Kapitel 29

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{Who we are and who we need to be to surive are two very different things}

Jade°s P.O.V

Ich war mir sicher, dass mittlerweile meine Füsse wund waren. Der liebe Soldat hat mir nämlich meine Schuhe geraubt. Einfach weil er es lustig fand mich noch mehr zu quälen. Die kleinen, spitzen Steinchen und was sonst noch alles auf einem Waldboden sein konnte, bohrten sich immer weiter in meine Haut.

Ich wollte eigentlich nicht runter auf meine Füsse schauen, denn ich wusste was für ein grausames Bild mich erwarten würde, trotzdem tat ich es.

Ich musste meinen Blick schnell wieder von diesem vielen Blut lösen, denn sonst bestand die Gefahr, dass ich ohnmächtig wurde. Wie viel Blut ich wohl schon verloren habe? Ein Wunder das ich noch stehen kann...

Was mich jedoch als nächstes erwartete, schockte mich noch mehr.

"Wir sind da.", sagte der Soldat grinsend.

Hatte er eigentlich immer dieses dämliche Grinsen im Gesicht? Am liebsten würde ich es ihm aus dem Gesicht schlagen!

Er riss am Seil, was mich nach vorne zu ihm stolpern liess. Die ganze Zeit über humpelte ich sonst hinter ihm her.

Er schaute zufrieden nach vorne. Ich hob meinen Blick und wünschte mir augenblicklich mich hier und jetzt einfach in Luft aufzulösen.

Vor mir konnte ich ein Lager ausmachen, das auf den ersten Blick eigentlich auch ganz normal aussah.

Bei genauerem hinsehen wurde mir aber schlagartig klar, dass ich sozusagen dem Tod direkt in die Arme lief. Es waren überall Menschen in verschiedenem Alter und es passierten zu viele grausame Dinge auf einmal, dass ich nicht wusste wo ich hinschauen sollte.

Ein Schuss ertönte und sofort zuckte ich zusammen. Darauffolgende Schreie und weitere Schüsse waren zu hören und ich musste zusehen wie zwei Körper schlaff zu Boden fielen.

Ein Soldat hatte auf zwei Mädchen geschossen und seine Mordlust und die Genugtuung, die er durch das Töten hatte waren ihm ins Gesicht geschrieben. Er trug eine andere Uniform, als die der Regierung, so viel stand fest. Anscheinend nur eine andere Farbe, denn an seinem Arm prunkte gross und fett das Wappen der Regierung.

Ich stand einfach nur mit offenem Mund da, viel zu geschockt um zu handeln.

Als wäre das nicht schon genug, wurden nur wenige Meter von ihnen entfernt gerade ein Junge und ein Mädchen aus einem Bunker geführt. Ihre Hände waren gefesselt und die Blicke hatten sie gegen den Boden gerichtet. Das Mädchen schluchzte vor sich hin, während der Junge nun tapfer seinen Kopf hob. Von seiner Stirn bis zu seiner Wange klaffte eine tiefe Wunde, als hätte ihn jemand mit einem Messer so schlimm zugerichtet. Sein Blick war leer und strahlte eine eiserne Kälte aus.

Sie wurden beide je von einem Soldaten begleitet und in die Mitte eines grossen Kreises gezerrt.

Der Kreis bestand aus Leuten, die den gleichen leeren Blick besassen und ziemlich abgemagert waren.

Der junge und das Mädchen wurden vor zwei Stricke geführt, die von einem Baum hingen. Das Mädchen weinte ununterbrochen und am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut wird. Sie mussten auf Fässer stehen und anschliessend wurde ihnen das Seil um den Hals gebunden.

"Das wird auch mit euch allen geschehen, wenn ihr uns nicht gehorcht!", schrie der eine Soldat in die Menge und hob bedrohend seinen Stock in die Höhe.

Der Junge starrte mit einem scheintoten Blick in die Ferne. Er schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Ganz im Gegenteil zu dem Mädchen.

Er griff nach ihrer Hand und  brüllte ein letztes Mal: "Nieder mit der Regierung!"

Nur Sekunden später traten die Soldaten wütend die Fässer um und die beiden wurden erhängt. Bewegungslos schwebten sie in der Luft, die Augen weit aufgerissen.

Traurig senkte ich meinen Kopf.

Es kamen mehr Soldaten dazu und jubelten. Sie forderten die Menge auf ebenfalls mit ihnen zu johlen, doch niemand machte logischerweise mit.

Zornige Blicke wurden den armen Menschen zugeworfen und die Soldaten gingen mit ihren Stöcken auf sie los.

Grenze 18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt