Bruised knees are sort of pretty

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Als ich wieder aufwachte, befand ich mich in einem Zelt. Direkt vor mir lag eine Unterhose. What the fuck. Langsam versuchte ich mich aufrecht zu setzen. Alles schmerzte. Ich verkniff meine Augen und umarmte meine Knie. Es befanden sich nun zwei Verbände um mein linkes und rechtes Bein, an der Handinnenfläche ein Pflaster. Mir fehlten die Worte, auf einmal wurde mir extrem kalt und Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich merkte, wie jemand das Zelt von außen öffnete. Vor mir hockte ein Felix, wie gerade aufgewacht mit einer Kaffeetasse.

''Na, auch mal wach. Ist ja wie bei unserem ersten nüchternen treffen.'' Seine kecke Art bereitete mir sofort gute Laune und ich musste lachen.

''Bekomm' ich den Kaffee nun, oder willst du den ganz alleine trinken?'', ich hob eine Augenbraue und streckte meine Arme aus, um an den Becher zu gelangen. Genüsslich trank ich sofort die halbe Tasse leer.

''Was war eigentlich gestern noch los? Ich weiß absolut gar nichts mehr...'' Schon irgendwie komisch, dass ich mich an die meisten Dinge die mit Felix passierten entweder nicht erinnern konnte oder wir was absolut dummes machten.

''Du bist auf meinen muskulösen Armen eingeschlafen und ich habe dich wie eine Prinzessin in dieses Luxuszelt getragen. Steffen hat mir übrigens geholfen dich zu verarzten und wir sind beide der Meinung, dass du unbedingt zum Arzt musst!'' Ich rollte mit den Augen, Ärzte sind sowas von ätzend. Außerdem müsste ich Stunden warten, ohne Termin noch eine Kontrolle zu bekommen. Also, nein.

''Auf keinen Fall!'', ich lachte. Felix fand das gar nicht lustig und sah mir wie ein kleiner Welpe in die Augen.

''Bitte Lynn, ich meine das ernst.'' Ich seufzte und machte mich aus dem Zelt. Der Junge folgte mir. ''Komm schon..'' Warum musste er denn jetzt so nerven? Ist ja schlimmer als bei meiner Mutter.

''Feeeelix, sei doch nicht so.'' Ich pikste ihm in die Backe.

''Da wird schon nichts sein, vertrau mir.'' Diese Worte würde ich mehr oder weniger bald bereuen. Gerade als ich mich umdrehen wollte, griff Felix nach meiner Hand.

''Ich würde mir nie verzeihen, wenn dir etwas Schlimmes passiert. Es könnte vielleicht was gebrochen sein oder deine Wunde konnte sich entzünden. Das sieht echt schlimm aus, bitte!''

Meine Lippen formten ein Lächeln und ich musste mich auf Zehspitzen stellen, um einen kleinen Kuss auf Felix Wange zu platzieren. Es war schon irgendwie süß, wie er sich sorgen um mich machte und umso erschreckender, dass er sich selbst dafür verantwortlich machte. ''Na gut, aber später. Du hast mir ja noch gar nicht richtig alles gezeigt.''

Brummer führte mich durch das ganze Festivalgelände und stellte mir hier und da ein paar Leute vor. Dabei waren auch einige Bands und Rapper, die hier performten. Das war alles so aufregend und ich freute mich wie ein kleines Kind. Irgendwann stoßen wir in die Jungs von K.I.Z.

''Na, wie gefällt es dir hier? Mit Felix?'', Maxim, einer von ihnen, betonte das 'mit Felix' besonders. Ich nickte nur und gab ein simples ''Gut'' von mir.

''Ja, gut. Kann ich mir vorstellen. Das könnte bald dein Alltag sein, wenn du und Felix zusammen kommen.'', er lachte hysterisch vor sich hin und aus meinem rechten Blickwinkel konnte ich erkennen, wie Felix ihm auf den Fuß trat. Was sollte denn das jetzt?

''Hab ich irgendwas verpasst..?'', leicht verwirrt stellte ich meine Frage in die Runde. Ein weiteres Mitglied der Gruppe, Nico, warf mir ein lächeln zu.

''Nee, nee, mach dir mal keine Sorgen. Berliner Humor.'' Er trank ein Schluck von seinem Bier. Na sicher. Irgendwas war hier im Busch, ich wusste nur nicht was.

''Eh, Lynn und ich gehen dann mal weiter, Tschö.'' Ohne, dass ich nur ein weiteres Wort sagen konnte, zog mich Felix zu dem großen See.

''Felix, was sollte das denn jetzt?''

Er fing an zu stottern; ''N-nichts, wie kommst du denn da-darauf?'' Ich gab ihm mein 'Willst-du-mich-verarschen-Blick', aber Felix grinste nur.

''WER ALS ERSTES IM WASSER IST!'', er fing an sich Hemd und Socken auszuziehen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und zog meine Kleidung ebenfalls aus. Nur in Tshirt und Unterhose gekleidet rannte ich in den See. Dicht gefolgt von Felix.

''Scheiße, ah man!'', er erkannte seine Niederlage und ich warf stolz und ironisch meine Haare zurück.

''Tja, mit mir kann man eben nicht mithalten!'' Wir beide mussten lachen und Felix nahm mich auf die Arme, nur um mich zwei Sekunden später wieder in das kalte Wasser zu werfen.

''Du Arsch! Na warte!''

Wir fingen an uns mit Wasser zu bespritzen und alles was 5 Minuten zuvor geschah war vergessen. Plötzlich merkte ich, wie das Seewasser in meine Wunden gelang und es fing höllisch an zu brennen.

''Warte Felix, scheiße. Meine Knie.'' Das Pflaster auf meiner Hand hatte sich bereits gelöst und ich konnte mein rotes Fleisch erkennen. Er nahm mich hoch und zog mich aus dem Wasser, kurz darauf entfernten wir die Verbände von meinem Knie. Ich musste fast kotzen, meine Knie sahen wie die Haut eines geschlachteten Huhn's aus. Schlechter Vergleich.

''Du gehst jetzt zum Arzt, keine Widerrede. Ich komme mit, wenn's sein muss.'' Durch die gestrige Dunkelheit konnte ich meine Wunden erst jetzt genauer in Betracht ziehen, es war wirklich kein schöner Zustand. Ich nickte aber ich verbot Felix ausdrücklich, dass er mit kam. Es war doch sein Festival, ich wollte ihn nicht zu einem Arztbesuch drängen. Außerdem musste seine Band heute noch mal spielen.

Nachdem Felix mir die Adresse seines Hausarztes gab, machte ich mich auf den Weg in die Praxis. Ich musste Felix ausdrücklich versprechen, dass ich ihn anrufen würde, wenn ich fertig sei. Dort angekommen stellte ich mich hinter den Tresen. Eine kleine, in weiß gekleidete Frau starrte mich genervt an.

''Bitte?'', ihre piepsige Stimme erschreckte mich fast.

''Ich habe leider kein Termin aber ich habe ziemlich große Wunden am Knie und an meiner Handfläche und dann ist da aus versehen Wasser rangekommen und es tut höllisch weh..'', währenddessen zeigte ich der Frau meine Hand.

''Aha. Waren sie schon mal bei diesem Arzt?''

''Nein, ich komme nicht von hier.''

''Krankenkarte dabei?'' Ich nickte, zufällig hatte ich sie in der Brusttasche meiner Jeansjacke.

''Füllen sie bitte dieses Formular aus und nehmen im Wartezimmer platz.'' Mir wurde ein kleines Klemmbrett in die Hand gedrückt. Eine dreiviertel Stunde später wurde ich dann endlich aufgerufen.

''Guten Tag!'', der Mann streckte mir seine Hand aus und ich schüttelte sie. Er sah sich meine Verletzungen an und sprühte etwas Desinfektionsspray in meine Wunden. Dieser Scheiß schmerzt höllisch, das will keiner freiwillig durchmachen. Er machte stopp an meinem Bein.

''Merkwürdig.'', er murmelte vor sich hin. Danach drückte er mir eine Bescheinigung in die Hand.

''Gehen sie bitte ins Chemnitzer Krankenhaus, geben sie das am Eingang ab, sie sollten sofort drankommen.''

''Krankenhaus? Was? Warum denn das?''

Der Mann legte eine Hand auf meine Schulter. ''Ich habe einen unschönen Verdacht, Frau May. Lassen Sie das bitte kontrollieren.''

Ich schluckte fest und ging zu dem Krankenhaus.

The only exception // Felix Brummer (Kraftklub)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt