Kapitel 17.

2.7K 160 2
                                    

"Emilia, hey, wach auf" leichtes Rütteln an meinem Arm weckte mich. Gähnend machte ich die Augen auf und sah in Yasmins. Sie hatte sich mittlerweile umgezogen, trug nun eine Jogginghose und ein weißes T-Shirt. "Von wegen du bist nicht müde, hm?" lachte sie.

"Wie spät ist es?" murmelte ich verschlafen.

"Es ist 22:00 Uhr. Ich wollte dich nicht wecken, aber ich wusste auch nicht ob du heute noch nach Hause willst." sagte sie lächelnd und biss sich auf die Unterlippe.

"Mhh...was hab ich denn für Alternativen?" fragte ich und spielte mit einer Strähne ihres Haares. Yasmin kicherte darauf.

"Nun ja, du...du könntest hier bleiben...über Nacht, bei mir." murmelte sie und lies ihren Blicke über meinen Körper schweifen.

"Hm...das wäre doch eine ganz schöne Alternative" hauchte ich und griff nach ihrer Hand.

"Mhh" summte sie und begann mit meinen Fingern zu spielen. "Ich such dir was zum Anziehen raus, okay?"

"Geht klar" antwortete ich und sah Yasmin zu, wie sie zu ihrem Kleiderschrank stolzierte und darin herum wühlte. Ich stand auf und wartete auf Yasmin, welche mir nur wenig später eine graue Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt hinhielt. "Danke" sagte ich. "Das Bad ist wo?"

"Hm? Was?" murmelte sie leicht verträumt.

"Das Badezimmer, wo ist es?" lachte ich.

"Den Flur entlang, die letzte Tür rechts." erklärte sie und vergrub ihre Hände in den Hosentaschen. Ich ging ihrer Beschreibung nach und zog mich darauf im Badezimmer um, wusch mich und lies die Ereignisse noch mal durch meinen Kopf huschen, ehe ich wieder Yasmins Zimmer betrat. Diese hatte es sich mittlerweile auf dem Bett gemütlich gemacht, mit einer Fernbedienung in der Hand. "Dein Handy hat Töne von sich gegeben, ich glaube du hast 'ne Nachricht" sagte sie.

"Danke" erwiderte ich, hängte meine Klamotten über den Schreibtischstuhl, ehe ich nach meinem Handy griff. "Darf ich?" ich deutete auf das Bett. Yasmin sah mich amüsiert an.

"Natürlich" lachte sie. "Wo willst du sonst schlafen? Ich lasse meine Gäste, zumindest die, die ich ganz besonders mag nicht auf der Couch schlafen" zwinkerte sie. Ich krabbelte über die Matratze und legte mich ganz nah neben Yasmin. "Fernsehen?" ich nickte. "Ist alles okay, du sagst nichts?" ihre Stimme nahm einen besorgten Ton an.

"Alles gut, Schatz" flüsterte ich. Mein Herz blieb kurz stehen nachdem ich realisiert hatte, was ich soeben gesagt hatte. Insgeheim hoffte ich, dass sie es nicht gehört hatte, jedoch schloss ich aus ihrem kichern das Gegenteil.

"Schatz....das gefällt mir." murmelte sie lächelnd. Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe ich meine Nachrichten checkte.

Alex: Wo bist du?

Alex: Melde dich Emilia!

Alex: Wenn du jetzt abgehauen bist, weil Naomi und ich es fast im Wohnzimmer getrieben hätten, wäre das kindisch.

Seufzend verdrehte ich die Augen.

"Was ist?" fragte Yasmin.

"Nichts, es ist nur Alex. Hab ihm vergessen zu sagen, dass du mich zum Essen eingeladen hast." antwortete ich ihr.

Emilia: Keine Sorge, ich bin bei Yasmin. Übernachte dort, sprechen uns morgen. Gute Nacht

"Du bist unmöglich Emilia" lachte sie. "Was willst du schauen?"

"Keine Ahnung. Was läuft denn?"

~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Es war so schön, so einfach und doch so verwirrend und kompliziert. Ich lag hier in den Armen der Ex-Freundin meines Bruder. Ich hatte ihr meine Liebe gestanden, sie erwiderte sie. Noch vor nicht all zu langer Zeit hatte ich geglaubt sie sei hetero, noch vor nicht all zu langer Zeit, hätte ich diesen Schritt, diesen einen Kuss, diese drei kleinen und doch so bedeutenden Worte niemals gewagt. Vielleicht war es an der Zeit ein wenig egoistisch zu sein und und es zu wagen, eine Beziehung, insofern sie es denn wollte. Vielleicht war es an der Zeit zu vergessen, dass mein Bruder sie geliebt hatte, vielleicht war es besser so, besser für uns, sollte dieses uns denn überhaupt existieren. Ihre zarten Finger lösten sich von meinen Händen und wanderten zu der Fernbedienung neben uns. Sekunden später wurde der flackernde Bildschirm vor uns schwarz und Stille durch flutete den dunklen Raum, welcher jeglich von der Lichterkette über dem Bett beleuchtet wurde. Sie tauchte den Raum in eine schöne Farbe, ähnelte fast schon dem Licht einiger Kerzen, sorgte für eine angenehme, romantische Stimmung. Ihre Hand wanderte wieder zu meiner, verknüpfte sich mit ihr. Ich drehte mich langsam auf die Seite, lag nun neben ihr und nicht mehr zwischen ihren Beinen. Unsere Hände immer noch mit einander verknüpft, fast schon unfähig sie zu trennen. Ein süßes, kleines Lächeln zierte ihre Lippen, welches mein Herz schneller schlagen ließ und mich verzauberte. Meine freie Hand wanderte hinauf zu ihrem Gesicht, strich einige Strähnen hinter ihr Ohr und wanderte in ihren Nacken, wo sie liegen blieb, auf die Sekunde wartete, in der sie Yasmins Kopf zu einem Kuss ran ziehen dürfte. Und so tat sie es, unsere Lippen verbanden sich, schlossen die Lücke. Es war ein Kuss, wie jeder andere, den wir beide nun hatten und trotzdem so anderes, denn jeder Kuss war anderes und doch perfekt.

"Emilia?" hauchte sie.

"Hm?"

"Ich bin müde" ihre Augen fielen fast zu. Ich zog sie in meine Arme, warf die Decke über unsere Körper.

"Dann schlaf" flüsterte ich und hauchte ihr einen Kuss auf das Haar.

~~~~~~~~~~~~~

Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht. Zarte Finger streichelten meine Taille und weiche Lippen liebkosten meinen Hals als ich aufwachte. Mit den Augen geschlossen genoss ich den Moment.

"Ich weiß das du wach bist, Emilia. Du lächelst." kicherte Yasmin und setzte sich auf. Lächelnd schlug ich meine Augen auf und musterte Yasmin. Sie saß auf meinem Becken, ihre Haare waren zerstruppelt und ihr T-Shirt faltig.

"Guten Morgen" murmelte ich noch verschlafen.

"Morgen" sagte sie mit Fröhlichkeit in der Stimme, lehnte sich zu mir runter und küsste mich. Über das gesamte Gesicht grinsend, griff ich nach ihren Händen und verknüpfte sie mit meinen. Sie löste sich langsam von mir und setzte sich wieder auf. "Wollen wir frühstücken? Ich hab Hunger"

"Dann wollen wir dich nicht hungern lassen, hm?" lächelte ich und musste innerlich darüber lachen, dass sie mir ein wenig wie Lea vor kam. Lea hatte immer hunger. Sie stieg von meinem Becken und zog mich aus dem Bett. Hand in Hand liefen wir die Treppe hinab und erst als lautes Klirren aus der Küche kam, ließ sie meine Hand los. Zusammen betraten wir die Küche, in der Melanie stand und Müsli in sich reinschaufelte.

"Guten Morgen, Schwesterherz" begrüßte Yasmin das jüngste Mitglied der Familie Jones und wuschelte ihr durch das gekämmte Haar. Diese seufzte und zog ihren Kopf unter der Hand der Älteren weg.

"Weißt du Emilia, an irgendjemanden erinnerst du mich" murmelte Melanie.

"Was willst du essen?" fragte mich Yasmin und ignorierte ihre Schwester. Wir wussten beide an wen ich Melanie erinnerte. "Eier und Bacon?"

"Ja klingt gut" antwortete ich.

"Hast du irgendwelche prominente Verwandte?" Melanie schaufelte einen weiteren Löffel Müsli in sich hinein.

"Nein, nicht das ich wüsste" grinste ich. "Kann ich dir was helfen?" wendete ich mich nun wieder an Yasmin.

"Nö, nö, danke" lehnte sie ab und stellte eine Pfanne auf den Herd.

"An wen erinnerst du mich?" nuschelte Melanie fragend.

"An Leon, meinen Ex" seufze Yasmin, ich lehnte mich neben sie an die Theke und beobachtete Melanies Reaktion. "Sie ist seine Schwester und jetzt hör auf zu nerven." fügte sie hinzu und tat die Eier in die Pfanne. "Wie viele?"

"Eins reicht." antwortete ich.

"Moment mal, du schläfst mit der Schwester deines Exs?!"

"Wir schlafen nicht miteinander" zischte Yasmin ihre Schwester an, ehe sie einen Schritt auf mich zu machte und ihren Mund neben mein Ohr platzierte. "Noch nicht" hauchte sie verführerisch. Ein heißer Schauer fuhr durch meinen Körper und ich drehte mich sofort um, damit Yasmins Schwester nicht sehen konnte, wie fertig Yasmin mich gerade machte.

"Mh, klar" murmelte Melanie und verschwand mit ihrer Schüssel aus dem Raum.

"Alles klar?" frech grinsend sah sie mich an. Ich atmete tief durch, ehe ich sie gespielt verzweifelt an sah.

"Mhh, ja natürlich" nuschelte ich, drehte mich kurz zur Tür, ehe ich zwei Finger unter Yasmins Kinn legte, und ihr einen Kuss auf die Lippen holte, ehe ich mich wieder von ihr entfernte. Fragend sah sie mich an, ehe sie sich wieder den Eier in der Pfanne widmete.

"Holst du mir bitte zwei Teller aus dem Schrank?" ich kam dem nach und stellte zwei Teller neben den Herd.

__________________ 

Ich bedanke mich schon mal für jegliche Art von Kritik :)

The girl from the bus stop I girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt