Kapitel 6.

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Nach einigen Minuten verließ ich das Badezimmer wieder und ging in mein Zimmer. Yasmin stand vor einem Regal und betrachtete die darauf stehenden Fotos und Bücher. Sie zuckte nach einem Räuspern meiner Seits zusammen und drehte sich um.

"Ist das dein Vater?" lächelnd sah sie mich an und deutete auf eines der gerahmten Bilder.

"Äh...ja" die Erinnerung an ihn schmerzte und der Gedanke daran, dass meine Mutter mit mir über ihn sprechen wollte erschrack mich.

"Ihr seht euch ähnlich" Yasmin schaute zwischen mir und dem Bild, dass meinen Vater und mich zeigte, hin und her.

"Ja...scheint so" sagte ich.

"Alles okay? Du wirkst so...so"

"Ja, alles gut, aber könnten wir vielleicht das Thema wechseln?" leicht lächelnd sah ich sie an.

"Ja klar" meinte sie ebenfalls lächelnd, jedoch konnte ich einen Hauch von Skepsis in ihren wunderschönen blauen Augen erkenne.

"Du kannst dich übrigens ruhig setzen" ich deutete auf mein Bett. Yasmin kam dem nach und ließ sich auf der Matratze nieder. Ich schob meinen großen Schreibtischstuhl vor das Bett und setzte mich. "Achso, willst du vielleicht etwas trinken?" fragte ich leicht beschämt über die Tatsache, dass ich der Brünette noch nichts angeboten hatte.

"Gerade nicht danke" lächelte sie. "Also, erzähl' mir was über dich, Emilia"

Und so begann ich zu erzählen. Nicht alles, aber das nötigste. Ich erzählte von meinem Studium, meiner ehemaligen Liebe zum Klettern, dem Gitarre spielen aus meiner Kindheit, von meinem Bruder und von Lea und Alex. Die Details zu meinen Eltern ließ ich aus, genauso wie ich jedes Mal, wenn Yasmin auf dieses Thema anspringen wollte, ich das Thema wechselte. Es war für mich ungewohnt so viel über mich zu sprechen und Yasmin musste mir gefühlt jedes Detail aus der Nase ziehen. Zwischen durch erzählte sie etwas über sich oder ich erzählte einfach für uns lustige, für ihn peinliche, Geschichten über Alex. Das Zuschlagen der Haustür unterbrach unser Gespräch für eine kurze Zeit.

"Em, ich bin wieder da!" rief Alex. Wenig später ging meine Zimmertür auf und er lugte in den Raum.

"Hi Yasmin" begrüßte er meinen Gast.

"Hi" sagte sie immer noch leicht lachend. "Hast du echt mal-"

"Shh!" unterbrach ich die Brünette.

"Was hab ich?" neugierig sah er uns an.

"Nichts, nichts" grinste Yasmin.

"Okay, dann geh ich mal" skeptisch sah er uns an, ehe, er aus dem Raum verschwand. Die Brünette warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Die Wolken färbten sich langsam in ein dunkles grau und die Äste der Bäume wehten heftig im Wind.

"Ich denke ich sollte lieber gehen, bevor das Gewitter anfängt" meinte sie.

"Ja, hast vielleicht recht" stimmte ich zu, wobei ich sie ungerne gehen lassen wollte.

"Wir können ja morgen einen Kaffee trinken oder so, also wenn du Lust hast" sagte Yasmin etwas zögerlich.

"Ja klar gerne" lächelte ich.

"Kennst du das Café am Marktplatz?"

"Ja, klar"

"Um 16:00 Uhr da?"

"Gerne" sagte ich, während ich mich, wie Yasmin auch, erhob und zur Tür ging.

"Gut dann bis morgen"

"Bis morgen" Wir umarmten uns noch kurz und diese kleine, harmlose Umarmung war vermutlich einer der schönsten Momente, die ich seit langem erlebt hatte.

"Tschau, Alex! Wir sehen uns" rief sie in durch den Flur.

"Jo, tschüss" brüllte er zurück.

"Bis morgen" lächelte sie und verschwand aus im Treppenhaus. Ich schloss die Tür und lehnte mich dagegen. Kurz schloss ich die Augen.

"Welche Schlüsse darf ich aus deiner Reaktion ziehen? War es gut oder nicht?" fragte Alex, welcher nun auch im Flur stand. Ich öffnete die Augen und sah ihn lächelnd an.

"Es war gut...sehr gut. WIr gehen morgen einen Kaffee trinken" erzählte ich.

"Weiß sie, was du für Absichten hast?" fragend sah er mich an.

"Absichten? Was meinst du?"

"Du stehst auf sie" meinte er, während er in die Küche ging. Schnell lief ich ihm hinterher.

"Tu ich nicht!" Oder doch?

"Jaja" meinte er und biss in einen Apfel.

"Wirklich nicht" Mhh...denk nochmal drüber nach, Emilia

"Ist klar, deswegen strahlst du ja auch wie ein Honigkuchen-Pferd, wenn sie dir schreibt. Weil du nicht auf sie stehst"

"Ich...Das...Ich mag sie eben, dass mache ich immer, bei jedem" redete ich mich raus.

"Nicht wenn Lea dir schreibt oder ich"

"Woher willst du wissen, wie ich gucke, wenn du mir schreibst?" skeptisch sah ich ihn an.

"Manchmal schreibe ich dir, wenn wir im selben Raum sind, dann seh' ich es. Meisten rollst du mit den Augen." sagte er in einem selbstbewusten Ton.

"Ich bin dann genervt, weil du auch mit mir reden kannst!" murrte ich.

"Du stehst auf sie" sagte er und verschwand in seinem Zimmer.

"Tu ich nicht!" brüllte ich ihm hinterher und ging ebenfalls in sein Zimmer. Mein Handy vibriete in meiner Hosentasche. Ich angelte es raus und schaltete es an.

<Leon: Hey, Schwesterherz. Wie geht's, wie stehts?>

<Emilia: Ach meldest du dich auch mal wieder ;) Mir geht's gut, dir?>

<Leon: Auch. Ich bin diese Woche hier, ein paar Kumpels besuchen und ich dachte mir, dass du dich sicherlich freuen würdest, wenn dein Lieblingsbruder dich besuchen käme. Also, wie sieht' aus?>

<Emilia: Leon, du musst bedenken, dass ich du mein einziger Bruder bist, aber klar gerne können wir uns treffen. Übermorgen, bei mir?>

<Leon: Jaja, diese Details ;) Aber klar, 17:00 Uhr?>

<Emilia: Jo. Bis dann>

The girl from the bus stop I girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt