Der nächste Morgen brach an und ich war vor allen anderen wach. Nach dem Gespräch mit Damian gestern, wurde ich noch einigen Leuten vorgestellt, die sich unserer Gruppe anschlossen. Sie waren auch mit mir in der "Anstalt" und hatten es bis hierher geschafft. Sie erzählten mir, dass die meisten ,die zum Felsen gegangen waren ,von den Soldaten entweder mitgenommen, oder getötet wurden. Es war also doch eine Falle. Nicht wie versprochen würden wir dort Dinge finden, die uns halfen. Diejenigen, welche jetzt meinem Team angehörten konnten noch rechtzeitig flüchten. Sie wussten aber nicht wo die anderen hingebracht wurden.
Der Keller
Alleine der Gedanke daran liess mich erschaudern. Ich sagte ihnen nichts darüber. Noch nicht.
Leise verliess ich die Höhle, die vorübergehend mein Zuhause sein wird. Meine Gruppenmitglieder schliefen noch tief und fest.
Die kühle Morgenluft streifte mein Gesicht und ich atmete tief ein.Über dem ganzen Wald lag ein dicker Nebel und alles schien ruhig zu sein.
Ich hockte mich vor den kleinen Fluss, der einige Meter vor unserer Höhle entfernt war und beobachtete, wie das Wasser vor sich hinplätscherte. Es beruhigte mich.
Meine Gedanken spielten nämlich verrückt, denn ich wusste nicht wie es jetzt weiter gehen sollte. Vielleicht waren genau in diesem Moment Soldaten der Regierung unterwegs, um meinen Bruder, meine Freunde und mich zur Strecke zu bringen. Zu jagen. Und was tat ich? Nichts.
Erwartete mein Clan, dass ich ihnen Befehle austeilte? Sahen sie mich überhaupt als ihre Anführerin?
Ein Knacken aus dem Unterholz riss mich aus meinen Gedanken. Sofort stand ich auf und meine Augen suchten die Gegend ab. Da der Nebel so dicht war, war meine Sicht deutlich erschwert. Mein ganzer Körper spannte sich an und alle meine Sinne waren geschärft.
Egal wer oder was es war, ich hatte nicht einmal eine Waffe, um mich zu verteidigen.
Ein Schatten flitzte durch die Bäume, so schnell, dass ich nichts erkennen konnte. Wieder ein Schatten, aber diesmal aus einer anderen Richtung. Bilde ich mir das alles nur ein? Werde ich etwa verrückt?
Nun konnte ich deutlich rennende Schritte hören, die in meine Richtung kamen. Mein Kopf schnellte umher und ich suchte nach irgendwelchen Zeichen einer Person oder eines sonstigen Lebewesens. Bevor ich überhaupt reagieren konnte, knallte jemand mit voller Wucht in mich hinein, sodass wir beide auf dem Boden landeten. Der Fremde lag mit seinem ganzen Körpergewicht auf mir drauf und sofort stiess ich ihn von mir weg und krabbelte einige Schritte nach hinten.
Ich blickte in das Gesicht eines Jungens mit Meerblauen Augen und blonden Haaren. Er war etwa ein Jahr älter als ich und starrte mich verängstigt an. Er hatte eine aufgeschürfte Lippe und eine ziemlich grosse Platzwunde am Kopf.
"Bitte...bitte tu mir nichts!", winselte er schweratmend und hob abwehrend die Hände.
Erst jetzt bemerkte ich, dass sein Gesicht etwas besonderes kennzeichnete. Es schien so etwas ähnliches wie ein Tattoo zu sein.
Er hatte tiefe und dunkle Schatten unter den Augen, die aber zu dunkel waren, um nur von zu wenig Schlaf zu stammen. Seine Haut war so weiss wie Schnee und sein Gesicht, sowie auch der Hals waren tättowiert. Wie ein Skelett.Geschockt starrte ich ihn an und fragte mich, wie man sich so etwas nur antun konnte und auch noch schön finden. Er sah ja aus wie ein Monster!
Er bemerkte meinen Blick und murmelte: "Glaube mir, ich war nicht derjenige, der das hier", er deutete mit einer kreisenden Handbewegegung auf sein Gesicht. "freiwillig über sich ergehen lassen hat."
Bestimmt sah ich jetzt noch verwirrter aus, als vorher.
"Es ist eine lange Geschichte...",flüsterte er und wandte seinen Blick auf den Boden.
Um mich aus meiner Starre zu lösen schüttelte ich meinen Kopf und richtete mich auf.
"Von wo kommst du?", fragte ich misstrauisch und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
Mein Gegenüber erhob sich ebenfalls und sagte währenddessen: "Ich bin aus der Anstalt geflohen."
"Dein Name?", fragte ich weiter.
"Ich weiss es nicht mehr...", war seine Antwort.
Wie bitte?!
"Wie du weisst es nicht mehr?!", fragte ich völlig überrascht.
"Alle meine Erinnerungen wurden gelöscht."
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Grenze 18
Научная фантастикаDie Welt in der wir einst lebten ist nicht mehr dieselbe. Sie wird von Angst und Brutalität regiert. Jeder muss sich genau überlegen auf welcher Seite er steht. Da sich Jade als Rebellin gegen das System wehrt, wird sie in eine "Anstalt" gesteckt...