Kapitel 21

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Wenn er keine Lust auf mich hatte, hatte ich auch keine auf ihn, so einfach war das.

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Ich ging durch die Flure auf dem Weg zu unserem Platz. Julian war noch nicht da, was mich aber nicht wunderte, schließlich bin ich ja so ziemlich vor ihm weggelaufen.

Daniel war aber schon da und begrüßte mich. "Morgen! Wo ist denn dein Loverboy?" Er lachte.

Ich überlegte, ob ich ihm sagen sollte, dass wir uns gerade gestritten hatten, aber irgendwas in mir wollte nicht, dass er es wusste.

"Kommt später", log ich. War eigentlich gar nicht gelogen, er kam wirklich später.

"Mia müsste auch gleich da sein. Ah, da ist sie ja."

Mia ging mit Lisa zusammen den Flur hinunter zu uns. Mia fiel Daniel sofort um den Hals und Lisa umarmte mich. Doch wie immer merkte sie gleich, dass etwas nicht stimmte.

"Wo ist Julian? Habt ihr euch gestritten? Schon wieder?", fragte sie und sah mich böse an.

"Er hat solche Komplexe. Ich darf in der Öffentlichkeit nicht einmal das Wort Outing in den Mund nehmen!", stieß ich genervt aus.

"Gib ihm Zeit." Hielt sie jetzt auch noch zu ihm oder was?!

Ich schnaubte und drehte mich weg. In dem Moment kam Julian zu uns, doch ich ignorierte ihn, also sagte er auch nichts zu mir. Das konnte heute lustig werden.

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Ich saß in Mathe, beziehungsweise lag ich in meinem Stuhl. Ich hatte keine Ahnung, was wir gerade machten. Es interessiert mich aber auch nicht. Ich war nämlich immer noch sauer auf Julian, denn er hatte sich immer noch nicht entschuldigt. Vielleicht gab ich ihm auch keine Gelegenheit, aber...

Unsere Mathelehrerin begann eine Tafelanschrift, es entstand Unruhe, da jeder sein Heft heraus holte und einen Stift suchte.

Diese Unruhe schien Julian auszunutzen und warf mir über Daniels Bank einen kleinen zusammen gefalteten Zettel auf den Tisch. Danach fing er an, die Überschrift auf sein Heft zu übertragen und lauschte den Worten der Lehrerin.

Ich faltete das heraus gerissene Blockblatt auseinander.

Freu mich aufs Grillen

Ich lächelte. Es war zwar keine richtige Entschuldigung, aber man konnte sie als eine werten lassen.

Ich nahm einen Stift und kritzelte eine Antwort unter seine Nachricht.

Entschuldigung angenommen

Mit Absicht malte ich kein Herz oder sonstiges dahinter, er musste sich schon ein bisschen mehr Mühe geben.

Der Zettel kam wieder bei Julian an, ein paar Sekunden später lag er schon mit einer neuen Nachricht bei mir.

Es tut mir wirklich Leid. Komm in der Pause ins Klo, dann kann ichs dir auch zeigen

Grinsend wollte ich den Zettel mit einer Zusage zurück werfen, doch Daniel rammte seinem Ellenbogen in die Rippen, um mich aufzuhalten.

"Frau Schreck hat euch schon die ganze Zeit im Blick, schau", er nickte mit dem Kopf in ihre Richtung und tatsächlich, sie sah mit einem strengen Blick zu mir.

Nicht gesucht, aber gefunden | boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt