"Ich trinke keinen Alkohol." sagte ich ernst und sah auf das kleine Glas vor mir auf dem Tresen hinab, ehe ich meinen Blick Lea zu wendete. Diese blinzelte nur kurz, griff nach ihrem Glas und kippte den Shot kurzer Hand runter.
"Das sagst du mir jetzt zum dritten Mal und trotzdem siehst du so aus, als könntest du den Alkohol gut gebrauchen." Sie deutete dem Barkeeper uns eine weitere Runde zu geben, obwohl ich meinen Shot nicht mal angerührt hatte.
"Warum denkst du das?"
"Du bist total fertig, weil Yasmin dich nur ankackt und du ein schlechtes Gewissen hast, weil du nicht bei ihr bist und sie trösten kannst." sagte Lea und wirkte dabei, als hätte sie diese Worte schon vor einer Ewigkeit auswendig gelernt. Sie kippte den nächsten Shot runter. "Komm schon, sieh mich nicht so an, als wäre ich Gott. Momentan erinnere ich mich nur an deine Worte. Im Bett kann man mich aber gerne als Göttin bezeichnen." Lea zwinkerte mir kurz verspielt zu. Ich um griff mit meinen Fingern eines der Gläser und trank den Inhalt. Der Alkohol brannte in meiner Kehle, das Brennen hielt mich aber nicht davon ab nach dem zweiten Glas zu greifen. Bis es schließlich drei wurden, dann vier.
Nach einiger Zeit zerrte Lea mich auf die Tanzfläche. Sie zwinkerte mir kurz aufmunternd zu, ehe sie begann mit mir zu tanzen. Lea drückten ihren Po gegen meine Hüfte und legte die Hände um meinen Nacken. Meine Hände platzierte ich auf ihren Hüften. Wir bewegten uns im Tackt der Musik.
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Mein Kopf dröhnte, als ich die Augen öffnete. Ich presste die Decke gegen meinen Oberkörper. Das Licht blendete mich. Ich hielt meine Handinnenflächen gegen meine Schläfen und massierte sie in der Hoffnung, das das Pochen in meinem Kopf aufhören würde. Panisch sah ich mich im Raum um. Es war mein Zimmer. Ich war mit niemandem mitgegangen. Ich wusste nicht mehr wirklich was in der gestrigen Nacht passiert war. Das Einzige, was ich wusste war, dass es nicht bei vier Shots und einem Tanz mit Lea geblieben war. Ich erinnerte mich schemenhaft daran mit einer anderen getanzt zu haben. Ich ließ die Decke langsam sinken und sah auf meine halb aufgeknöpfte Bluse hinab. Ich stöhnte laut auf, als mein Hand begann zu klingeln. Ich sah auf dem Nachtisch nach, fand es aber nicht. Meine Jeans von gestern Abend lag auf dem Boden. Ich durchsuchte die Taschen. Kein Handy. Es hörte auf zu klingeln. Mein Blick schweifte auf den Wecker auf meinem Nachtisch. 12:54 Uhr. Ich seufzte und fuhr durch meine kurzen Haare. Mein Handy klingelte erneut. Ich lehnte mich über den Rand des Bettes und sah am Boden nach, bis ich ein leuchten unterm Bett wahrnahm. Ich griff nach meinem Handy und nahm den Anruf entgegen.
"Thies?" Meine Stimme klang rau und verschlafen.
"Guten Morgen, Emilia" Alex' Stimme klang mehr als sarkastisch, als er das Wort 'Morgen' sagte. "Ich wollte dir nur sagen, dass ein Aspirin und ein Glas Wasser auf deinem Schreibtisch stehen. Ach und ich erwarte noch ein Danke für's nach Hause fahren heute Nacht."
"Danke." krächzte ich und warf einen Blick auf meinen Schreibtisch wo tatsächlich Aspirin und Wasser platziert worden waren. "Weißt du was gestern passiert ist?"
"Nur teilweise. Lea hat mich angerufen, weil ihr wohl jemanden gebraucht hab, der euch nach Hause fährt. Ich hab dich von der Bar weggezogen und Lea aus den Armen eines Kerles. Sie müsste übrigens irgendwo im Wohnzimmer liegen, wenn sie sich nicht schon längst verpisst hat." meinte er und seufzte amüsiert.
"Aber du weißt nichts von irgendeiner Frau mit der ich irgendwas gemacht habe, oder?" Leicht panisch knabberte ich an meiner Unterlippe und stand auf, um das Aspirin im Wasser auflösen zu können. Alex schwieg einen Augenblick.
"Nein. Warum? Hast du Yasmin betrogen?" Alex klang angespannt.
"Nein, also das heißt, ich weiß es nicht. Ich kann mich erinnern mit einer Frau getanzt zu haben." Ich schluckte und sah der Tablette beim auflösen zu.
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The girl from the bus stop I girlxgirl
RomanceEmilias kleine unscheinbare Welt stellte sich schlagartig auf den Kopf, nachdem sie eine junge Frau an einer Bushaltestelle irgendwo in einer kleinen Stadt kennen lernte.