Kapitel 5 : Verloren
~*~
Sie blinzelte ein wenig und streckte sich genüsslich unter der warmen und weichen Decke. Ann wollte nicht aufwachen und vergrub ihr Gesicht in dem dicken Kissen. Sein Duft umhüllte sie und sie sog ihn tief in sich auf.
War das wirklich geschehen?
Ein kleines seliges Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht als sie an die letzten Stunden dachte. Wie wundervoll sich seine Hände auf ihrer Haut angefühlt hatten und wie schön es gewesen war ihn so nah zu spüren.
Sie spürte wie ein leicht berauschendes Gefühl durch ihre Ader strömte und seufzte tief.
So entspannt und glücklich war sie schon ewig nicht mehr gewesen und so wie es schien hatte sie lange und ohne schrecklichen Träume geschlafen.
Derek war einfach unglaublich und sie war unendlich froh das sie sich ihm geöffnet hatte.
Vielleicht würde er ihr helfen können? Vielleicht würde er sie sogar unterstützen und mit ihr zur Polizei gehen. Sie beschützen...
Aber dafür würde sie ihm alles erzählen müssen und wenn sie ehrlich zu sich selber war, war sie dazu noch nicht bereit.
Sie öffnete ihre Augen und sah das die Sonne bereits tief am Horizont stand. War es wirklich schon so spät? Ann hatte alles um sich herum vergessen, selbst die fürchterlichen Nachrichten, das ein weiteres Opfer gefunden worden war und sie nun offiziell gesucht wurde.
Wenn Derek nicht gewesen wäre, wäre sie sicher bereits auf irgendeinem Highway auf dem Weg in eine andere Stadt wo der Albtraum in eine neue Runde gehen würde.
Gähnend rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und drehte sich unter der warmen Decke zu Derek um. Ihre Finger glitten über das kühle Laken, suchten nach seiner warmen, weichen Haut doch das Bett neben ihr war leer.
Verwirrt setzte sie sich auf und schlang die Bettdecke um ihren nackten Körper. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals als sie sich im Zimmer umsah und registrierte das auch seine Sachen verschwunden waren.
Nur ihr Kleid, ihre Unterwäsche und die kleine Flasche mit dem Lavendelöl waren zu sehen.
„...Derek?" flüsterte sie und spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals.
Das durfte nicht sein. Alles, nur bitte das nicht.
Vorsichtig kletterte sie aus dem Bett und stellte sich hin. Ein leichter Schmerz zog durch ihren Knöchel doch sie spürte das es viel besser ging als noch vor einigen Stunden.
Unsicher schritt sie, in die Bettdecke gehüllt, hinüber zum Badezimmer und klopfte an.
„Derek? Bist du da drin?" versuchte sie es noch einmal doch auch diesmal bekam sie keine Antwort.
Mit zittrigen Fingern drehte sie den silbernen Knopf und öffnete die Tür. Der dahinterliegende Raum war dunkel und unberührt.
Er war weg.
Die Erkenntnis traf sie hart und mit voller Wucht. Ann zitterte plötzlich am ganzen Körper als ihr klar wurde das er sie nur benutzt hatte.
Der Mann dem sie sich geöffnet und hingegeben hatte, hatte sie eiskalt benutzt und liegen gelassen wie ein Stück Dreck.
Wahrscheinlich hatte er nur darauf gewartet das sie eingeschlafen war um dann still und heimlich zu verschwinden.
Sie spürte wie ihr die Tränen langsam über die Wangen liefen und sie sackte kraftlos an der Wand zu Boden.
Schluchzend verbarg sie ihr Gesicht auf ihren Armen und fühlte sich furchtbar erniedrigt.
Warum war sie so leichtgläubig gewesen und hatte sich auf ihn eingelassen, ihm vertraut und auch noch mit ihm geschlafen?
Sie war doch sonst so ein vorsichtiger und besonnener Mensch. Wieso hatte sie bei ihm nur alle Bedenken über Bord geworfen? Und warum tat ihr Herz so fürchterlich weh wenn sie an ihn dachte?
Ihre Fingernägel krallten sich in ihre Haut als ihr klar wurde, das sie sich Hals über Kopf in einen fremden Mann verliebt und dieser sich ohne ein weiteres Wort davon gemacht hatte.
Für ihn war sie nur ein One Night Stand gewesen.
Ann raffte sich auf und krabbelte über den weichen Teppich hinüber zum Bett, zog sich an der Kante hoch und ließ sich auf das weiche Bett nieder.
Erinnerungen rasten durch ihren Kopf, sie schluchzte leise und fuhr sich schniefend mit den Handrücken über die laufende Nase.
Ihr Herz schmerzte und schlug viel zu schnell in ihrer Brust.
Ja, sie war naiv und ja sie hatte sich in Derek verliebt aber sie war niemand der sich unterkriegen ließ.
Sie hatte bereits soviel ertragen müssen, da war das, was der dunkelhäutige Mann ihr angetan hatte, nichts dagegen.
Er hatte sie vielleicht erniedrigt und mit ihr gespielt aber sie war stark und sie würde auch das irgendwie überstehen.
Entschlossen stand sie auf, ignorierte verbissen das stechen in ihrem Knöchel und griff unterm Bett nach ihrer kleinen dunkelblauen Tasche die sie, mit Tränen auf den Wangen, aufs Bett fallen ließ.
Mit wenigen geschickten Handgriffen hatte sie ihre wenige Garderobe in dieser verstaut. Ihre Bewegungen waren schnell und routiniert, zu oft hatte sie schon hektisch ihre Sachen gepackt.
Nachdem sie auch ihre Kosmetik in einem kleinen Beutel verstaut hatte, ging sie vom Bad zurück zum Bett, stolperte über die kleine Ölflasche und konnte sich im allerletzten Moment am Bett festhalten um nicht zu Boden zu fallen.
Wütend und mit Tränen überströmtem Gesicht griff sie danach und schleuderte sie mit einem Schrei an die ihr gegenüberliegende Wand.
Klirrend zersprang sie in hunderte Glassplitter die zu Boden fielen während das Öl an der Wand nach unten lief.
Der sanfte Duft nach Lavendel umhüllte sie, brachte die Erinnerung an ihn zurück wie er ihr den Knöchel massiert hatte und sie schwor sich nie wieder etwas zu kaufen das nach den violetten Blüten roch.
Völlig aufgelöst griff sie nach ihrem Kleid und zerriss es mit ihren bloßen Händen. Ihre Wut war übermächtig und so blieb auch ihre Unterwäsche nicht verschont. Jegliche Erinnerung an Derek war zerstört und alles würde hier in diesem Zimmer bleiben.
In ihrer Tasche griff sie nach einer Jeans und einem dunklen Pulli, neuer Unterwäsche und ihrer Bürste.
Im Bad ersparte sie sich den Blick in den Spiegel. Sie wusste das sie scheußlich aussah und so wusch sie sich, zog sich an und bändigte ihr langes Haar. Ihr Wunsch nach einer Dusche würde warten müssen, sie musste hier weg und das so schnell wie möglich.
Zurück im Zimmer ließ sie ihren Blick über das Chaos schweifen welches sie hinterlassen hatte und schämte sich dafür.
Schnell griff sie in ihre Handtasche und zückte ein paar Dollarscheine aus ihrem Geldbeutel für das Zimmermädchen.
Ann ging die paar Schritte hinüber zum Nachttisch um das Geld dort gut sichtbar zu deponieren und entdeckte einen kleinen bunten Fetzen Papier, der auf dem Boden lag, doch gerade als sie sich bücken wollte, erkannte sie das es nur ein Stück aus ihrer Zeitschrift war.
Darum konnte sich auch das Zimmermädchen kümmern.
Sie verstaute ihr Ladekabel in der Seitentasche und griff erneut nach ihrer kleine Handtasche. Nach kurzem suchen hielt sie ihr Handy in der Hand. Es war schon kurz nach sieben...
Schnell ergriff sie ihre Jacke, warf sie sich über und ging mit ihren Sachen zur Tür doch gerade als sie auf den Flur treten wollte hielt sie einen Moment inne.
Ihr Herz schlug plötzlich schneller und sie konnte sich nicht erklären warum.
Etwas unsicher öffnete sie ihre Tür und trat hinaus auf den kleinen, spärlich erleuchteten Flur und fand sich in einem Albtraum wieder.
DU LIEST GERADE
Frozen (Criminal Minds FF)
FanfictionAnn hat die Hölle auf Erden überlebt und ist seit dem ständig auf der Flucht. Bis sie auf ihn trifft und sich in ihn verliebt. Doch ist er wirklich einer der Guten oder geht ihr Albtraum von neuem los?