Kapitel 10

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Mir wurde erklärt, dass ich "nur" von einem Streifschuss getroffen wurde, aber die Wunde trotzdem sehr tief sei und ich mich schonen soll. Pff, das ich nicht lache. Ich konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie meine engsten Freunde langsam immer schwächer wurden. Das konnten wir uns nicht leisten, denn unser Feind schlief nie. Wir mussten fit und auf alles gefasst sein. Fit konnte man mich nicht gerade nennen, aber das stand jetzt  nicht zur Debatte.

"Kann ich bitte mit dir reden, Jade?", fragte mein Bruder, der hinter mir stand.

Da ich auch noch tausende Fragen an ihn hatte, willigte ich ein. Ich nickte stumm und folgte ihm.

Wir traten aus der Höhle hinaus und er steuerte bergab zu einem kleinen Felsen. Er setzte sich hin und deutete auf den Platz neben ihm. Vorsichtig liess ich mich neben ihn sinken. Eine Weile herrschte Stille und ich blickte verträumt in die Ferne hinaus.

"Hör zu", ergriff er schliesslich das Wort. "es ist nicht so wie du denkst."

"Dann erklär's mir.", erwiderte ich kalt. Jetzt war ich aber auf seine Geschichte gespannt.

"Es fing alles an dem Tag an, als unsere Eltern so unbarmherzig ermordet wurden.", fing er an und machte eine kurze Pause. Bei dem Gedanken an meine Eltern wurde mein Herz schwer und ich musste mich zusammenreissen nicht zu weinen.

Du bist stark, redete ich mir selber ein.

Damian schien es gleich zu gehen und fuhr mit brüchiger Stimme fort: "Du warst damals 14 und ich 17. Sie liessen uns beide am Leben, aber nur unter einer Bedingung: Ich würde mit ihnen mitgehen und zum Soldaten ausgebildet werden. Verstehst du, sie hätten dich sonst umgebracht!", sagte er aufgebracht und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

"Ich wollte dich beschützen."

Warum wurde mir dann immer gesagt, dass er abgehauen und tot sei?

Ich beschloss mit meinen Fragen bis am Schluss zu warten und liess ihn geduldig weiterreden.

"Du kannst dir nicht vorstellen was ich alles durchmachen musste. Ich wusste ja schon immer, dass die Regierung nicht normal war, aber so grausam?! Die Ausbildung war alles andere als toll, im Gegenteil manchmal dachte ich, ich würde auf der Stelle verrecken." , sein Blick wurde düster und Hass wurde in seinen Augen widerspiegelt.

Wurde er auch in diese "Anstalt" wie ich vor ein paar Wochen gesteckt?

"Um deine Frage zu beantworten, nein ich wurde nicht in diese "Anstalt", wie du gesteckt. Ich wurde "ganz normal" ausgebildet. Dieser Ort, in dem du warst, gibt es noch nicht so lange und wie es dort zu und her geht ist alles andere als menschlich."

Hatte ich etwa gerade laut gedacht? Upps.

"Für diese "Anstalt" sammeln sie alle Rebellen ein, die in irgendeiner Weise auffallen und sich gegen das System wehren. Also Leute wie du. Sie versuchen euren Willen zu brechen, indem sie euch schlagen und foltern. Mit dieser Taktik hoffen sie, dass ihr aufgibt und sie euch dazu bringen können auf ihre Seite zu wechseln. Sie sagen euch, das ihr zu "Killermaschinen" ausgebildet werdet, aber das benutzen sie nur als Vorwand. Bei jedem Test oder Training, das sie durchführen, wollen sie sehen, wer am stärksten und besten ist. Wer der optimale Krieger für die Regierung ist."

"Wer dann aber nicht mitziehen will, muss einen hohen Preis für sein Leben bezahlen. Diese Leute werden in  den sogenannten Keller gesteckt und was dort passiert, will ich dir gar nicht erst erzählen...jedenfalls hat man dort nochmal die Chance es sich anders zu überlegen und der Regierung zu dienen. Wenn nicht, dann ja..."

Das zu hören verpasste mir eine Gänsehaut.

"Wie du weisst, war ich immer, wirklich immer  und werde es auch immer, der gleichen Meinung wie du, was die Regierung anging, aber um zu überleben musste ich handeln. Ich schleimte mich also bei meinem Anführer ein und wurde so zu seinem engsten Berater. So kam ich an Informationen, die sonst niemand wusste. Ich habe meine Verbündeten, die das grausame Spiel der Regierung auch satt haben. Mit den Informationen, die mir immer zugeschoben werden, wollen wir einen Plan aushecken, um dem ganzen ein Ende zu setzen. Um nicht aufzufallen spielten wir einfach ganz brav ihr Spielchen mit. Jetzt weisst du auch sicher warum ich keine andere Wahl hatte, als eine Waffe auf dich zu richten. Ich wäre sonst aufgeflogen."

Sofort wurde ich von Schuldgefühlen überfallen. Ich hatte ihn zu unrecht beschuldigt.

"Als mein Anführer auf dich schoss, kamen Jeremy und Ava aus den Büschen und Jeremy erschoss ihn. Du wirst mir nicht glauben, wie froh ich darüber bin, den endlich los zu sein."

Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht.

"Leider bin ich dadurch, dass ich euch geholfen habe aufgeflogen und werde jetzt gejagt von der Regierung. Genau wie du."

"Warum?", fragte ich geschockt.

"Ich wegen Verrat und du...nun ja, da wegen dir ein ach so grosser Anführer erschossen wurde, fragen sie sich natürlich, was an dir denn so besonders ist. Du bist eine Gefahr für sie, weil Leute für dich töten."

"Und Jeremy und Ava? Werden sie auch gejagt?"

"Jeremy auf jeden Fall, da er den Anführer erschossen hat, aber bei Ava bin ich mir nicht sicher. Aber ich denke schon, denn sie war auch bei der Schlacht gegen die vielen Soldaten beteiligt. Wir müssen ab jetzt alle ganz vorsichtig sein."

Er griff nach meiner Hand und drückte diese. Seine grünen Augen trafen auf meine.

"Es tut mir alles so leid, Jade.", flüsterte er.

"Nein, mir tut es leid

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"Nein, mir tut es leid.", sagte ich und kämpfte mit den Tränen.

Wir umarmten uns fest und mussten beide ein paar Tränchen vergiessen.

"Endlich habe ich meine Schwester wieder.", murmelte er in mein Haar.

"Und ich meinen Bruder."









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