"Julian, es tut mir leid!", rief ich in der Hoffnung, er würde mich noch hören. Ich lief ein paar Meter, damit ich um die Ecke sehen konnte. Da ging er und schüttelte leicht den Kopf, Blick auf den Boden gerichtet. Dann verschwand er durch den Ausgang.
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Ich blieb alleine und traurig zurück. Musste ich mich jetzt echt mit ihm streiten? Generell: warum legte ich mich mit so vielen Leuten an, die mir etwas bedeuteten? Obwohl, bedeutete mir Julian was? Eigentlich ja nicht so richtig, aber trotzdem bedrückte es mich.
Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Sollte ich gleich nach der Freistunde zu Hause bleiben oder nicht? Auf nichts hatte ich Lust. Ich entschied, gar nicht zu gehen und in der Schule zu bleiben. Vielleicht ist noch jemand da geblieben und man kann Eis essen oder so. Und tatsächlich fand ich vier Leute aus meiner Klasse, die auch ein Eis wollten und bei denen ich es noch nicht verbockt hatte.
Nachdem wir wieder zurück waren, gingen wir direkt in die nächste Stunde, Deutsch. Dort hatten wir unseren Klassenleiter. Es waren schon einige da, unter anderem Julian, der mich verachtend ansah. Ich erwiderte mit einem traurigen und entschuldigendem Blick, den er aber nicht beachtete, indem er sich wegdrehte. Ich setzte mich neben Daniel, eins weiter saß Julian.
"Ist was passiert?", fragte mich Daniel sofort.
"Nein, warum?", stellte ich mich unwissend. Ok, ich wusste wirklich nicht, was genau er meinte.
"Erstens warst du in der Freistunde nicht da und zweitens ist Julian dermaßen angepisst, dass es nicht mehr auszuhalten ist."
"Ich war Eis essen. Und zu Julian: Warum sollte ich das wissen?"
"Weiß ich nicht, kann ja sein. Ich hab ihn echt gern, aber wenn der nicht schleunigst besser gelaunt ist, darf er sich gerne einen anderen Platz suchen."
"Vielleicht hat er nur einen schlechten Tag."
Das vielleicht konnte ich eigentlich streichen. Er hatte einen schlechten Tag, weil ich ihn schlecht gemachte habe.
Daniel zuckte als Antwort mit den Schultern und dann kam auch schon unser Lehrer.
"Guten Morgen!" Ob er wirklich so gut war, darüber lässt sich streiten.
"Jetzt setzt euch erst mal hin, ich hab euch was zu sagen!" Spannend. Nicht. Ich war so lustlos wie noch nie.
Nachdem alle ihren Platz gefunden hatten, sprach er weiter: "Ihr hattet letztes Jahr alle ein Praktikum, nicht?" Ein zustimmendes Gemurmel ging durch die Klasse.
"Ich muss oder darf, je nachdem wie man es sehen will, euch mitteilen, dass ihr dieses Jahr noch eines macht."
Manche freuten sich, einige stöhnten genervt auf. So auch ich, denn es war eine riesen Arbeit eine Bewerbung zu schreiben und dann musste man auch noch eine Woche lang arbeiten. Aber zuerst musste ich mir ein Praktikum suchen, das auch meine Interessen vertritt.
"Da ich euer Klassenlehrer bin und euch gleichzeitig in Deutsch unterrichte, werden wir in ein bis zwei Wochen nochmal durchnehmen, wie man eine Bewerbung schreibt und alles. Bis dahin erwarte ich von euch, dass ihr es schafft, eine Firma oder was weiß ich zu finden, bei der ihr gern in das Leben eines dort arbeitenden schnuppert. Falls es doch Probleme gibt, kommt zu mir, ich versuche immer zu helfen. Gibt es noch Fragen? Und fragt mich bitte nicht, warum ihr zwei Praktika machen müsst. Ich hab keine Ahnung und kann auch nichts daran ändern."
"Wann wird das Praktikum sein?", fragte jemand.
"Voraussichtlich die zweite Woche nach den Osterferien. Ihr habt also bis zu den Ferien noch zwei Wochen Zeit, dann in den Ferien zwei Wochen und danach noch eine, aber spätestens da sollte eigentlich alles abgemacht sein. Keine Fragen mehr? Gut, dann machen wir mit dem Stoff weiter." Jetzt stöhnten alle genervt auf.
Den restlichen Schultag verbrachte ich damit, aufzupassen, dass ich nicht einschlief.
Zu Hause angekommen, ließ ich das Mittagessen sausen und schmiss mich auf mein Bett. Gerade wollte ich einschlafen, als ich gerufen wurde. Ich raffte mich auf und stolperte mehr die Treppe hinunter als das ich sie ging. Heil unten angekommen, saß meine ganze Familie bereits am Esstisch und schien nur auf mich zu warten. Gegessen hatten sie schon, denn die Teller waren leer.
"Was gibt es denn so wichtiges, dass ich nicht schlafen darf?", fragte ich und setzte mich auf meinen üblichen Platz neben Caro.
"Entschuldigung, aber wir würden euch gerne mitteilen, wo es dieses Jahr in den Urlaub hingeht", erklärte meine Mutter.
"Aber bis zu den Sommerferien haben wir noch ein paar Monate. Warum müssen wir das jetzt schon wissen?", fragte ich.
"Weil es hier um die Osterferien geht. Ich habe heute einen Patienten entlassen, der sehr lange bei mir in Behandlung war und deshalb habe ich einen Zuschuss bekommen. Außerdem hat euer Vater dort Termine."
"Ja, wo denn?"
"In Amerika!", verkündete mein Dad.
Caro und ich schauten uns mit offenen Mündern an, bevor sie anfing, wie verrückt zu schreien und zu quietschen. Sie sprang auf und ab und umarmte dann stürmisch unsere Eltern.
Ich freute mich auch, nur konnte ich es irgendwie nicht zeigen. Klar, es war der Hammer nach Amerika zu fliegen, aber etwas in mir hinderte mich daran, so glücklich darüber zu sein wie Caro.
"Was ist denn los?", fragte mich meine Mum, nachdem meine kleine Schwester in ihr Zimmer gegeangen war und mein Vater anfing, die Küche zusammen zu räumen.
"Nichts, ich ... passt schon." Überlegen, ob ich ihr die Wahrheit sagen sollte, brauchte ich nicht, denn es gab wirklich nichts.
"Doch, es ist was. Ich bin deine Mutter, ich merk sowas", ließ sie nicht locker.
Ich spürte, wie mich die Müdigkeit auf einmal überrollte. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und schloss die Augen. Das tat so gut.
"Ich weiß es einfach nicht. Ich bin komisch", nuschelte ich.
"Na dann." Sie streichelte mir über den Rücken und tätschelte leicht meinen Kopf. Ich schaute sie gespielt böse an, worauf sie lachen musste.
"Ich muss jetzt wieder in die Praxis, ein Patient wartet."
"Ok. Bis später!"
Und mehr bekam ich nicht mit, denn ich schlief noch am Esstisch ein.
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Sorry für das echt kurze (und langweilige) Kapitel :/
Ich hab echt keinen Plan, wie es in der Geschichte weitergehen soll und deshalb veröffentlich ich einfach mal was, bevor dann zu lange gar nichts kommt.Ich hoffe, euch gefällt der Teil trotzdem :)
Votes und Kommentare? Her damit!f r a n z i
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Nicht gesucht, aber gefunden | boyxboy
RomanceNicht gesucht, aber gefunden. So beginnen die schönsten Liebesgeschichten. Luca hat alles, was man zum Leben braucht. Er ist beliebt, hat eine hübsche Freundin und die beste Familie, die man haben kann. Doch was passiert, wenn der Neue Julian ihm ei...