Kapitel 15

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Entgeistert blickte ich in die Richtung aus der ich die Stimme vermutete.

War ich psychisch schon so zerstört, dass ich mir jetzt Stimmen einbildete?

"Halt die Klappe oder sie werden dich als nächstes holen...", murmelte die Stimme mehr zu sich selbst als zu jemand bestimmtem.

Durch mein Glasfenster konnte ich gegenüber von mir in der untersten Reihe einen Jungen erkennen, der mit leblosem Gesichtsausdruck vor sich hinstarrte. Er murmelte immer wieder das gleiche, bis sich nur noch seine Lippen bewegten und er schliesslich verstummte.

In seinen Augen konnte ich erkennen, dass er schlimmes erlebt haben muss. So wie er da sass hätte man meinen können  er wäre einfach eine Statue, die als Dekoration diente. Sein Blick war starr, sowie sein ganzer Körper. Blinzeln tat er fast nie. Um seine Handgelenke lag ein Verband, der bereits in Blut getränkt war.

Er versuchte sich umzubringen, schoss es mir sofort durch den Kopf. Aber jemand hat es verhindert, das es soweit kommen würde...

Seine blonden Locken und sein zu blasses Gesicht mit den schwarzen, tiefen Schatten um seine Augen, die aufgeschürfte Lippe und dieser trostlose Blick, liessen ihn wie einen gefallenen Engel wirken.

Er bemerkte meinen Blick, denn er schaute zu mir hoch. Ich schreckte kurz zurück, da ich nicht wusste, wie er reagieren würde. Ein Grinsen umspielte seine Lippen und er schaute auf seine Hände.

Dieses komische Grinsen erinnerte mich an einen Psychopathen. Tut mir leid, aber es sah wirklich so aus. Was musste das für ein Ort sein, der solche Sachen aus einem Menschen hervorbrachte?

Meine Gedankengänge wurden unterbrochen, denn der Arzt der vorhin das verstörte Mädchen "abholte" stand plötzlich direkt vor meiner Glaswand. Zuerst war ich überrascht, aber dann überkam mich eine schreckliche Wut. Er war es der diesen Menschen so viel Leid zufügte.

"Was wollen sie damit bezwecken, uns hier einzusperren?", fing ich an zu schreien, ganz zur Freude des Doktors. Er fing an zu lachen, mich zu verspotten. Er blickte zur Seite und nickte jemandem zu.

Kurz darauf wurde mein Käfig geöffnet und zwei Soldaten griffen nach meinen Armen.

"Was soll das? Lasst mich sofort los!", schrie ich noch lauter und schlug um mich, um es den Soldaten zu erschweren mich aus dem Käfig zu ziehen. Meine Verteidigung hielt nicht lange an, denn sie hatten mich bereits nach kurzer Zeit problemlos aus dem Käfig gezerrt. Der Arzt betrachte das ganze Schauspiel mit einem fetten Grinsen im Gesicht.

Arschloch!

Der junge Arzt lief vor uns und ging zu einer Schiebetüre. Diese musste er mit einem Code öffnen. Wir bogen rechts ab und eine weitere Tür wurde geöffnet. Den ganzen Weg über tobte ich im Griff der Soldaten und schrie. So laut ich konnte. Ein Befreiungsversuch startete ich damit, dass ich dem einen Soldaten in seine Hand biss. Ich biss fest zu und konnte nach einer Weile den metallischen Geruch nach Blut in meinem Mund spüren. Er liess von mir ab und hielt sich stöhnend die Hand. Der andere Typ der mich festhielt, griff nach seinem Elektroschock-Stab und versetzte mir damit einen Schlag. Der Elektro Impuls floss durch meinen ganzen Körper und ich sackte zusammen. Ich war wie gelähmt und liess mich widerstandslos weiterziehen. Wir kamen in einem Raum an, wo ich auf einen Stuhl gesetzt wurde. Dabei wurden meine Handgelenke an der Lehne des Stuhls mit Fesseln fixiert. Wie benebelt sass ich da und hatte Mühe meinen Kopf gerade zu halten. Mir wurden so viele Schläge verpasst, dass ich aufhörte zu zählen.

"Na, gibst du jetzt auf Jade?", säuselte der Doktor und beugte sich zu mir runter.

"Niemals!", knurrte ich entschlossen und funkelte ihn wütend an.

"Es ist niemand da, der dich retten wird. Alle deine Freunde sind tot.", flüsterte er mir ins Ohr.

Meine Augen weiteten sich und ich versuchte mich von den Fesseln zu lösen.

"Das stimmt nicht!", schrie ich.

"Sieh selbst.", sagte er lächelnd und zeigte nach vorne auf einen Bildschirm.

Ein Bild erschien auf der grossen Leinwand. Eines das ich eigentlich nie sehen wollte.

Grenze 18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt