Kapitel 6

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(So könnt ihr euch Jade vorstellen einfach mit blonden Haaren)

Durch ein Knistern schreckte ich aus meiner Bewusstlosigkeit hoch. Um mich war eine Decke gehüllt, die ich vor Schreck sofort von mir riss. Wie der Blitz war ich auf meinen Beinen und blickte nervös umher.

Es war stockdunkel und vor mir war ein kleines Lagerfeuer eingerichtet. Erleichtert atmete ich aus, als ich Ava und Jeremy auf einem Baumstamm liegen sah. Sie schienen beide zu schlafen.

Kaputt und verzweifelt setzte ich mich vor das Feuer. Gedankenverloren starrte ich in die Flammen.

Meine Beine winkelte ich an und schloss meine Arme um sie. Langsam bahnten sich Tränen ihren Weg über meine Wangen. Das ganze Erlebnis von gestern kam wieder hoch.

Die Stille der Dunkelheit wurde nur noch durch meine Schluchzer erfüllt, bis sich Jeremy plötzlich anfing zu regen.

"Unsere kleine Kämpferin ist wieder wach, hmm.", grinste er verschlafen, während er sich aufrichtete.

Schnell wischte ich mir mit meinem Ärmel die Tränen vom Gesicht und lächelte schwach. Wie peinlich, wenn er mich so sieht.

Sein Blick wechselte sofort von glücklich zu besorgt als er meine Aktion bemerkte.

"Weinst du etwa?", fragte er vorsichtig während er auf mich zukam.

"Nein.", schniefte ich.

"Ach, komm her.", sagte er, als er sich neben mich setzte und seine Arme ausbreitete.

Ich erwiderte seine Umarmung und ich musste mir eingestehen, dass ich mich in diesem Moment sicher fühlte. Nun konnte ich meine Tränen endgültig nicht mehr zurückhalten. Das hatten Umarmungen so an sich.

"Shhh, es ist okay.", flüsterte Jeremy, während er mich noch näher an sich drückte.

Es war unglaublich, wie mich das alles hier so sehr beschäftigte. Ich war erst ein paar Tage hier und weinte bereits. Wo war die starke Jade in mir hin?

Ruhig lösten wir uns wieder von einander. Mein Blick war auf den Boden gerichtet.

Ich konnte Jeremys Blick auf mir spüren, weswegen ich wieder zu ihm aufblickte.

Er legte seine Hände auf meine Schultern und meinte:

"Hör zu, ich weiss nicht genau, was gestern passiert ist. Aber was du erlebt hast, war bestimmt schrecklich und ich will nur, dass du eins weisst: Wenn du darüber reden willst, ich werde für dich da sein. Immer, okay?"

Ich lächelte und schniefte

"Danke, Jeremy.", murmelte ich.

Wie süss von ihm.

"So, und jetzt versuche zu schlafen.", sagte er als er aufstand und wieder zu seinem Schlafplatz laufen wollte.

Ich nickte nur, obwohl ich wusste, dass ich kein Auge zu kriegen werde. Das Gesicht des Mädchens und diesem Monster verfolgten mich. Ich konnte sie nicht aus meinem Kopf bringen.

Ich hatte Angst

Jeremy hielt inne in seiner Bewegung.

"Lass mich raten, du kannst gar nicht schlafen?", sagte er, als er sich wieder zu mir drehte.

Kleinlaut schüttelte ich meinen Kopf.

"Soll...soll ich hierbleiben?", stammelte er schüchtern und fuhr sich verlegen durch seine Haare.

Ich lächelte und nickte zur Bestätigung.

Er brummte irgendetwas unverständliches vor sich hin, bevor er sich schlussendlich neben mich legte und seine Arme um mich hüllte. Ich kuschelte mich an seine Brust und hatte das Gefühl, das mich nichts und niemand verletzen könnte, solange ich in seinen Armen lag.

Jeremy starrte zufrieden auf den Sternenhimmel und ich tat es ihm gleich.

"Was geschieht mit den Gefangenen, die beseitigt werden?", fragte ich irgendwann.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie einfach so umgebracht wurden. So wie es das System wollte mussten wir leiden.

"Wenn ich das wüsste.",seufzte er und strich beruhigend über meinen Arm.
"Man hört Gerüchte, aber was soll man denen schon glauben?", meinte er und wandte seinen Blick zu mir.
Seine Augen musterten mein ganzens Gesicht.
"Du blutest.", sagte er leise und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr, damit er die Wunde besser sehen konnte.
Seine Stirn legte sich in Falten.
"Es war das Monster...", sagte ich kaum hörbar. "Er hat meinen Kopf immer und immer wieder gegen einen Stein geschlagen."
Mein Blick richtete ich auf meine Hände und meine Stimme wurde brüchig.

"Dieses Arschloch.", brummte Jeremy wütend und ballte seine Hände zu Fäusten.

"Weisst du, du warst einfach plötzlich wie in Luft aufgelöst, bis wir dich bewusstlos auf dem Boden fanden. Ich kann das einfach nicht verstehen.", fuhr er aufgebracht fort.

"Das machen die extra.", sagte ich.

Er nickte.
"Wir müssen sie aufhalten."
"Unbedingt.", stimmte ich ihm zu.
"Aber zuerst müssen wir deine Wunde säubern."

Grenze 18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt