Kapitel 4.

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Das Vibrieren meines Handys holte mich aus meiner Bücherwelt zurück. Ich klemmte das Lesezeichen zwischen die Seiten, legte das Buch bei Seite und nahm mir mein Handy. Insgeheim erhoffte ich, dass Yasmin mir geschrieben hatte, jedoch war es nicht der Fall.

<Lea: Hey, du wolltest mir doch die Nummer von deinem Nachbarn schicken....>

Nachdem ich die Nachricht gelesen hatte, konnte ich nicht anders als die Augen zu verdrehen. Schließlich begann ich Finn zu schreiben.

<Emilia: Hi Finn, ich hab da so eine Freundin, vielleicht hast du sie schon gesehen, jedenfalls hat sie mich gefragt, ob sie deine Nummer haben kann...also kann ich sie ihr schicken?>

Ohne darüber nachzudenken, ob ich das überhaupt so schreiben konnte, schickte ich die Nachricht ab. Wenige Sekunden später kam auch schon eine Antwort.

<Finn: Du meinst die von neulich am Fenster, oder? Ja geht klar.>

<Emilia: Jap, genau die. Danke :)>

Schnell schickte ich meiner besten Freundin die Nummer, ehe ich mich wieder zurück auf mein mit Kissen bestücktes Fensterbrett setzte und mein Buch weiter las.

Gut eine halbe Stunde später, legte ich mein Buch zur Seite, stand auf und ging ins Wohnzimmer. Ich lies mich neben Alex auf der Couch nieder. Kurz sah er zu mir, ehe er seinen müden Blick wieder auf den Fernseher richtete. In seiner Hand hielt er ein Glas mit Wasser und einer sich gerade auflösenden Tablette darin. Wahrscheinlich Aspirin. Seine andere Hand massierte seine Schläfe.

"Und hat sie schon geantwortet?" fragte Alex emotionslos ohne mich auch nur einmal anzusehen.

"Wer?"

"Yasmin" antwortete er gähnend.

"Woher willst du wissen, ob ich sie überhaupt schon angeschrieben hab?" skeptisch sah ich ihn an. Nun wandt er seinen Blick mir zu. Er sah tatsächlich ziemlich fertig aus. Augenringe zierten sein Gesicht. Sein sonst eh schon zerzaustes Haar, war jetzt noch zerzauster. Die kleinen Adern in seinen Augen waren etwas rötlicher und sichtbarer als sonst. Kleine Bartstoppeln ruhten auf seinem Kiefer. Seine Schultern hingen schlaff nach unten und seine sonst so aufrichtige Haltung ähnelte nun mehr einem nassen Kartoffelsack, wie auch der Körper mehr dem meines verstorbenem Großvaters ähnelte, als dem eines durchtrainierten jungen Mannes.

"Emilia, ich kenne dich, wenn du die Möglichkeit hast so einer Frau wie Yasmin zu schreiben, lässt du sie dir nicht entgehen." ein kleines Schmunzeln zog sich über seine Lippen, aber seine müden Augen, ließen ihn nicht glücklich, freundlich oder gar interessiert wirken. Ich zuckte darauf nur mit den Schultern.

"Ich mag sie...Sie ist nett"

"Und heiß" zwinkerte Alex. Als Antwort gab ich ihm einen leichten Klapps auf den Hinterkopf. "Ey, ich sag doch nur die Wahrheit" grummelte er und begann sein Wasser auf Ex zutrinken. "Also, hat sie schon geantwortet?"

"Nein" gestand ich, während ich mich auf dem Nasenrücken kratzte.

"Wird sie sicher noch, es ist ja noch früher Morgen. Wahrscheinlich schläft sie noch, wie jeder normale Mensch"

"Ja...wahrscheinlich, aber Alex, auch normale Menschen stehen an einem Sonntagmorgen um 7:00 Uhr auf" gab ich überzeugt von mir, ehe ich meinen Blick auf den Fernseher richtete.

"Jaja, na dann, ich hau mich nochmal auf's Ohr" sagte Alex gähnend, stand auf und verließ den Raum.

"Schlaf gut" rief ich ihm noch hinterher. Gähnend legte ich mich auf die Couch und starrte weiter auf den Fernseher. Ich merkte wie meine Augenlider immer schwerer wurde und meine Konzentration schwand.

The girl from the bus stop I girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt