Gefühle im Spiel - es war alles nur Frust. Wie sollte ich ihr das denn bitte sagen? Sie würde mich hassen, noch mehr, als ich es gerade selbst tat. Ich war ein scheiß Arschloch, würde mich selbst verprügeln wenn ich jemand anderes wäre. Als hätte sie momentan nicht sowieso schon genug Probleme.

''FELIX? FELIX!'', ich hörte meinen Namen von zwei vertrauten Stimmen. Lynn und Benjamin.

Ich blieb nur auf einem Fleck stehen und berührte mich nicht, Lynn kam auf mich zugerannt und fiel mir in die Arme. Ein langer Kuss folge und ich spürte die Schuld in meinem Mund. Ich hatte sie überhaupt nicht verdient.

''Ich hab mir Sorgen um dich gemacht'', sie streichelte meine Wange mit ihrer Hand. Ich sah sie immer noch unglaubwürdig an. ''Lass uns gehen.''

The only exception // Felix Brummer (Kraftklub)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt