Kapitel 42

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Freitag
Heute war es endlich soweit, na ja dachte ich. Das ist der letzte freie Freitag den ich nutzen kann, um in die Moschee zu gehen und dort vielleicht Amin zu sehen, da wir einen Feiertag (Brückentag) hier in Düsseldorf (NRW) haben. Ich habe alles schon ungefähr einen Monat zuvor geplant, dass ich mit meiner besten Freundin Zeinab zusammen zur Moschee gehen und ich in'scha'Allah Amin wiedersehe, weil wir ja alle Schulfrei haben und er daher auch zur Moschee kommen wird.

Ich stand am Freitagmorgen auf und war einfach glücklich, da mein Warten endlich ein Ende hat.
"Heute werde ich Amin sehen", dachte ich und hoffte ich. Ich hatte schon das perfekte Outfit vorbereitet und freute mich auf das erhoffte Wiedersehen, denn heute wäre die letzte Gelegenheit ihn zu sehen, weil es der letzte freie Freitag ist. In meinem Kopf war schon fest verankert, dass ich zur Moschee muss(!). Würde ich nur wissen, dass kurze Zeit später meine ganze Hoffnung und Vorfreude auf diesen Tag innerhalb von einer Sekunde zusammenfällt.

Ich frühstückte und betete mein Morgengebet. Danach ging ich zu meiner Mutter und sagte ihr Bescheid, dass ich heute zum Freitagsgebet gehen möchte. Dann kam das, wovor ich die ganze Zeit Angst hatte. Meine Mutter sagte mir, dass wir zu Verwandten aus Marokko eingeladen sind und das wir heute gehen müssen, da die schon alles vorbereitet haben und meine ganze Verwandtschaft dort eingeladen ist.
Ihr wisst gar nicht, wie ich mich in diesen einen Moment gefühlt habe. Innerhalb von einer Sekunde zerfällt all meine Freude und ich wusste, dass ich jetzt dafür kämpfen muss.
Ich versuchte meine Mutter für ungefähr zwei Stunden zu überreden, aber vergebens ich musste zu den Verwandten. Jetzt wusste ich "Ok es ist vorbei. Ich werde Amin heute nicht sehen. Heute war die letze Gelegenheit ihn sehen zu können und es ist vorbei. Aus und vorbei. Ich weiß nicht, wann oder ob ich ihn je wiedersehen werde."
Ich habe nichts unversucht gelassen und am Ende hat es nichts gebracht.
Ich ging in mein Zimmer und fiel in Tränen zusammen. Ich bemerkte, wie wichtig mir dieser Junge geworden ist. Ich schlief nach einer Zeit wegen meiner Traurigkeit ein und versuchte von Amin zu träumen, damit ich ihn wenigstens dort, in meinen Träumen, zu Gesicht bekomme. Und nicht mal das klappte. Ich wurde von dem Klingeln des Telefons wach, es ging aber meine Schwester dran. Nach ungefähr 5 Minuten fragte ich, wer am Telefon war und sie sagte, dass es Zeinab war. Sie wollte mich fragen, ob ich heute zur Moschee gehe und meine Schwester sagte ihr schon, dass ich nicht komme. Ich wurde trauriger, als zuvor und war den Tränen nah. Wieso muss es so schwer sein? Wieso kann ich nicht einfach bei Amin sein?

Nun kam meine Mutter und sagte mir, ich soll mich anziehen, damit wir loskönnen. Ich zog mich schwerenherzens an und verlies mit meiner Familie die Wohnung.

Angekommen bei den Verwandten, schrieb ich mit Zeinab und schilderte ihr meine Gedanken bezüglich der ganzen Sache, dass ich heute Amin nicht sehen konnte usw.
Sie sagte mir, dass ich Sabr (Geduld) haben sollte und es mektab (vorhergeschrieben) sei, dass ich Amin nicht sehen konnte und das es Allah am besten weiß.
Mit diesen Worten kam ich einbisschen zur Ruhe und machte mir klar, dass es alles mektab ist und Allah der beste aller Planer ist.

Liebe auf den zweiten BlickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt