Kapitel 27

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Oh, und wie er angepisst war.

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Ben. Wenn ich diesen Namen hörte, selbst aussprach oder nur daran dachte, kam es mir hoch. Der Typ war ein schleimiger Sack. Entweder sein Erbsengehirn hat es immer noch nicht verstanden, dass Julian MEIN Freund war, oder er legte es darauf an, mich zu provozieren. Und man konnte mich - leider Gottes - sehr leicht provozieren.

Versucht lässig lehnte sein Arm auf der Lehne des Stuhls, auf dem Julian saß, und bei jedem noch so schlechten Witz von ihm lachte er so gespielt und falsch, dass sogar meine Oma durchschauen würde, dass er sonst was mit meinem Freund vorhatte. Ständig suchte er Körperkontakt, einmal fütterte er ihn sogar mit Kuchen! Das einzige, was mich ablenkte und davon abhielt, ihn mit meiner Faust das Gesicht zu streicheln, waren die Nachrichten von Melli. Von dem, was hier abging, bekam sie nichts mit, aber wie gesagt, sie war eine gute Ablenkung. Außerdem erzählte sie mir von einer Party, die sie morgen schmeißen würde und selbstverständlich war ich dazu eingeladen. Als Ehrengast, wir sie meinte. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt noch bei Julian und das war das großes Problem. Wir kam ich weg von hier?

"Bist du dabei?" - "Hallo?" - "Luca?"

"Was?", ich sah von meinem Handy auf und blickte in zwei Augenpaare.

"Ob du mitkommst?", fragte Julian.

"Wohin?"

"Hast du gerade nicht zugehört? Ben hat vorgeschlagen, morgen Abend ein bisschen feiern zu gehen und danach können wir zu ihm." Erwartungsvoll schaute er mich an und wartete auf eine Antwort von mir.

"Hab schon was vor", sagte ich kalt und knapp.

"Und was, wenn ich fragen darf?"

"Bin gerade auf ne Party eingeladen worden."

"Und wo?"

"Bei mir in der Nähe."

"Und wie willst du da hinkommen?"

"Zug?"

"Und ich?"

"Kannst es dir ja mit deinem Ben gemütlich machen", meinte ich und stand auf. Als ich das Cafe verließ, lief Julian mir hinterher und hielt mich auf.

"Was ist denn los?", fragte er.

Hatte er Tomaten auf den Augen?! Merkte er nicht, wie sein angeblicher Freund ihn in meiner Anwesenheit abgräbt?!

"Nichts", erwiderte ich ohne ihn anzusehen.

"Das merk ich", schnaubte er. Ich schaute vom Boden auf, er hatte seine Arme verschränkt und die Augenbrauen hochgezogen.

"Es is Ben, ok?!"

"Was soll mit ihm sein?"

"Checkst du denn gar nichts?!" Mit einem fassungslosem Blick fuchtelte ich wild mit meinen Händen herum. Es machte mich rasend, dass es ihm scheinbar nichts ausmachte, von jemanden auf eine macho Art umworben zu werden, wo er doch einen festen Freund hatte!

Julian wollte ansetzen, doch ich schnitt ihm das Wort ab: "Ach, mach doch, was du willst. Oder eher lass es mit dir machen."

"Pack deine Sachen wieder und verzieh dich", zischte er. "So schnell wie möglich."

"Nichts lieber als das. Ich will euch beide ja nicht stören", erwiderte ich und lächelte provozierend.

-

Ich war auf dieser Party und es fühlte sich falsch an. Ich hätte nicht einfach gehen dürfen, ihn da stehen lassen, abhauen. Ich war egoistisch. Doch aushalten kam nicht infrage. Ich konnte diesen Kerl nicht mehr sehen. Vielleicht kam allein meine Eifersucht hoch und ließ mich das hier tun. Oder ich hatte mit meinem Gefühl bei Ben Recht. Recht damit, was er mit meinem Julian vorhatte. Ich wollte zwar nicht Recht haben, aber ich konnte dieses Gefühl nicht unterdrücken.

"Über was denkst du nach?", fragte mich Melli und schreckte mich somit aus meinen Gedanken.

"Nichts wichtiges", erwiderte ich, wank ab und schaute auf die Flüssigkeit in meinem Becher. Irgendein Mix aus Jägermeister und Red Bull. Schmeckte scheußlich, war aber stark.

"Ich glaube, du brauchst ein bisschen Ablenkung", meinte sie und hielt sich an meinem Arm fest. "Trink das aus, ich hol dir Nachschub." Grinsend drehte sie sich um und wackelte beim gehen extra mit dem Hintern. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich hätte nicht hingesehen.

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Fuck.

Wo war ich?

Warum war ich hier?

Ich wachte auf, hielt mir meinen pochenden Schädel und versuchte mich aufzurichten. Das Zimmer war hell erleuchtet, zu hell. Die Fensterläden waren offen und die Sonne schien herein, doch das war das letzte, was ich gerade wollte. Helligkeit und Lärm.

Unbewusst verdeckte ich mir mit einer Hand die Augen. Als ich diese auf meine Stirn verlagerte und langsam aufstand, kam es mir plötzlich hoch. Der erst beste Mülleimer musste leider daran glauben.

Ok, jetzt ging es mir wenigstens ein bisschen besser. Zumindest so gut, dass ich mich umschauen konnte. Eindeutig ein Mädchenzimmer und noch dazu eines, in dem ich nie war.

Ich hatte noch alle Sachen an, das war ein gutes Zeichen. Doch in welchem Zimmer stand ich? Im Bett lag niemand mehr und auch das Sofa sah unbenutzt aus.

Dann musste ich mich wohl wo anders umsehen. Bevor ich jedoch sämtliche Räume durchsuchen würde, ging ich in das Erdgeschoss, wo ein gewaltiges Chaos herrschte. Glich schon fast einer Party... ach ja, da war ja was. Mellis Party bei ihr Zuhause. Ich war also bei ihr.

Erstes Rätsel gelöst.

Ich stieg über mehrere umgekippte Becher, landete mit meinen Socken in einer klebrigen Pfütze und stieß zu aller letzt auch noch selber etwas um. Fluchend zog ich meine Socken aus und versuchte damit die Mische aus dem Becher aufzusaugen.

"Was machst du noch hier?", fragte jemand hinter mir und klang irgendwie sauer und beschämt. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht von Melli. Sie hatte einen Müllbeutel in der einen, einen nassen Lappen in der anderen Hand.

"Das würde ich selbst gerne wissen", sagte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. "Soll ich dir beim Aufräumen helfen?"

"Ich glaube, das wäre keine so gute Idee", meinte sie und wich meinem Blick aus.

"Was... warum?"

"Weißt du nicht mehr, was gestern passiert ist?" Sie legte ihre Sachen weg und blickte mich fassungslos an.

"Nein, nicht wirklich." Es war echt ein mieses Gefühl.

"Du warst betrunken, ich war betrunken. Wir haben rumgemacht."

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cliffhanger at it's best.
sorryyy
hope you liked it :):

lots of love

f r a n z i <3

Nicht gesucht, aber gefunden | boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt