Ich wusste nicht wie, aber auf irgend eine Weise schaffte ich es die Soldaten für einige Zeit in Schach zu halten. Ich flitze wie eine Irre durch die Gänge und musste über meine eigene Wend- und Geschwindigkeit staunen.
Was Adrenalin und Angst bloss mit einem anstellen konnten...
Mit jeder Ecke, um die ich bog hatte ich das Gefühl immer mehr Schritte hinter mir zu hören. Ein Wunder, das mir noch niemand aus der entgegensetzten Richtung in die ich rannte, begegnete.
"Bleib endlich stehen!", schrie ein Rekrut.
Als ob ich seiner Bitte nachgehen würde. Nicht mal der letzte Idiot dieser Welt würde das tun.
Ich rannte also weiter und bog nach links ab, als sich die Gänge in mehrere Richtungen aufteilten. Vielleicht waren die Soldaten ja so dumm und würden sich aufteilen oder in die falsche Richtung laufen. Ich wusste das dies nicht geschehen würde, aber hoffen durfte man ja wenigstens noch.
Geschockt bemerkte ich, dass meine Hand mit der ich das Glas einschlug, ziemlich fest blutete und eine rote Spur auf dem hellen Boden hinterliess. Verdammt, so konnte ich mich nicht einmal verstecken, ohne sie direkt darauf hinzuweisen wo ich war. Aber ewig wegrennen, war auch keine Lösung. Irgendwann würden sie mich kriegen.
Denk nach, Jade. Denk nach.
Ein Blick über meine Schulter verriet mir, dass ich genügend Vorsprung vor meinen Verfolgern hatte.
Ich beschleunigte mein Tempo noch ein letztes Mal, huschte um eine Ecke und verschwand hinter der erstbesten Tür, die auftauchte. Laut meinen Berechnungen sollten die Rekruten erst in ein paar Sekunden hier auftauchen. Wenn ich Glück hatte würden sie einfach an der Tür vorbei rennen. Bewusst öffnete ich die Tür mit meiner nicht blutenden Hand, um keine offensichtlichen Hinweise über mein Versteck zu geben. So schnell ich sie öffnete, schloss ich die Tür auch wieder.
Ich wischte mir erleichtert über die Stirn, als ich vor mir einen leeren Umkleideraum sah. Drei Reihen mit blauen Spinden und Bänken dazwischen.
Du hast keine Zeit!, erinnerte mich meine innere Stimme.
Hastig schaute ich mich um, in der Hoffnung ein sicheres Versteck zu finden. Die Schritte der sich nähernden Soldaten liess mich kurz zusammenzucken. Sofort stürmte ich zu meinem Versteck. Es war eine Bank, die wie ein langer Klotz aussah und eine Öffnung hatte. Ich krabbelte hinein und drehte mich so, damit ich die Tür im Blick hatte. Bloss ein paar Sekunden später wurde diese mit einem dumpfen Knall zu Boden getreten. Richtig, die Soldaten öffneten sie nicht wie jeder normale Mensch das tun würde. Mit ihren Gewehren schussbereit suchten drei Soldaten den Umkleideraum ab, während meine restlichen Feinde andere Teile des riesigen Gebäudes nach mir absuchten.
Jeden einzelnen Spind öffneten sie, aber schienen noch nicht auf die Idee gekommen zu sein die Bänke näher zu durchsuchen.
"Sie muss hier irgendwo sein! Sie konnte unmöglich so schnell den Gang weiterrennen!", knurrte einer. Er war sehr wahrscheinlich der Anführer.
Betont langsam schritt plötzlich ein anderer Soldat vor meine Bank. Ich hielt sofort die Luft an und mein ganzer Körper erstarrte. Die langsamen Schritte gingen weiter bis sie vor der Öffnung meines Versteckes stehenblieben.
Mein Herz raste wie verrückt und ich fand mich bereits mit dem Gedanken ab, wieder in die Gewalt der Regierung zu gelangen.
Die Person beugte sich nach unten und musterte kritisch etwas auf dem Boden.
Blut. Mein Blut.
Innerlich fluchte ich.
Und dann passierte es. Er entdeckte mich und schaute direkt in meine Augen. Ängstlich blickte ich zurück.
Eine Weile, welche sich wie eine Ewigkeit anfühlte, sah er mich an ehe er sich wieder aufrichtete und sagte:
"Hier ist sie auch nicht. Ich würde vorschlagen wir suchen woanders weiter. Wir verschwenden bloss wichtige Zeit."
Hä? Hatte ich mich gerade verhört?
Hat er mich wirklich nicht gesehen oder schützte er mich? Aber wenn ja, warum?
Etwas geschockt und verwirrt blieb ich im Raum zurück, als alle Soldaten weg waren.
Ich traute mich noch nicht zu bewegen und wartete eine Weile bis ich schliesslich aus meinem Versteck kroch.
Was jetzt?
Ich lief auf einen Spind zu und öffnete diesen. Er war leer.
Ich musste etwa weitere 5 öffnen bis ich das gefunden hatte wonach ich suchte.
Mit einem zufriedenen Grinsen nahm ich die grüne Uniform aus dem Spind und schlüpfte hinein. Sie war mir ein bisschen zu gross, aber das war mir herzlich egal. Dazu setzte ich noch die passende Kappe auf, wo ich meine Haare darunter versteckte.
Mein Plan war es mit dieser Tarnung ganz einfach aus dieser Hölle zu verschwinden.
Mit dem Gefühl nicht aufzufliegen, spazierte ich aus der Tür und lief los.
Schon bald begegnete ich "meinen Kollegen". Mit meinem Blick auf den Boden gerichtet lief ich an ihnen vorbei und murmelte ein "Hey", welches sie erwiderten und mich dabei ziemlich schräg musterten, aber nichts weiter taten.
Nur kurze Zeit später zuckte ich zusammen, da jemand nach meinem Handgelenk griff.
"Du blutest!", sagte ein Mann besorgt.
Wie konnte ich nur so dumm sein und meine Wunde nicht irgendwie verdecken? Ich hätte mir dafür am liebsten eine Ohrfeige verpasst!
Der Mann in der Uniform drehte mich mit seinem Griff zu sich.
Scheisse.
Ich hatte meinen Kopf noch immer gesenkt und murmelte irgendetwas von "deswegen bin ich gerade auf dem Weg zur Krankenstation" und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Er liess mich los, damit ich weiter laufen konnte. Als ich weglief schaute er mir kritisch hinterher. Puh, das war ja mal knapp!
"Du weisst aber schon das du in die falsche Richtung läufst, oder?", sagte er ernst und hob dabei eine Augenbraue.
Konnte mein Plan nicht einmal so ablaufen, wie ich mir das vorstellte?!
Ich blieb stehen und änderte meine Richtung. Ich machte irgend eine Handbewegung um zu verdeutlichen, wie dumm das von mir war, nicht zu wissen wo ich lang musste. Als ich bei dem Mann ankam handelte er so schnell, dass ich fast nicht reagieren konnte. Er zog mir die Kappe vom Kopf, wobei meine langen blonden Haare zum Vorschein kamen.
Seine Augen weiteten sich und ungläubig schaute er mich an.
"Ich habs doch gwusst...", knurrte er.
Bevor er mich schnappen konnte, nahm ich meine Beine in die Hand und rannte los. Die Verfolgungsjagd war wieder eröffnet.
Ich bog unzählige Male ab, bis ich schliesslich abrupt stehen bleiben musste, weil es vor mir weit in die Tiefe ging und rechts von mir eine weitere Patrouille von Soldaten auftauchte. Ihre Waffen waren auf mich gerichtet.
"Game Over, Prinzessin.", grinst einer und kam näher auf mich zu.
War es möglich den Sturz aus solch einer Höhe zu--
Bevor ich meine Gedanken zu Ende formulieren konnte, erwischte ich mich dabei wie ich Anlauf holte und zum Sprung ansetzte. Ein Schuss ertönte und ich spürte wie sich die Kugel direkt in meinen Oberschenkel bohrte. Das liess mich wild mit meinen Armen rudern, als ich in der Luft war und schliesslich in die Tiefe stürzte. Ich knallte erst durch etwas glasiges und spürte, wie die Scherben meine Haut schwer verletzten.Ich erwartete, dass ich viel länger fliegen würde, aber früher als gedacht prallte ich auf etwas hartem auf. Stöhnend rollte ich noch ein paar Zentimeter weiter und verzerrte vor Schmerz das Gesicht. Ich war auf einem Gitterboden gelandet. Mein Körper tat so weh, dass ich das Gefühl hatte, mir jeden einzelnen Knochen gebrochen zu haben. Ein extremes Schwindelgefühl breitete sich in mir aus, bevor ich bewusstlos wurde.
"Diesen Sprung wird sie nicht überleben!", konnte ich noch einen Soldaten lachend sagend hören, bevor ich ganz weg war.
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Grenze 18
Science FictionDie Welt in der wir einst lebten ist nicht mehr dieselbe. Sie wird von Angst und Brutalität regiert. Jeder muss sich genau überlegen auf welcher Seite er steht. Da sich Jade als Rebellin gegen das System wehrt, wird sie in eine "Anstalt" gesteckt...