Kapitel 2

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Wohin werden sie mich bringen? Was werden sie mit mir machen? Diese und tausend weitere Fragen schwirrten in meinem Kopf herum.

Die Soldaten schleiften mich einfach mit und liefen zielstrebig auf ein Gebäude zu. Etwas unsicher hob ich meinen Kopf und sah einen riesigen grauen Klotz vor mir. Er ragte bis weit in den Himmel hinauf und sah einfach nur hässlich aus. Die Kälte die dieses Gebäude ausstrahlte, bereitete mir eine Gänsehaut.

Langsam spürte ich wie die Kraft wieder zurück in meinen Körper floss. Trotz des stechenden Schmerzes in meinem Rücken fasste ich neuen Mut. Egal was sie mit mir vor haben, ich werde stark bleiben. Ich werde mich nicht verbiegen lassen.

Wir hatten den Eingang erreicht und einer der Soldaten tippte irgendwas in ein Gerät das neben der Tür stand,wahrscheinlich ein Code, bevor sich die Tür dann öffnete.

Das Innere des Gebäudes war noch schrecklicher als sein Äusseres. Es war stockfinster und nur Fackeln, die alle paar Meter platziert waren, erleuchteten den Raum. Den Gang den wir entlang liefen schien endlos. Wir bogen unzählige Male ab, einmal rechts, einmal links und eine Treppe herunter bis ich endgültig keine Orientierung mehr hatte. Ich fühlte mich ausgeliefert.

In der Dunkelheit konnte ich eine Türe ausmachen, die ein Symbol zeichnete. Meine Augen verengten sich, in der Hoffnung ich würde besser sehen und das Symbol erkennen können, aber es klappte nicht. Ohne jegliche Vorwarnung wurde ich genau durch diese Türe gezerrt und kam in einen anderen, neuen Raum. Da der Raum so hell war musste ich mehrere Male blinzeln, damit sich meine Augen an das Licht gewöhnten. Die zwei Soldaten lockerten ihren Griff um meine Arme und ich schaute mich um. Ich war in einem Raum, der komplett weiss gestrichen war. Die Wände, der Boden einfach alles.
Als hätten die Soldaten ein Kommando erhalten, liessen sie plötzlich gleichzeitig von mir ab und verschwanden.
Etwas verloren stand ich in der Mitte des Raumes und wusste nicht was ich tun sollte.
"Lasst mich raus!", schrie ich kurzerhand und hämmerte wie eine Verrückte gegen die Tür.
Niemand hörte mich.
Aus Verzweiflung verpasste ich der Tür einen kräftigen Tritt mit meinem Fuss.
"Scheisse...",fluchte ich leise vor mich hin und warf die Arme dabei in die Luft.

Wütend tigerte ich zur anderen Seite des Raumes und liess mich in einer Ecke nieder. Die Beine angewinkelt und den Blick starr und emotionslos auf die Tür gerichtet.

Es vergingen gefühlte Stunden bis endlich jemand herein kam. Sofort sprang ich auf und musterte die Person kritisch.

"Na, Jade? Hast du dich wieder beruhigt?", sagte er spöttisch als er langsam auf mich zulief.

Diese Stimme erkannte ich sofort. Es war der Soldat der mir sagte: "Einen Schritt weiter und ich werde dich eigenhändig verprügeln."

Alle Alarmglocken klingelten bei mir und ich war auf alles gefasst. Ich gab ihm keine Antwort auf seine beschissene Frage sondern hob nur frech mein Kinn.

Er hatte mich erreicht und flüsterte mir ins Ohr: "Wegen dir ist er gestorben."

Der Mann der ausgepeitscht wurde. In meinen Augen spiegelte sich Mitleid und Trauer.

Der junge Soldat blickte mir in die Augen, grinste und lief in einem Kreis um mich herum.

"Hättest du dich nicht eingemischt, würde er jetzt noch leben.", sprach er weiter.

Ich kniff meine Augen zusammen, um Tränen davon abzuhalten meine Wangen hinab zu kullern.

Was wenn es stimmte was er sagte? War ich wirklich schuld an seinem Tod?

Du musst stark sein Jade

Schnell blinzelte ich die Tränen weg und ballte meine Hände zu Fäusten. Er will mich bloss mit seinem Geschwafel ablenken.

"Nun ja, du wolltest ja nicht auf mich hören. Und wer nicht hören will muss fühlen.", sagte er und verdeutlichte seine Aussage indem er mir eine heftige Ohrfeige verpasste.

Geschockt schaute ich ihn an und fasste mir an die Wange.

Wie ein Raubtier lief er immer noch im Kreis um mich herum. Ich hörte ihn lachen und das machte mich nur noch wütender. Ich drohte gleich zu explodieren.

Er stand vor mir und grinste mich an. Zornig schaute ich zu ihm auf, da er mindestens einen Kopf grösser war als ich.

Die Spannung zwischen uns wurde immer grösser und als ich es nicht mehr aushielt, handelte ich rasch. Ich rammte ihm mein Knie mit voller Wucht in seine Magengegend, damit er sofort ein paar Schritte zurücktaumelte. Er krümmte sich vor Schmerz nach vorne. Das nutzte ich aus und schubste ihn noch mehr nach hinten, damit er schliesslich umfiel.

Er schien überrascht, doch schien sich schnell wieder zu fangen.
Unerwartet kamen urplötzlich von allen Seiten Soldaten. Ich war umzingelt.
Zwei seiner Kollegen hielten mich fest, während er sich in dieser Zeit aufrappelte.
Ich tobte, zappelte und schrie, doch ich hatte nicht die geringste Chance gegen sie. Sie zwangen mich auf die Knie, was ich nur mit Widerstand über mich ergehen liess.
"Wie erbärmlich das du es nicht einmal alleine gegen mich aufnehmen kannst.", sagte ich mutig.
Anstatt einer Antwort, spürte ich wie er seine Faust in mein Gesicht schmetterte. Direkt auf meine Nase. Immer und immer wieder. Der Schmerz war unerträglich und ich spürte wie Blut aus meiner Nase floss. Es tropfte langsam auf den weissen Boden.
Wie konnte jemand wie er in seinem Alter schon so grausaum und böse sein?
"Ich muss mein Versprechen einlösen dich zu verprügeln.", grinste er.
Der nächste Schlag den er mit seinem Fuss in meinen Bauch vollführte liess mich aufwimmern. Es blieb nicht bei diesem einen Schlag, sondern gefühlte tausend Mal.
Mit jedem Schlag wurde ich schwächer und drohte das Bewusstsein zu verlieren.
Als ich dachte es könnte nicht noch schlimmer werden zückte er ein Messer.
Ich schnaubte und versuchte mich erneut aus dem eisernen Griff zu befreien. Er wird mich umbringen! So wollte ich nicht von dieser Welt gehen.
Ich funkelte ihn böse an und spuckte das Blut, das sich bereits in meinem Mund sammelte auf die Schuhe des Soldaten.
Ohne etwas zu sagen packte er meinen Arm und näherte sich mit der Klinge meiner Haut.
Reflexartig schloss ich meine Augen. Ich wollte nicht sehen wie er meine Pulsader aufschnitt.
"Sie hin!", sagte er.
Ich schüttelte entschlossen meinen Kopf und kniff meine Augen noch mehr zusammen.
"Na los! Sieh hin habe ich gesagt!", schrie er diesmal so laut, dass mein Trommelfell zu platzen drohte.
Langsam öffnete ich meine Augen und sah zu meinem Handgelenk. Es war wohl besser, wenn ich das tat was er sagte. Wer weiss was er sonst noch mit mir machen würde. Die spitze Klinge bohrte sich tief in mein Fleisch und sofort durchzuckte mich ein höllischer Schmerz. Das Blut tropfte meinen Arm hinab und hinterliess spuren auf dem weissen Boden. Er liess kurz von mir ab und setze zu einem anderen noch tiefern Schnitt an. Moment mal. Er schlitzte gar nicht meine Pulsader auf. Was nun auf meinem Handgelenk eingraviert war, liess mich in Rätseln. Es war ein X. Ein Kreuz.

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