Ich konnte und wollte es nicht wahrhaben, dass alle meine Freunde tot waren. Obwohl das Bild an der Wand Bände sprach wollte ich es einfach nicht glauben.
In einer Reihe lagen sie tot auf dem Waldboden. Blutlachen bildeten sich um ihre Körper. Messer oder Pfeilbogen waren in ihre Rücken geschossen worden.
"Nein...", flüsterte ich fassungslos. Tränen stiegen mir in die Augen.
Zufrieden grinste der Arzt in meine Richtung.
"Du hast niemanden mehr für den es sich lohnt zu kämpfen."
Ein dicker Kloss bildete sich in meinem Hals und es fühlte sich an, als würde gerade ein Teil von mir selbst sterben. Die Luft wurde mir abgeschnürt und der Schmerz in meinem Herzen war unbeschreiblich. Ich spürte wie mein Herz langsam in tausend Stücke fiel.
"Nein!", schrie ich verzweifelt und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich rüttelte erneut an meinen Fesseln.
Meine elenden Schreie wurden nach einer Weile durch Schluchzer ersetzt.
"Komm auf unsere Seite und dir wird es wieder gut gehen.", fing der Arzt an und trat vor mich.
Finster schaute ich zu ihm hoch und sagte trotzig:
"Lieber würde ich sterben, als auf eurer Seite zu stehen."
Sein Blick wurde finster bei meinen Worten. Er starrte mich an ehe er mir eine Ohrfeige verpasste, sich umdrehte und weg lief.
"Bringt sie in Raum 232.", knurrte er.
Sofort wurde ich gepackt und aus dem Raum gezerrt.
Die Gänge durch die wir liefen waren in ein kaltes grau getaucht und sofort machte sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. Es gab keine Fenster, an denen ich mich orientieren konnte wo ich genau war.
Als wir um unzählige Ecken bogen kamen wir bei einem Fahrstuhl an. Ein Soldat drückte auf einen Knopf und der Fahrstuhl setzte sich mit uns in Bewegung. Momentan war es mir egal was mit mir passieren würden. Die Nachricht, dass meine Freunde tot waren zerstörte mich. Ohne zu protestieren liess ich mich von den Soldaten in ein weiteres Zimmer führen.
"Einen schönen Aufenthalt wünschen wir dir hier in Grenze 18.", lachten die Soldaten und schubsten mich in den dunklen Raum.
Die Tür hinter mir fiel ins Schloss und wurde abgeschlossen. Wäre ja komisch wenn nicht...
Grenze 18? So hiess also dieser grässliche Ort?
Der Raum war so dunkel, dass ich nicht einmal meine eigenen Hände sehen konnte.
Der einzige kleine Lichtstrahl, der den Raum erhellte kam draussen vom Gang, welcher durch die halbe Glastür schien.
Mir war bereits jetzt eins klar: Ich wollte hier weg.
Aber wie konnte ich mich gegen all diese Leute verteidigen? Alle meine Waffen wurden mir abgenommen.
Ich überlegte und bereits nach kurzer Zeit hatte ich eine Idee. Vielleicht nicht die beste, aber ich fand ich hatte keine andere Wahl.
Langsam lief ich auf die Glastür zu und spähte nach draussen, um sicher zu gehen, dass keine Wachen oder sonst wer draussen war. Das Glück stand auf meiner Seite, denn es war niemand zu sehen.
Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich meinen nächsten Schritt wagte.
"Okay...du schaffst das Jade.", redete ich mir selber Mut zu.
Ich holte aus und schlug mit voller Kraft meine Faust in das Glas der Tür. Es zerbrach nicht sofort, aber erste Risse waren zu sehen. Ich biss die Zähne zusammen und holte erneut zum nächsten Schlag aus. Etwa beim vierten Versuch durchbrach meine blutende Hand das Glas, welches klirrend zu Boden fiel.
Leider freute ich mich zu früh, denn genau in diesem Moment waren schnelle Schritte zu hören, die direkt in meine Richtung kamen. Scheisse.
Rasch hob ich die grösste und schärfste Scherbe vom Boden auf, um nicht völlig wehrlos zu sein. Kurz sah ich mein Spiegelbild und hielt inne. Ich blickte in die grünen Augen eines Mädchens, das einfach nur schrecklich aussah. Narben, die wohl für immer bleiben werden, aufgeschürfte Lippen und diverse Platzwunden.
Die Schritte wurden immer lauter, weshalb ich die Scherbe eilig hinter meinem Rücken versteckte.
Ein junger Soldat, nur etwa ein paar Jahre älter als ich, blieb abrupt vor der zerbrochenen Tür stehen und schaute mich feindselig an.
"Was soll das werden, Kleine?", murrte er und kam mit grossen Schritten auf mich zu. Obwohl es dunkel war hatte er mich schnell erreicht und legte seine Hände um meinen Hals. Er drückte zu. Ich japste nach Luft und wusste jetzt war der richtige Zeitpunkt es zu tun. Ich sammelte meine ganze Energie und holte die Scherbe, die ich in meiner Hand hielt hervor. Ohne länger zu warten rammte ich ihm diese in seinen Bauch. Der Druck um meinen Hals liess unvermittelt nach und mein Rivale machte irgendwelche komischen Geräusche. Er taumelte ein paar Schritte zurück an eine Wand und hielt sich stöhnend den Bauch.
Ich ergriff meine Chance und stürmte aus der Tür hinaus, in der Hoffnung flüchten zu können. Was sich aber nicht als einfach herausstellte, denn ich hatte überhaupt keine Orientierung oder kannte mich in diesem Gebäude aus.
Kurzerhand entschied ich mich nach rechts zu rennen.
Keine Minute verging und ich hatte bereits wieder Gesellschaft. Unzählige Soldaten verfolgten mich.
"Es hat keinen Zweck wegzurennen!", schrie einer, doch ich schaute nicht zurück.
Ich rannte gerade um mein Leben.
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Grenze 18
Fiksi IlmiahDie Welt in der wir einst lebten ist nicht mehr dieselbe. Sie wird von Angst und Brutalität regiert. Jeder muss sich genau überlegen auf welcher Seite er steht. Da sich Jade als Rebellin gegen das System wehrt, wird sie in eine "Anstalt" gesteckt...