Ich wollte doch nur ein Bier!

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Ich erledigte schnell meine Morgenroutine, danach machte ich mich zurück in mein Schlafzimmer. Es befinden sich lediglich eine Matratze und ein Schrank in meinem Zimmer. An meiner Wand hängt ein Straßenschild, das Henning auf einer Baustelle gefunden hatte mir zu meinem 16. Geburtstag geschenkt hat. Geschwisterliebe halt. Auf der Fensterbank sowie am Boden hatte ich Pflanzen platziert. Trotz der wenigen Gegenstände die mein Zimmer zierten, sah es ziemlich unordentlich aus. Überall lagen irgendwelche Zeichnungen von mir, die ich mal begonnen und die beendet hatte. Ich war da sehr spontan. Ich zeichnete wen und wann ich Lust hatte, nichts extrem künstlermäßiges. Abstrakte Kunst war da eher mein Ding.

Nun musste ich mich aber beeilen, ich zog mir einen schwarzen Rock mit einem weißen T-Shirt und einer hellblauen Jeansjacke an und kramte meine Sachen in eine Tasche. Dann fuhr ich mit der S-Bahn zum Bahnhof.

Fünf anstrengende Fahrstunden später kam ich in Berlin an. Ich holte mein Handy aus der Tasche und wählte die Telefonnummer meines Bruders.
''Hallo?'', Henning's Stimme zu hören beruhigte mich sehr, denn ich stand in einer völlig fremden Stadt an einem völlig fremden Bahnhof und war völlig verloren.
''Hey, also, äh ich bin jetzt da. Beim Bahnhof. Kommt mich jemand abholen oder wie?''

Gefragt, getan. Nur 15 Minuten später befand ich mich im Backstagebereich der O2-World Halle. Henning's bester Freund Severin hatte mich abgeholt, da Henning keinen Führerschein hat. Während der Fahrt erzählte er mir erstmal alles von der Tour und auch ich erzählte ihm von meinem Leben, was mit seinen Erfahrungen natürlich gar nicht mithalten kann.

''LYNN?'', ich drehte mich um. Da stand er. Mein Superbruder mit weit ausgestreckten Armen. Ich rannte zu ihm und umarmte ihn so fest ich konnte. Okay, Henning war eigentlich gar nicht mein richtiger Bruder. Meine Mutter lernte seinen Vater kennen als ich fünfzehn war und das war das Beste was jemals hätte passieren können. Wir alle haben ein super gutes Verhältnis zueinander, an den Wochenenden ging Henning immer seine Mutter besuchen und ich? Ja, ich blieb zu Hause, denn ich hatte keinen Kontakt mehr zu meinem leiblichen Vater seitdem ich 5 war. Na klar war das blöd, aber was soll man machen. Ich löste mich aus unserer Umarmung und sah ihn mit erstaunten Augen an.
''In dieser Halle spielt ihr? Da passen doch bestimmt 14.000 Leute oder so rein!'' ''17.000'', korrigierte mich Henning.
''Aber die kommen nicht alle für uns, denn heute spielen mehrere deutsche Acts, zum Beispiel Casper, Wanda, K.I.Z., Bilderbuch, Kraftklub...'' Ich kam aus dem staunen gar nicht mehr raus, so glücklich war ich. Ich würde alle diese tollen Künstler live sehen? Bombe. Geil. Megageil. Aber das beste kam ja noch.
''Und du kommst heute mit zur Aftershowparty, das wird noch viel besser als die Konzerte!''

Nachdem ich die letzten 4 Stunden mit tanzen und singen verbracht hatte, führte mich Henning zur Aftershowparty. Ein Gefühl voller stolz und wärme umhüllte mich. Schon krass, so war Hennings Leben jetzt also. Ich setzte mich auf ein rotes Sofa und wartete auf Henning, der mir versprochen hatte Bier zu holen. Ach, warum warte ich eigentlich hier so dämlich rum, denke ich mir. Langsam machte ich mich auf den Weg zur Bar um Henning zu suchen. Die Party ging erst seit knappen 10 Minuten und dennoch pöbelte mich der ein oder andere Betrunkene von der Seite an. Es war mir unangenehm an den Leuten vorbeizulaufen, es fühlte sich an als würde ich nur so von Blicken angezogen werden. Und da passierte es auch schon, mit voller Wucht stoß ein großer Körper gegen mich.

 Alles was ich sehe: schwarz.  



------ Uhhh, wer is' es wohl? Dreimal dürft ihr raten! :D

The only exception // Felix Brummer (Kraftklub)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt