Kapitel 26.

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Mein Blick war auf die Straße gerichtet und ich summte leise zur Musik mit. Ich spürte Emilias Blick auf mir und es machte mich nervös.

"Du starrst, Liebling" ich sah nach rechts zu ihr rüber und grinste.

"Ich weiß aber die Aussicht ist so schön." ihr Ton klang als wäre sie die Unschuld in Person. Für einen kurzen Augenblick sah ich neben mir aus dem Fenster. Wir fuhren gerade von der Brücke ab, welche sich über einen großen Fluss erstreckte. Das Gras auf den Wiesen welche sich am Ufer befanden hatte ein blasses grün und wurde wie auch die kahlen Bäume von Frost überzogen. Wäre dies eine natürliche Landschaft, fern ab von Straßen und Industrie gewesen, dann sähe dieser Anblick eventuell auch malerisch aus, aber hier mitten in der Stadt wirkte es nicht so friedlich und so ruhig wie es eigentlich sollte. Mein Grinsen wurde breiter als ich darüber nachdachte, ob sie die Aussicht nach draußen und in meinen Ausschnitt meinte, welcher die dunkelrote Bluse gut zum Vorschein brachte, dennoch aber nicht zu viel zeigte.

"Die Aussicht, ja?"

"Mhh. Die Aussicht." Auch Emilia schien sich ein Grinsen nicht verkneifen zu können.

Nach etwa einer viertel Stunde parkte ich das Auto bei der von Lea genannten Adresse.

"Ich glaube das ist es" murmelte Emilia und zeigte auf ein Mehrfamilienhaus. Wir stiegen beide aus dem Wagen und liefen Hand in Hand auf das Haus zu. Bei dem ebenfalls von Lea genannten Namen klingelten wir schließlich. Die Auswahl an Namen war nicht sonderlich groß gewesen und das Haus an sich machte einen modernen, doch kleinen Eindruck. Ein Vibrieren kam von der Tür aus, Emilia drückte sie auf und überließ mir den Vortritt. Noch immer Hände haltend maschierten wir das Treppenhaus nach oben und blieben an einer offenen Tür stehen, in der Lea lehnte.

"Hi ihr zwei" begrüßte sie uns lächelnd.

"Hey" sagten Yasmin und ich gleichzeitig, was Lea grinsen ließ. Sie zog erst Emilia und dann mich in eine Umarmung, ehe sie uns bat einzutreten.

"Bist du umgezogen?" fragte ich und sah mich in dem langen Flur um.

"Hm? Achso nein. Das ist die Wohnung von einer Freundin. Du kennst sie auch, Em." antwortete Lea. Sie wirkte etwas verpeilt.

"Ich kenne sie?"

"Ja, Olivia. Sie war in unserer Klasse, bis sie in der neunten die Schule wechselte."

"Du hast noch Kontakt zu ihr?" etwas verwundert zog Emilia die Augenbrauen in die Höhe.

"Ich hab sie vor ein paar Monaten mal getroffen. Hab ich das nicht erzählt?" Lea nahm uns beiden die Jacken ab und hing sie an die dafür vorgesehenen Harken. Mein Blick fiel auf ihre Füße und ich stellte fest, dass sie ihre Schuhe noch trug und Emilia und ich sie wohl auch nicht ausziehen mussten.

"Nein, ich glaube nicht." sagte Emilia und trat hinter ihrer besten Freundin in das Wohnzimmer. Es waren wirklich nicht viele Leute anwesend. Drei junge Männer, welche uns ein herzliches Lächeln zuwarfen, saßen auf dem Sofa. Eine junge Frau, vermutlich Olivia, stellte gerade einige Gläser auf den Tisch.

"Hallo, Emilia!" die Frau mit den langen, zusammen gebundenen, schwarzen Haaren kam auf uns auf. "Du erinnerts dich doch noch an mich?"

"Natürlich, Olivia." Emilia hatte ein Lächeln auf den Lippen, jedoch war mir bewusst, dass es nicht echt war und sie sich eher unwohl fühlte. "Darf ich vorstellen, dass ist meine Freundin Yasmin." Emilia biss sich auf die Unterlippe.

"Hallo Yasmin."

"Lea hat schon erzählt, dass du jetzt eine feste Freundin hast, Emilia. Wirklich eine gute Wahl." sagte einer der Männer. Er war etwas kleiner und dürrer, der leichte Bart und das strahlende Lächeln ließen ihn sehr sympathisch wirken. Er hatte sich direkt vor mich und Emilia gestellt und streckte die Hand in meine Richtung auf, um mich zu begrüßen. Ich schüttelte seine Hand. "Mark" stellte er sich vor, ehe er sich Emilia widmete und sie umarmte. "Lange nicht mehr gesehen, Kleines" seiner Stimme war etwas Bedauern beigefügt aber er lächelte noch immer fröhlich.

The girl from the bus stop I girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt