Es geht mir gut

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Wir lösten uns wieder und wir beide mussten grinsen. Ich konnte nicht widerstehen und küsste sie ein weiteres mal, so sanft und leidenschaftlich, wie ich es beim ersten mal tat. Till brachte uns mit einem räuspern auseinander. Er stand seitlich an die Tür gelehnt und musste uns wohl eine Weile beobachtet haben. Lynn starrte auf den Boden und ich bemerkte, wie ihre Wangen rot anliefen. Ich kratze mir verlegen am Hinterkopf und Till verschwand wieder aus dem Zimmer. Schnell wurde mir bewusst, worauf er eigentlich hinaus wollte. Wie sollte ich dieses Thema nur ansprechen? Auf jeden Fall nicht hier.
''Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?'', meine Frage wurde mit einem Nicken bejat. Lynn zog sich ihre Schuhe an und wir verabschiedeten uns von Till. Er bekam von Lyndsey sogar einen Kuss auf die Wange, als Dankeschön. Scheinbar war alles wieder gut zwischen uns dreien, was mich echt erleichterte. Stress mit seinen Geschwistern zu haben ist immer ätzend aber dann noch wenn's um die große Liebe geht. Das ist schon echt bitter. Ich führte sie zu einem kleinen Café in Chemnitz und wir setzten uns an die hinterste Ecke des Raumes. Auch wenn die Chemnitzer langsam daran gewöhnt waren, dass wir hier wohnten, fragten immer noch welche nach einem Bild mit uns. Darauf hatte ich keine Lust, deswegen wollte ich nicht so gerne erkannt werden. Wir bestellten uns jeweils einen Kaffee. Lynn meinte, sie fände Kaffee eigentlich gar nicht so lecker, sondern sie würde ihn nur trinken, in der Hoffnung, dass sie den Geschmack irgendwann mögen würde.
''Du.. also.. Till meinte, dass... also, ehm, dein blauer Fleck auf dem Rücken, ist der wirklich von dem Sturz, weil also...'', ich stotterte leicht beschämt vor mich hin.
''Jetzt weißt du's doch eh' schon.'', sie umfasste ihre Tasse mit beiden Händen und sah mich mit müdem Blick an. Sie tat mir so unendlich leid. Mir fehlten die Worte, deshalb trank ich weiter von meinem Kaffee. Lynn saß nur da und starrte in die Leere. Auf einmal bekam sie heftiges Nasenbluten und verschwand auf der Toilette. Dumm nur, dass Mädchen und Jungentoiletten getrennt waren und der Besitzer mir ausdrücklich verbot rein zu gehen. Komm, sie hatte Nasenbluten, was für ein Arschloch. Ich wartete, doch 15 Minuten vergingen und sie kam nicht raus. Welcher Mensch hatte bitte 15 Minuten lang Nasenbluten? Vielleicht ist sie ja umgekippt oder so. Ich machte mir Sorgen, doch nach zwei Minuten längerem Warten, erschien sie wieder.
''Alles okay?''
''Ja, nur ein bisschen Nasenbluten. Das wollte fast gar nicht mehr aufhören!'', sie lachte doch ich machte mir Sorgen. Ich runzelte meine Stirn und sah ihr in die Augen. ''Hey, mach dir bitte keine Sorgen. Wollen wir gehen? Mein Kaffee ist schon kalt.'' Lynn bezahlte unseren Kaffee, obwohl ich das eigentlich machen wollte. Sie fand es doof, dass es dieses 'Männer müssen bezahlen'-Klischee gibt und irgendwie musste ich ihr zustimmen. Wir gingen zurück in meine und Karls Wohnung und ich wollte wieder zum Thema zurückkommen, doch ihr Handy klingelte.
''Ist wichtig, da muss ich dran!'' Sie ging aus meinem Zimmer in den Flur. Ich hörte ihren Worten zu. ''Ja genau, ich bin es.. das war alles ein bisschen zu viel auf ein mal.. okay, danke.. wir sehen uns morgen..'' Hatte sie etwa einen anderen?
''Und wer war's?'', ich tat so, als hätte ich ihr nicht zu gehört.
''Ein Bekannter'', sie starrte zu Boden. Natürlich log sie, das war nicht nur ein Bekannter, sowas merkt man.
''Und was wollte der?''
''Bist ganz schön neugierig, Riese!'', sie lachte und es fühlte sich an, als kämen Sonnenstrahlen aus ihrem Mund, die die schattigsten Plätze erleuchten und glänzen lassen. Plötzlich war da nicht mehr dieses Misstrauen, ich war froh, sie hier zu haben. Sie so wunderschön Lachen zu sehen und ihre Nähe zu spüren.
''Sag schon, Minimädchen!'', ich warf ein Kissen an ihr Kopf um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
''Oha, das haste' jetzt nicht gemacht!'', sie warf es zurück und nahm noch ein weiteres Kissen um mich damit abzuwerfen. Ich warf zurück und schmiss mit meinen Armen aus Versehen die Nachttischlampe neben mir um. Geschockt riss ich meinen Mund weit auf, doch Lynn musste nur lachen. Sie kniff ihre Augen zusammen und hielt sich die Hand vor ihrem Mund und lachte mich einfach aus. Sie schnappte nach Luft, nur um kurz danach wieder in Gelächter auszubrechen.
''Ohh fuck!'', ich stimmte mit ein, da ihre Lache zum anstecken erregte. Warum passierte mir sowas auch immer?
''Ben meinte ja, dass du mit deinen Nudelärmchen alles umwirfst, aber damit hätte ich nicht gerechnet!'', sie wischte sich Tränen, die vom Lachen entstanden aus dem Gesicht. Ich musste an Benjamin denken und daran, wie ich zum ersten mal neben Lynn aufwachte. Plötzlich fiel mir Maxim's Wette wieder ein und ich verzog mein Gesicht. Ich wollte Lynn nicht ausnutzen aber Maxim wollte ich auch nicht gewinnen lassen. Dumm von mir war es im Nachhinein ja schon. Aber Lynn würde einfach nichts davon erfahren. Mir blieben noch mehr als 2 Wochen, das ist machbar. Lynn würde nie was erfahren, ich wäre der King im Playboyhimmel (oder so ähnlich) und Maxim würde dumm aus der Wäsche gucken. Warum hatte ich damals in der Schule nie so geniale Pläne?
''Über was denkst du nach?'', Lynn holte mich aus meinen Gedanken. Zusammen putzten wir die Scherben der Lampe weg und lagen danach faul auf meinem Bett rum.
''Über dich.'', ich grinste. Sowas zog immer. Aber es war ja auch wahr.
''Halt's Maul, Riese.'', leicht schlug sie mir gegen den Brustkorb und lächelte.
''Wer war es?''
''Wer war was?''
''Der blaue Fleck, das vorhin am Telefon, der dumme Typ der Mathe erfunden hat..''
''Kennst du nicht, kennst du nicht, das hat niemand erfunden!'', sie lachte auf aber ich wollte antworten. Ich drehte mich zu ihr und starrte ihr tief in die Augen, sie tat mir gleich.
''Bitte Lynn...'', ich flehte wie ein kleiner Junge der Süßigkeiten will aber die Mutter es ihm verbietet, weil er Karies oder so bekommen könnte.
Sie rollte nur mit den Augen. ''Es geht mir gut, das spielt im Endeffekt doch gar keine Rolle! Es ist vorbei. Das am Telefon war eine Ärztin, mach dir keine Sorgen.''
Keine Sorgen? Wegen mir stürzte sie ja praktisch aus diesem Haus, ich hätte sie nicht alleine lassen sollen. ''Ist es wegen deinem Bein?''
Keine Antwort. Kein Nicken, gar nichts. Sie starrte mir nicht mehr in die Augen, sondern auf ihre Hände. Sie spielte mit ihrem Ring und blendete mich komplett aus.
''Ich muss bald wieder zurück nach Köln, am besten so früh wie möglich.'', sie seufzte. Warum so früh wie möglich? Was sollte das denn jetzt? ''Ich muss wirklich einige Sachen erledigen und wieder anfangen zu arbeiten, mein Chef fragt schon nach mir..'' Mir wurde klar, wie wenig ich über sie wusste. So gut wie gar nichts. Eine fremde, in die ich mich verliebt hatte.
''Wie lange kannst du noch bleiben?'', ich war traurig. Ich würde sowas ja niemals zugeben, aber da waren echte Gefühle im Spiel und ich konnte sie doch nicht einfach so gehen lassen?
''Zwei Tage. Aber du Blödmann kommst mich besuchen, wehe ich sehe dich nicht vor meiner Haustür stehen!'', sie grinste wieder und ich konnte nicht anders als ihr einen weiteren Kuss aufzudrücken. Wir grinsten in den Kuss hinein und es fühlte sich an, als wäre eine Flasche in meinem Bauch, die Sprudelt. Dieses Sprudeln wurde von ihr ausgelöst und es wollte einfach nicht aufhören. Ich wusste, dass wir dasselbe denken; wie würde es mit uns weitergehen? Ich hatte schon einige Fernbeziehungen hinter mir und die gingen nie wirklich gut aus. Doch niemand wollte eine richtige Antwort geben. Wahrscheinlich gab es keine. Vielleicht würden wir uns ja wirklich nie wieder sehen und ich würde alleine mit einem Pizzakarton und 15 Hunden sterben. Vielleicht sah unsere Zukunft aber auch ganz anders aus. Wer weiß.

-- Hi, ich melde mich jetzt auch mal wieder zu Wort. Tut mir leid, wenn ich in verlängerten Abständen schreibe, aber unsere Lehrer drücken uns gerade eine Arbeit nach der anderen auf um sie rechtzeitig vor den Zeugnissen benoten zu können, wir haben ja nichts besseres im Leben zu tun oder so. Außerdem muss ich hoffen, dass ich keinen blauen Brief bekomme, Mathe sucks und ich muss mich schon jetzt auf die mündliche Abschlussprüfung nächsten Jahres vorbereiten, ich liebe Stress, echt man. Naja, darum geht's nicht. Ich wollte auch noch mal meinen Senf hier zu geben. Ich will auf keinen Fall, dass in der Geschichte Gewalt irgendwie romanticized wird und ihr denkt, es wäre ''cool'' oder ''schön'' und geil oder so um darüber 'ne Geschichte zu schreiben. Mich hat das Thema einfach interessiert und ich wollte es mal in eine Geschichte packen, da ich früher selbst im Familienkreis mit häuslicher Gewalt zutun hatte und will es gerade deshalb so formulieren, dass es nicht schön bzw gut ist. Und meine amigos!!!! Wenn ihr betroffen seid, bitte redet mit jemanden drüber, sucht euch Hilfe. Egal ob es jetzt um Gewalt, Mobbing oder Self-harming oder so 'nen Shit geht. Das lag mir gerade irgendwie mega am Herzen und ich hoffe euch geht's allen gut (ich klinge wie Dr. Sommer von der Bravo). Also, das soll wie gesagt keine Verschönerung davon sein, ich hoffe man versteht was ich meine omg. Und und und ich wollte noch mal danke für das postive Feedback sagen, auch wenn ich nie auf Kommentare antworte (ich bin schlecht in sowas), lese ich mir alles durch und kann dann nicht mehr aufhören zu grinsen :(((((  hab euch alle lieb, esst euer Gemüse, raucht nicht zu viel und ruft eure Oma an

The only exception // Felix Brummer (Kraftklub)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt