Kapitel 23.

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Es waren noch zwei Tage bis heilig Abend und meine Mum war in Saus und Braus. Die gesamte Familie hatte darunter gelitten, dass sie die Kiste mit den Christbaumkugeln nicht finden konnte, die Dad letztes Jahr irgendwo im Keller verstaut hatte. Den ganzen Tag war sie am putzen. Melanie und ich halfen ihr. Na gut, mehr ich als Melanie. Sie war mit anderen Dingen beschäftigt, weigerte sich auch nur einen Finger zu krümmen, um unserer Mutter ein wenig der Last zu nehmen. Der Weihnachtsbaum war im Wohnzimmer aufgebaut, wartete darauf geschmückt zu werden, genau wie die Plätzchen im Backofen darauf wartete raus genommen zu werden.

"Yasmin Schatz, kümmer dich doch bitte um die Kekse" Mum klang etwas panisch und gereizt, als das schrille Klingeln der Eieruhr ertönte.

"Mache ich" rief ich ihr zu und eilte in die Küche. Die Eieruhr stellte ich aus, bevor ich mir die Topflappen mit den Weihnachtsmotiven schnappte, den Backofen auf machte und das Blech mit den Plätzchen vorsichtig aus dem Ofen holte und auf dem Gasherd abstellte. Neugierig begutachtete ich die Vanillekipferl, denen noch eine Puderzucker Krönung fehlte. "Mum? Soll ich den Puderzucker schon drüber machen?" fragte ich sie mit lauterer Stimme, damit sie mich hören konnte, während sie im Keller räumte.

"Ja bitte, Yasmin. Das wäre nett von dir." antwortete sie und gestattete mir somit mich ans Werk zu machen. Ich lief zum Küchenschrank und durchsuchte ihn nach dem Puderzucker, warf daraufhin einen Blick ins Rezept und bemerkte, dass ich ihn wohl noch mit einem Päckchen Vanille-Zucker mischen müsste. Ich folgte den Anweisungen des Rezeptes und starrte eine Weile später auf die pudrigen Kekse hinab, ehe ich mir einen schnappte.

"Deine Mutter wäre sicher nicht zufrieden, wenn sie sehen würde, dass du all ihre Plätzchen isst, mein Kind." ich drehte mich um sah meinem grinsenden Dad in die Augen. Mit einem Finger auf den Lippen deutete ich ihm mich nicht zu verpetzen und griff nach dem nächsten Kipferl. Kopfschüttelnd verließ er den Raum. Ich lief ihm nach.

"Du hast doch sicher mitbekommen, dass Emilia an heilig Abend kommt, oder?"

"Emilia? Wer war das noch mal?" er sah mich ein wenig nachdenklich an. Ich unterdrückte ein Seufzen.

"Meine Freundin, Dad. Die Frau mit der ich letztens aus war. Die Frau mit der ich mich öfter mal treffe." mein Ton klang gereizter als er sollte. Emilia war meine zweite feste Freundin und schon bei Anna hatte er damals wenig Interesse gezeigt. Aber ich liebte ihn, er war immer hin mein Dad und auch wenn er nicht interessiert in meine Freunde oder Partner war, hatte er doch seine guten Seiten, Seiten die an mir und meinem Leben interessiert waren und dafür war ich ihm dankbar. Er mag einem hart und lieblos erscheinen, doch hat er einen weichen Kern.

"Ach die. Ja, ich erinnere mich. Deine Mutter hatte etwas erwähnt." er klang, als wäre das Thema völlig unwichtig.

"Bitte sei nett zu ihr, okay?"

"Nett? Ich verhalte mich unseren Gästen immer angemessen gegenüber." er lockerte seine Krawatte und sah mich verwirrt an. Ich seufzte.

"Ja klar." Genervt lief ich die Treppe nach oben und ging in mein Zimmer. Mit dem Handy in der Hand setzte ich mich auf mein Bett. Ein Kissen hatte ich in meinem Schoss platziert, stützte die Arme darauf ab und scrollte über meine Social Media. Mein Handy vibrierte und gab einen leisen Ton von sich. Ich sah mir die Nachricht an.

Emilia: Sehen wir uns vor Weihnachten noch?

Yasmin: Soll ich vorbeikommen?

Emilia: Jetzt?

Yasmin: Ja

Emilia: okay, bis gleich. Ich freu mich <3

Yasmin: Ich mich auch

The girl from the bus stop I girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt