Immer wenn ich blau bin

1.9K 44 4
                                    

Langsam öffnete ich meine Augen. So langsam, dass ich so umso schneller wieder schloss. Fuck, war die Sonne grell. Ich versuchte es nochmal. Schon wieder schienen mir Sonnenstrahlen ins Gesicht, glücklicherweise konnte ich meine Augen dennoch nun ganz offen halten.

Aber das hier war nicht mein Zimmer, nein. Das war definitiv nicht mein Zimmer. Ich entschied meine Liegeposition zu ändern und drehte mich um. Da waren sie schon wieder diese blauen Augen, die direkt in meine starren. Oberkörperfrei und Hände in die Hüfte stemmend lag er vor mir.
''Na schön dass du auch mal aufwachst.'' der blonde Junge lachte.
''Nicht so laut..'', grummelte ich. Warte, was? Ich lag also mit Felix in einem Bett, what the fuck is going on? Hatten wir etwa-? Noch bevor ich irgendwas sagen, geschweige denn denken konnte, sah mir Felix todernst in die Augen.
''Ja,'', begann er, ''wir hatten ziemlich heißen und dreckigen Sex letzte Nacht. Du bist davon übrigens schwanger geworden und wir erwarten Zwillinge. Ich finde die Namen Felix Junior und Heinz ja ganz schön für unsere zukünftigen Kinder. Was sagst du Baby?'' Er konnte sein Grinsen nicht verstecken und auch mein Kater, der letzte Nacht entstand, konnte mich nicht davon abhalten laut loszulachen. ''Nee, Spaß. Natürlich hatten wir, leider, keinen Sex. Aber wir können das gerne nachholen!'' Wieder hatte er ein Lachen auf den Lippen und seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen.
''Du hast mir echt 'nen ziemlichen Schrecken eingejagt.'', sagte ich nur ruhig. Mein Kopf schmerzte und ich denke, das lag nicht nur an dem Alkohol. Felix bemerkte das wohl und sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst.
''Tut's immer noch weh? Das von gestern?''
''Passt schon. Alles gut, wirklich.'' Ich wollte ihm den morgen nicht vermiesen also log ich ihm ins Gesicht. Felix prallte gestern mit seinen Ellenbogen gegen mich und es fühlte sich an als würde ständig jemand gegen meinen Kopf hämmern. Das war höchstens 'ne kleine Schwellung. In eins, zwei Tagen ist das schon wieder weg.
Brummer holte mich aus meinen Gedanken; ''Warum eigentlich Schrecken eingejagt? 1000 von Mädels träumen mit mir Sex zu haben.''
''Überschätz dich da mal nicht du Riese.'' Leicht haute ich ihm gegen die Brust.
''Warum? Hast du etwa einen Freund?'' Eingebildet und neugierig zu gleich. Nicht schlecht.

In meinem Hinterkopf sammelten sich immer noch tausende Fragen. Was war gestern passiert? Wo bin ich? Warum hatte ich einen Ohrwurm von Helene Fischer? Felix setzte sich auf und starrte auf mich hinab. Ich seufzte und setzte mich ebenfalls gerade auf. Erst jetzt konnte ich das Zimmer, in dem ich mich befand genauer in Betracht ziehen. Es war mit einer Kommode, einem alten Sofa und einer Riesenlampe ausgestattet. Überall am Boden lagen Klamotten rum.
''Bin nicht gerade der Ordentlichste.'', fügte Felix hinzu als er meinen Blick bemerkt hatte. ''Da sind wir schon mal zu zweit.''

''Komm, lass uns was Frühstücken, ich hab Kohldampf!'' Einfach so ohne Vorwarnung schlug er mir mit einem Kissen ins Gesicht und stand auf.
''Na warte!'' Ich befreite mich aus meiner Sitzposition und sprang auf Felix Rücken. Wir konnten uns nicht mehr vor lachen halten und irgendwann setze mich Felix in einer Küche ab. Ich kannte ihn nicht mal seit 24 Stunden und es fühlten sich wie 10 Jahre an. Normalerweise war ich immer extrem schüchtern und verklemmt, wenn es darum ging neue Leute kennen zu lernen. Sowas fiel mir extrem schwer.
''Brötchen oder Toast? Ach warte, wir haben gar keine Brötchen. Und auch keinen Toast. Um genau zu sein - '' Felix machte halt und schaute in den Küchen und Kühlschrank.
''- haben wir gar nichts. Nur Ketchup.''
''Kein Ding, ich habe sowieso kein Hunger.''
''Echt nicht? Ich dachte, nachdem du mir gestern zwei mal fast auf die Schuhe gekotzt hast, da muss doch wieder was in deinen Bauch.'', er stocherte mit seinen Zeigefingern in meinem Bauch rum.
''Oh gott, wie peinlich, sorry!'' Ich schämte mich wirklich, aber im Grunde genommen konnte ich ja auch wieder nichts dafür.
''Das Schlimmste kommt noch; auf dem Heimweg hast du mir die ganze Zeit dieses beschissene Helene Fischer Lied vorgesungen. Während du auf meinen Schultern saßt. Du warst so dicht!'' Das erklärte meinen Ohrwurm. Felix Augen formten sich wieder zu kleinen Halbmonden und er fing an zu lachen. ''Das war aber auch mega lustig, weil wir fast gegen eine Laterne geknallt wären.'' Er konnte sich fast gar nicht mehr einkriegen vor Lachen und auch ich stimmte mit ein. Langsam kamen die Erinnerungen wieder hoch. Wie sah ich überhaupt aus? Das ist nicht mal mein T-Shirt, das ich da trage. Ein Blick weiter runter sagte mir, dass ich nur in Unterhose gekleidet war. So langsam realisierte ich das hier alles und mir wurde Kotzübel. Ich müsste den nächsten Zug nehmen, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Wo war überhaupt Henning?

''GUTEN MORGEEN!'', sagte eine raue Stimme fröhlich.
''Oh Gott, Benni, wie kannst du nur jetzt schon so gute Laune haben. Du hast doch gestern am meisten getrunken!'', Felix sah zu dem anderen Mann rüber.
''Uh, wie ich sehe hast du Begleitung mitgebracht. Ich bin Benjamin und ehm, du hast mein Shirt an.''
Ich kratzte mir verlegen an meinem Hinterkopf, die beiden Jungs lachten nur. Benjamin, oder wie ich ihn gestern noch nannte: Casper der Rapgott, sah mir mit strahlendem Lächeln ins Gesicht.
''Nicht schlimm. Irgendwoher kenne ich dich doch. Ahhh, du bist die Kleine die der Felix gestern umgehauen hat. Das passiert dem mit seinen Nudelarmen aber öfters. Einfach alles schmeißt der um. Ja, du einmal da hat der - '', bevor er weiter reden konnte kam Felix dazwischen.
''Woah, woah, woah. Bevor du Lynn hier jetzt meine ganze Lebensgeschichte erzählst, müssen wir erst mal einkaufen gehen. Bei dir ist ja nichts im Kühlschrank, ich sterbe vor Hunger.''

Also war das gar nicht Felix's sondern Ben's Wohnung? Das wurde alles immer absurder und mir immer schlechter.
''Ehm ja, macht das mal. Ich muss dann aber auch wieder nach Hause. Wo ist denn euer Bad?'' Benjamin ging gar nicht auf meine Frage ein.
''Du, das ist gar kein Problem. Bleib doch einfach noch ein bisschen. Wohnst du um die Ecke? Wir bringen dich einfach später nach Hause.'' Um die Ecke ist gut. Fünf verdammte Stunden wohne ich von Berlin entfernt.
''Ich wohne in Köln und deswegen muss ich auch den nächsten Zug nehmen. Ich war eigentlich nur hier um meinen Bruder gestern spielen zu sehen. Ich würde ja noch länger bleiben aber- '' ''Ja, kein aber. Du bleibst. Fährst einfach morgen mit dem Zug nach Hause.''
Dachten die ich habe kein Leben? Keine Arbeit, Familie oder Freunde die sich Sorgen machten? Dass ich einfach mal locker hier mit denen rumgammeln kann?
''Ich muss heute arbeiten und wenn ich den nächsten Zug noch erwische, dann schaff' ich das gerade noch rechtzeitig.'' Jetzt kam wieder mein inneres unwohles Spießer-ich zum Vorscheinen, dass sich über alles Sorgen machte. Wie es Henning wohl geht? Meine Miene verzog sich stark und ich atmete tief ein und aus.
''Vielleicht lässt sich ja doch was machen.'', meinte ich dann nach 5 Sekunden Stille. Hoffentlich ging mein Plan auf.

-- Dieses Kapitel ist extrem schlecht, ich weiß. Aber bei mir war in den letzten Tagen so viel los, dass ich nicht mehr als das zustande bringe. Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen, meine Amigos 



The only exception // Felix Brummer (Kraftklub)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt