Kapitel 1.

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Mein Blick war nach draußen gerichtet. Kleine Tropfen fielen vom Himmel und ließen sich auf den bunten Blättern nieder, ehe sie hinunter auf die feuchte Erde rutschten. Eine angenehme Stille durchfuhr den Raum, in dem ich mich befand. Das einzigste was zuhören war, war das Geräusch der Regentropfen, welche gegen die Glasscheibe vor mir prasselten. Vorsichtig fuhr ich mit meinem Zeigefinger über die kühle Fensterscheibe und betrachtete die nasse Natur vor meinem Fenster. Es waren keine Tiere zu sehen, keine Menschen. Nur die kleinen, schimmernden Tropfen, welche wie aus dem Nichts vom Himmel fielen und auf den Boden landeten. In einer fließenden Bewegung rutschte ich von dem breiten Fensterbrett, auf dem ich immer saß, wenn ich meine Ruhe brauchte, und ließ mich auf den hellen Holzboden sinken. Gähnend streckte ich mich, ehe ich mir meinen Weg durch das chaotische Zimmer bahnte. Vielleicht war es mal wieder an der Zeit aufzuräumen. Müde schleppte ich mich durch die Drei-Zimmer-Wohnung, bis ich in der kleinen Küche ankam. Erneut gähnte ich als ich begann mir einen Kaffee zu machen.

"Ich bin wieder da!" ertönte die raue Stimme meines Mitbewohners. Wenig später vernahm ich die knarzenden Holzboden, welcher im Flur ausgelegt war.

"Willst du auch einen?" fragte ich mit müder Stimme, als mein bester Freund die helle Küche betrat.

"Mhhh" brummte er "Wie war dein Tag?" fragte er neugierig.

"Wie immer. Ich wollte noch ein bisschen raus gehen"

"Es regnet, Emilia." sagte er entgeistert und fuhr sich kurz durch seine nassen Haare.

"Ich weiß und du müsstest mich mittlerweile gut genug kennen um zu wissen, dass ich Regen liebe" grinste ich.

"Ja, das ist mir bewusst und trotzdem verstehe ich es nicht. Regen ist so....so nass und kalt."

"Ich weiß, Alex" konzentriert goß ich die heiße, braune Flüssigkeit in zwei Tassen und reichte eine davon dem brünetten, jungen Mann mit dem wuscheligen Haaren.

"Danke" sagte er lächelnd. Ich hüpfte ebenfalls lächelnd auf die Theke und trank einen großen Schluck des koffeinhaltigen Getränks. "Wie läuft's eigentlich mit Naomi?"

"Naomi...." seufzte er. "Wir haben...Streit.....glaub ich...." murmelte er leicht verletzt.

"Glaubst du?"

"Ich...Ja....Ach scheiße! Wolltest du nicht rausgehen?" gab Alex wütend von sich. Augen verdrehend nahm ich einem letzten großen Schluck meines Kaffees, ehe ich von der Theke sprang, den Rest des Getränks wegkippte und die Küche verließ. Schnellen Schrittes lief ich in mein unaufgeräumtes Zimmer, nahm mir mein Handy und meine Kopfhörer, schlüpfte in meine grauen Vans und zog mir meine Lederjacke über. Genauso schnell, wie ich den Raum betreten hatte verließ ich ihn auch wieder.

"Tschau!" rief ich noch, bevor ich die Wohnung verließ und nach draußen auf die Straße lief. Es waren wenige Menschen unterwegs und auch nur wenige Autos fuhren die sonst so viel befahrende Straße entlang. Schnell stöpselte ich die Kopfhörer an mein Smartrtphone an und steckte sie mir in die Ohren, ehe ich meine Lieblingsplaylist anmachte und mein Handy in meine Hosentasche rutschen lies.

Ich schlenderte an der Straße entlang in Richtung Park. Meine Schuhe waren mittlerweile nass, genau wie meine Haare auch. Mit den Blick auf den feuchten Boden gerichtet lief ich eine Weile durch die Gegend. Ich konzentrierte mich einzigst und allein auf die Musik in meinen Ohren und die kleinen Regentropfen, die zu Boden fielen. Die Pfützen auf dem Asphalt hielten mich davon ab gerade zulaufen. Es gefiel mir jetzt schon nicht, dass meine Schuhe nass waren. Genau das war wohl der einzigste Nachteil an meinen geliebten Regenspaziergängen. Mit der Zeit änderte sich der Boden in einen leicht matschigen Kiesweg, als ich durch das große rostige Tor ging und den heruntergekommenen Stadtpark betrat. Die Bänke, welche an jeder Ecke des Umzäunten Bereiches standen, waren nass. Das Holz war moosig und manchmal auch morsch. Allgemein war der Park nicht im besten Zustand, doch mochte ich es hier. Meistens war er leer, bis auf der Spielplatz, welcher immer von Großfamilien belagert wurde. Der Spielplatz war auch der einzigste Ort hier, welcher ein wenig gepflegt war, wahrscheinlich, weil er eben viel besucht war. Die Stadt war eben pleite und niemand hatte eine Ahnung warum, manchmal fragte ich mich sogar, ob der Bürgermeister dieser Stadt die ganzen Einnahmen für sich beanspruchte. Es wurde bereits ein Schwimmbad geschlossen, sowie auch ein Kino und meinen Informationen nach stand in Überlegung ob man die Bücherei oder das Theater auch dem Erdboden gleich machen sollte und damit den letzten Rest an Kultur dieses Dreckslochs zu vernichten. Mittlerweile ging mir das alles aber am Arsch vorbei. Hauptsache man konnte hier noch durch die Straßen laufen, ohne Angst haben zu müssen, dass hinter der nächsten Ecke ein Vergewaltiger oder so lauern könnte, wie es in anderen Städten in dieser Umgebung bereits der Fall war.

The girl from the bus stop I girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt